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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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rum?«
    »Verzeih mir, Joe«, sagte Clemens. »Kinder und Affenmenschen haben schon immer die Wahrheit gesagt… Du bist in Wirklichkeit gar nicht dumm, sondern ein kluger Bursche. Vergiß, was ich gesagt habe, Joe. Es tut mir leid.«
    Blutaxt kam nun wieder näher. Er vermied es dann dennoch, allzu nahe in Joes Reichweite zu kommen. Grinsend schwang er seine Axt. »Bald wird Metall aufeinandertreffen!« Dann lachte er und fügte hinzu: »Was rede ich da? In heutigen Schlachten trifft nur noch Stein auf Stein und Holz auf Holz, meine Sternenaxt natürlich ausgenommen! Aber was macht das schon aus? Die letzten sechs Monate des Nichtstuns hängen mir zum Halse heraus! Ich sehne mich nach Kriegsgebrüll und Schlachtlärm, nach dem Schwirren der Lanze und dem dumpfen Schlag meiner Axt, wenn sie dem Gegner ins Fleisch beißt und sein Blut vergießt. Ich bin unruhig wie ein Schlachtroß, das die Nähe einer heißen Stute wittert; es drängt mich, dem Tod ins Angesicht zu schauen.«
    »Dummef Gefwätf!« sagte Joe Miller. »In Wirklichkeit unterfeideft du dich vom Fäm überhaupt nicht. Du haft ebenfoviel Angft wie er – nur verfteckft du dich hinter deinem grofen Maul!«
    »Ich verstehe dein Kauderwelsch nicht«, erwiderte Blutaxt gelassen. »Affen sollten besser gar nicht erst versuchen, sich der Zunge des Menschen zu bedienen.«
    »Du verftehft fehr gut, waf ich meine«, entgegnete Joe.
    »Sei still, Joe«, sagte jetzt Clemens und blickte flußaufwärts. In einer Entfernung von zwei Meilen begannen sich die Uferstreifen zu verengen. Die Bergwände schoben sich bis dicht an den Fluß heran und schufen so eine Enge, die kaum mehr als eine Viertelmeile breit war. Das Wasser am Fuße der etwa eintausend Meter hohen Felsenklippen schien förmlich zu kochen, so sprudelte es. Auf den Spitzen der Klippen, die sich zu beiden Seiten des Flusses erhoben, glitzerten unidentifizierbare Gegenstände in der Sonne.
    Eine halbe Meile vor der Enge hatten sich dreißig Galeeren in drei Pulks formiert, die nun, unterstützt von je sechzig Ruderern, das Wasser durchpflügten und den drei Eindringlingen entgegenjagten. Clemens musterte die fremden Schiffe durch sein Teleskop und sagte schließlich: »Sie haben vierzig Krieger auf jedem Schiff und dazu zwei Raketenwerfer. Daß wir in einer schrecklichen Falle sitzen, dürfte noch reichlich untertrieben sein, denn unsere eigenen Raketen haben dermaßen lang in den Magazinen herumgelegen, daß ihr Pulver bereits angefangen hat, auszukristallisieren. Wenn wir sie zünden, werden sie in die Luft gehen, bevor die Schleudern sie abgefeuert haben. Und dann blasen sie uns in die Ewigen Jagdgründe.« Er deutete auf die Spitzen der Klippen. »Was glaubt ihr, ist das? Bestimmt keine Anlage für ein Silvesterfeuerwerk!«
    Einer der Wikinger brachte Eriks Ausrüstung: einen dreifach beschichteten Lederhelm mit Schwingen und Nasenschutz aus dem gleichen Material, einen ledernen Küraß, ebensolche Breeches und einen Schild. Ein anderer Mann brachte ein Lanzenbündel. Jeder einzelne der Speere bestand aus Eibenholz und war mit einer steinernen Spitze versehen.
    Die Raketenmannschaft – sie bestand ausnahmslos aus Frauen – legte ein Projektil in die schwenkbare Schleuderröhre. Die Rakete war fast zwei Meter lang (ohne die Spitze), bestand aus Bambus und wirkte im großen und ganzen genau wie einer jener Feuerwerkskörper, die die Amerikaner am Unabhängigkeitstag abzufeuern pflegten. Ihr Sprengkopf enthielt zwanzig Pfund Schießpulver, das man mit Dutzenden kleiner, spitzer Steine gefüllt hatte: Schrapnells.
    Joe Miller, unter dessen achthundert Pfund Lebendgewicht die Decksplanken knirschten, ging nach unten, um seine Ausrüstung zu holen. Clemens stülpte sich einen Helm über den Kopf, hängte einen Schild über die Schulter, verzichtete jedoch darauf, einen Küraß oder Gamaschen anzulegen. Obwohl er sich davor fürchtete, verwundet zu werden, hatte er noch mehr Angst davor, durch eine allzu schwere Ausrüstung in die Tiefe gezogen zu werden und zu ertrinken, wenn er über Bord fiel.
    Er dankte allen Göttern, daß sie ihn der Gnade teilhaftig werden lassen hatten, Joe Miller kennenzulernen. Jetzt waren sie Blutsbrüder – auch wenn Clemens während der Zeremonie, die sie dazu gemacht hatte (sie hatte aus dem Vermischen ihres Blutes und einiger anderer schmerzhafter und abstoßender Praktiken bestanden), beinahe tausend Tode der Furcht gestorben war. Miller würde da sein, um ihn vor jedem Angriff

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