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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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dahintrieben, die alles daransetzen würden, ihnen die ruhige Fahrt zu vermiesen. Außerdem waren die Gegner auch hinter ihnen. Den König schien das offensichtlich nicht aus der Ruhe zu bringen. Vielleicht war er wirklich ebenso kaltblütig, wie Drake das gewesen war, bevor er die Armada gesehen hatte.
    »Aber hier haben wir es mit völlig anderen Umständen zu tun«, murmelte Clemens. »Wir haben keinen Platz, um großartige Wendemanöver auszuführen. Der Fluß ist nur anderthalb Meilen breit. Und nicht mal ein Sturm ist in Sicht, der uns aus der Patsche helfen könnte.«
    Erneut schweifte sein Blick über die Uferlinie. Er tat das jetzt seit drei Jahren, denn so lange war die Flotte schon unterwegs. Clemens war mittelgroß, aber er hatte einen solch mächtigen Schädel, daß seine Schultern beinahe schmal wirkten. Seine Augen waren blau, seine Brauen dicht und seine Nase von fast römischem Schnitt. Er trug das rötlichbraune Haar ziemlich lang, aber der Schnauzbart, ohne den man ihn während seines Lebens auf der Erde gar nicht erkannt hätte, war verschwunden: Es schien der Menschheit bestimmt zu sein, das zweite Leben ohne Gesichtsbehaarung verbringen zu müssen. Clemens’ Oberkörper hingegen war derart mit krausem, rotbraunem Haar bewachsen, daß es beinahe bis an seinen Adamsapfel reichte. Er trug lediglich einen knielangen Lendenschurz und einen ledernen Gürtel, an dem er seine Waffen befestigen konnte und an dem der Köcher für das Fernrohr hing. Seine Füße steckten in leichten Lederschuhen, seine Haut war von der Äquatorialsonne tief gebräunt.
    Clemens ließ das Fernrohr sinken und musterte das eine Meile von ihnen entfernte gegnerische Schiff. Im gleichen Moment blitzte etwas durch den Himmel. Es war ein weißes, gekrümmtes Schwert, das so plötzlich auftauchte, als hätte das Himmelsblau es ausgespuckt. Es fiel herab – und war hinter den Bergen verschwunden.
    Sam war aufs äußerste überrascht. Er hatte zwar schon mehr als einen Meteoriten am nächtlichen Himmel entdeckt, aber noch nie einen solch großen. Und gerade deswegen konzentrierte sich sein Blick derart stark auf ihn, daß er das Abbild noch Sekunden später vor Augen hatte. Dann verschwand das Bild wieder, und Sam vergaß den herabgefallenen Stern. Erneut richtete er das Fernrohr auf das Ufer und suchte es ab. Dieser Teil des Flusses war typisch für sein Gesamtbild.
    Zu beiden Seiten des anderthalb Meilen breiten Stromes erstreckte sich eine ebenso breite, grasbewachsene Ebene. Und dort befanden sich – jeweils eine Meile voneinander entfernt – große, pilzförmige Erhebungen aus Stein: die Gräle. Auf dem flachen Land selbst fanden sich nur wenige Bäume, aber dahinter, auf den leicht ansteigenden Hügeln, wurde das Bild von dichtstehenden Pinien, Eichen, Eiben und Eisenbäumen beherrscht. Letztere waren tausend Fuß hohe Gewächse mit grauer Rinde, Hunderten von dicken, knorrigen Ästen und einem Wurzelstamm, der sich so tief in die Erde hineinfraß und so hart war, daß man sie weder fällen noch verbrennen, noch ausgraben konnte. Aus den Ästen wuchsen Ranken, die riesige, leuchtend bunte Blüten trugen.
    Das Hügelgebiet erstreckte sich in der Breite über ein bis zwei Meilen und endete schließlich abrupt vor glatten, senkrecht aufstrebenden Felswänden, deren Höhe zwischen 20.000 und 30.000 Fuß betrug.
    Das Gebiet, durch das die drei norwegischen Schiffe nun segelten, war hauptsächlich von Deutschen aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert bewohnt. Natürlich gab es auch unter ihnen die üblichen zehn Prozent von Angehörigen anderer Kulturkreise: die örtliche Minderheit bestand aus Persern des ersten Jahrhunderts und einer etwa einprozentigen, bunt zusammengewürfelten Mischung von Menschen aller möglichen Nationen und Zeiten.
    Clemens richtete sein Fernrohr zunächst auf die in der Ebene errichteten Bambushütten und schließlich auf die Gesichter der Leute. Er erkannte Männer und Frauen, mit Lendenschurzen bekleidet. Die Frauen hatten ihre Brüste mit irgendwelchen dünnen Stoffen bedeckt. Es hatten sich ziemlich viele Beobachter am Ufer versammelt; möglicherweise beabsichtigten sie, sich die unausweichliche Schlacht anzusehen. Aber obwohl sie mit feuersteinbestückten Lanzen und Pfeil und Bogen bewaffnet waren, erweckten sie keinen bedrohlichen Eindruck.
    Clemens stieß plötzlich ein Grunzen aus und richtete das Fernrohr auf das Gesicht eines bestimmten Mannes. Aufgrund der großen Entfernung und der

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