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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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ließen.
    Zumindest um van Boom brauchte er sich keine Gedanken mehr zu machen.

22
    Mitten in der Nacht wachte Sam auf und fragte sich, ob er nicht einen Fehler begangen hatte. Was, wenn van Boom doch nicht so aufrichtig war, wie er sich gegeben hatte? Was war, wenn Firebrass dahinter steckte? Hatte er van Boom möglicherweise mit voller Absicht zu ihm geschickt, um ihm diese Geschichte aufzutischen? Gab es überhaupt einen besseren Weg, Sam dazu zu verleiten, einen Mann für absolut vertrauenswürdig zu halten? Nein. Dann hätte van Boom auch auf den Vorschlag Sams eingehen können, zum Schein mit Firebrass zusammenzuarbeiten.
    »Ich fange schon an, wie John zu denken!« sagte Sam laut vor sich hin.
    Er entschied sich schließlich, van Boom zu trauen. Zwar war der Mann ziemlich stur und manchmal auch ein wenig absonderlich – eben so, wie man sich einen Ingenieur vorstellte –, aber er hatte ein moralisches Rückgrat, das genauso unflexibel war wie das eines fossilen Dinosauriers.
    Unterdessen nahm die Arbeit an dem großen Schiff bei Tag und Nacht ihren Fortgang. Die Platten der Schiffshülle wurden aneinandergefügt und die Trägerbalken geschweißt. Der Batacitor und die gigantischen Elektromotoren waren fertig; die Transportsysteme und Kräne befanden sich im Einsatz. Bei den Kränen handelte es sich um gewaltige Stahlbaukonstruktionen auf Schienen, die der Batacitor-Prototyp mit Energie versorgte. Menschen kamen über Tausende von Meilen in Katamaranen, Galeeren, Einbäumen und Kanus den Fluß herab, um sich die berühmte Baustelle aus der Nähe anzusehen.
    Sam und König John waren sich darin einig, daß die herumlaufenden Schaulustigen nicht nur die Arbeiten behinderten, sondern auch etwaigen Spionen allzu günstige Arbeitsbedingungen verschafften.
    »Außerdem wird die unmittelbare Nähe so vielen Metalls sie zu Diebstählen verleiten. Wir können nicht auch noch darauf achten, daß unsere Leute dadurch gereizt werden. Dafür haben sie einfach schon genug Ärger«, meinte Sam.
    John unterzeichnete sofort die Anordnung, daß alle sich in Parolando aufhaltenden Fremden – davon waren nur Botschafter und Kuriere anderer Staaten ausgenommen – das Land sofort wieder zu verlassen hatten. Desgleichen war es ihnen nicht erlaubt, wieder zurückzukehren. Aber natürlich hielt das die Neugierigen nicht davon ab, während sie an Parolandos Ufer vorbeisegelten, die Hälse lang zu machen und zu gaffen. Man befestigte das Ufer mit hohen Erdwällen, war jedoch dazu gezwungen, da und dort eine Lücke freizulassen, damit die aus anderen Ländern kommenden, mit Holz, Erzen und Feuerstein beladenen Frachtschiffe anlegen konnten. Man sorgte jedoch dafür, diese Lücken so anzulegen, daß man von ihnen aus lediglich einen Blick auf eine der zahllosen Fabrikationshallen erhaschen konnte. Die hohen Kräne und das mächtige Werftgebäude selbst waren natürlich weithin zu sehen, nicht jedoch das im Bau befindliche Schiff selbst.
    Nach einer Weile sank das Interesse an der Touristenattraktion Parolandos jedoch wieder, denn zu viele derjenigen, die sich auf die lange Reise begeben hatten, waren unterwegs in Sklaverei geraten. Schnell verbreitete sich die Nachricht, daß es gefährlich sei, sich in dieser Region aufzuhalten.
    So vergingen sechs Monate. Und das Holz wurde erneut aufgebraucht. Der Bambus brauchte in der Regel zwischen drei und sechs Wochen, um wieder seine volle Größe zu erreichen; die Bäume runde sechs Monate. Alle Staaten, die sich in einem Umkreis von fünfzig Meilen befanden, gaben bekannt, selbst nur noch über soviel Holz zu verfügen, wie sie für eigene Bauprojekte brauchten.
    Damit waren die Bevollmächtigten Parolandos gezwungen, Abschlüsse mit weiter entfernt liegenden Nationen zu tätigen und dort ihre Metalle gegen Holz zu tauschen. Nicht daß man nicht genügend Tauschmaterial in Parolando gehabt hätte, aber der Erzabbau für den Export entzog dem Schiffbau wertvolle Arbeitskräfte und außerdem begann die Zentralebene des Landes immer mehr einer wüsten Kraterlandschaft zu ähneln. Je mehr Holz ins Land kam, desto mehr mußte nach Metall geschürft werden. Die Arbeitskräfte wurden knapper. In dem Maße, wie sich der Holzimport steigerte, mußten auch neue Frachtschiffe auf Kiel gelegt werden, um die heißbegehrten Materialien heranzuschaffen, und eben dieses Holz fehlte dann den anderen Projekten. Männer mußten vom Schiffbau abgezogen und als Seeleute und Frachtschiffgardisten ausgebildet

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