Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01
immer noch nicht wissen, ob wir der Wahrheit auf der Spur sind«, warf Targoff ein. »Er kann natürlich auch gelogen haben, als er Monats Überlegungen nicht widersprach. Vielleicht hat er uns damit nur auf eine falsche Fährte locken wollen. Ich bin jedenfalls der Ansicht, daß wir uns dessen, was wir zu wissen glauben, nicht allzu sicher sein sollten.«
In einer Sache waren sich jedoch alle einig. Die Chance, daß sie noch einmal einen dieser Agenten aufspüren würden, war vorbei. Nun da die anderen – wer immer sie waren – über die Sichtbarkeit der Symbole zumindest in den Reihen von Kazz’ Spezies unterrichtet waren, würden sie andere Abwehrmaßnahmen ergreifen.
Steinberg kehrte drei Stunden später zu ihnen zurück. »Außer diesem kleinen Ding«, sagte er, »gibt es an ihm nichts, was ihn von einem Angehörigen der Gattung Homo sapiens unterscheidet.«
Er zeigte eine kleine, schimmernde Kugel vor, die die Größe eines Streichholzkopfes aufwies.
»Ich entdeckte sie auf der Oberfläche seines Gehirns, wo sie mit Drähten befestigt war, die so winzig sind, daß man sie nur erkennen konnte, wenn in bestimmtem Winkel Licht auf sie fiel. Sie war mit einigen Nerven verbunden.
Ich nehme an, daß Spruce sich mit diesem Gerät selbst tötete, indem er buchstäblich sein Ableben herbeiwünschte. Irgendwie hat dieses Kügelchen seinen Gedanken in die Tat umgesetzt. Ich nehme an, daß es ein Gift freisetzte, das ich allerdings aufgrund meiner mangelnden Ausrüstung nicht analysieren kann.«
Das war sein ganzer Bericht. Dann reichte er das Kügelchen herum.
18
Dreißig Tage später kehrten Burton, Frigate, Ruach und Kazz von einer Reise zurück, die sie flußaufwärts geführt hatte. Es war kurz vor Anbruch des Tages.
Schwere Nebelbänke, die die letzten Nachtstunden hervorgebracht hatten, lagen in einer Höhe von zwei bis drei Metern über dem Fluß. Die Männer konnten kaum die Hand vor den Augen sehen, aber dennoch wußte Burton, der am Bug des aus Bambus gefertigten Einmasters stand, daß sie dem westlichen Ufer ziemlich nahe waren. Je seichter das Gewässer wurde, desto mehr ließ die Strömung nach.
Wenn seine Berechnungen stimmten, mußten sie sich in der Nähe der Palastruine Görings befinden. Er wartete darauf, jeden Moment aus der Dunkelheit eine Landmasse aufragen zu sehen; die Uferzone jenes Gebietes, das für ihn mittlerweile zur Heimat geworden war. Heimat – das Wort bedeutete für einen Mann wie Burton nichts anderes, als einen Ort zu haben, an den man sich nach einer weiten Reise wieder zurückziehen konnte. Wo man Ruhe und Entspannung fand, eine vorübergehende Festung, in der man ein Buch über die letzte Expedition schreiben, sich die Wunden lecken und die nächste Reise planen konnte.
Zwei Tage nach Spruces Tod hatte er plötzlich das Bedürfnis verspürt, sich andere Gegenden anzusehen. Zudem besagten einige Gerüchte, daß man flußaufwärts, am westlichen Ufer in einer Entfernung von etwa hundertsechzig Kilometern, auf eine Kupferader gestoßen sei. In dem umliegenden Gebiet lebten hauptsächlich Sarmaritaner aus dem fünften Jahrhundert vor Christi und dem dreizehnten Jahrhundert entstammende Friesen.
Natürlich hatte Burton diese Meldungen nicht sonderlich ernst genommen.
Immerhin aber motivierten sie ihn für eine längere Reise. Alices Bitte, sie doch mitzunehmen, hatte er abgelehnt. Er war ohne sie aufgebrochen.
Und nun, einen Monat später, eine Reihe von Abenteuern hinter sich, näherte er sich wieder den heimatlichen Gefilden. Die Gerüchte über die Kupferader hatten sich als maßlose Übertreibungen erwiesen. Es gab zwar Kupfer in dem angegebenen Gebiet, aber lediglich in winzigen Mengen. So hatten sie wieder die Segel gesetzt und waren flußabwärts gefahren. Die Rückreise hatte ihrer Entspannung gedient, und sie waren nur zu den Mahlzeiten an Land gegangen, wenn die Bewohner des Uferstreifens, an dem sie gerade entlangfuhren, den Eindruck erweckt hatten, als seien sie freundlich genug, auch Fremde ihren Gralstein benutzen zu lassen.
Die letzte Strecke des Weges hatten sie nach Sonnenuntergang zurückgelegt, wobei sie eine Zone hatten durchqueren müssen, an deren beiden Ufern große Gefahren lauerten: Auf der einen Seite befanden sich sklavenjagende Mohawks aus dem achtzehnten Jahrhundert, auf der anderen ihnen gleichgesinnte Karthager aus dem dritten Jahrhundert vor Christi. Doch der Nebel, in dessen Umhüllung sie gereist waren, hatte sie sicher nach Hause
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