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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Flusswelt der Zeit
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setzte, um sich auf die Reise zu begeben. Burton übernahm das Ruder; er drehte sich nur einmal um und winkte mit dem Gral, auf dessen Hülle die Reflexe der Sonnenstrahlen kleine Blitze schleuderten.
    Ruach hatte das Gefühl, daß Burton glücklich darüber war, vom Schicksal zu diesem Schritt gezwungen worden zu sein. Nun war es ihm möglich, sich den Verpflichtungen, die ihr kleiner Staat ihnen auferlegte, zu entziehen. Er konnte aus seinem Leben machen, was er wollte, und sich geradewegs ins nächste große Abenteuer stürzen.
    »Ich glaube, es ist am besten so«, murmelte Ruach vor sich hin. »Während der eine sein Glück in seinem Heim findet, existiert es für den anderen nur auf der staubigen Landstraße. Es ist allein seine Sache, zu entscheiden, wo er sich wohler fühlt. Ich gleiche wohl eher diesem Charakter, den Voltaire einst beschrieb – wie hieß er doch gleich? Ich glaube, die irdischen Dinge beginnen mir bereits zu entgleiten, dem, der zu Hause bleibt und seinen kleinen Garten kultiviert.«
    Er schwieg und schaute dem entschwindenden Boot nach.
    »Wer weiß? Vielleicht wird er Voltaire sogar eines Tages treffen.«
    Ruach stieß einen Seufzer aus. Dann lächelte er.
    »Andererseits ist es natürlich auch möglich, daß ich ihm begegnen werde!«

19
    »Ich hasse dich, Hermann Göring!«
    Die Stimme donnerte in seinen Ohren und verstummte so plötzlich, als habe sie nie existiert.
    Auf dem Höhepunkt seines beinahe hypnotischen Schlafes angekommen, wußte Burton, daß er träumte. Aber er konnte nichts dagegen tun.
    Der erste Traum kehrte zurück.
    Die Geschehnisse waren nebelhaft und verschwommen. Ein Blitzstrahl zuckte auf ihn nieder. Er schwebte wieder in dem mysteriösen Nichts, in dem sich die schwebenden Körper langsam drehten wie in einem Grill. Ein weiterer Blitz der namenlosen Wächter traf ihn und schläferte ihn wieder ein. Eine stark geraffte Fassung seines damaligen Traumes vor der Wiedererweckung zog an seinem inneren Auge vorüber.
    Gott – ein gutaussehender Mann in der Kleidung eines Gentlemans der Viktorianischen Ära – schlug ihm mit einem eisernen Stock in die Rippen und erzählte ihm, daß er die Schuld des Fleisches zu begleichen habe.
    »Was?« fragte Burton. »Welchen Fleisches?« Ganz schwach wurde ihm bewußt, daß er im Schlaf sprach. In seinem Traum waren die Worte nicht zu hören.
    »ZAHL SIE ZURÜCK!« sagte Gott. Sein Gesicht schmolz dahin und verwandelte sich in das Burtons.
    In dem Traum, der nun fünf Jahre zurücklag, hatte Gott nicht geantwortet.
    Diesmal sagte er: »DU SOLLTEST DIE MÜHE MEINER ARBEIT ZU SCHÄTZEN WISSEN, DU NARR! ES HAT MICH EINE MENGE ZEIT UND NOCH VIEL MEHR SCHMERZEN GEKOSTET, DIR UND ALL DIESEN ANDEREN UNWÜRDIGEN TÖLPELN EINE ZWEITE CHANCE ZU GEBEN.«
    »Eine zweite Chance?« fragte Burton. »Wozu?« Er fürchtete sich vor Gottes Antwort. Aber noch mehr ängstigte es ihn, daß Gott, der All-Vater – erst jetzt sah Burton, daß das Auge Jahwe-Odins verschwunden war und aus der leeren Höhle nichts anderes als das Höllenfeuer leuchtete, ihm keine Antwort gab. Er war gegangen. Nein – er hatte sich in einen riesigen grauen Turm verwandelt, der sich zylindrisch aus den gleichfarbenen Nebelfeldern erhob und sich dem Brüllen der See entgegenstemmte.
    »Der Gral!«
    Erneut sah er den Mann, der ihm von dem Großen Gral erzählt hatte. Aber auch er wußte davon lediglich durch einen anderen Mann, der sich seinerseits auf die Erzählungen einer Frau berief, die… und so fort. Der Große Gral stellte eine der Legenden dar, die man sich unter Milliarden von Menschen an den Flußufern erzählte. Wo man auch hinkam – sie existierte.
    Angeblich hatte es ein Mann – oder ein Frühmensch – geschafft, das Gebirge zu bezwingen. Er hatte den Nordpol erreicht – und war dort auf den Großen Gral gestoßen, einen dunklen Turm, eine im Nebel liegende Burg. Und dann war er gestolpert. Oder man hatte ihn gestoßen. Er war kopfüber in die tiefen eiskalten Gewässer gestürzt und gestorben.
    Aber der Mensch – oder Frühmensch – war irgendwo am Flußufer wieder erwacht.
    Der Tod war in dieser Welt nicht endgültig, auch wenn man die Furcht vor ihm nicht verloren hatte.
    Der Mann behielt diese Geschichte nicht für sich. Schneller, als ein Boot segeln konnte, hatte sie sich an den Ufern des großen Flusses ausgebreitet.
    Und deswegen hatte sich Richard Francis Burton, der ewige Pilger und Wanderer, aufgemacht, die Mauern des Großen Grals zu

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