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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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normalerweise ein flachrückiges, breites Riechorgan mit höhlenartigen Löchern hätte sitzen müssen, erhob sich ein höckerartiges Instrument, wie man es in der Regel nur im Gesicht eines Schnabelaffen fand. In dem länglichen Schatten, den sie warf, zeigte sich eine derart lange Oberlippe, daß sie einem Schimpansen alle Ehre gemacht hätte. Mächtige Kinnladen umrahmten einen kleinen, fleischigen Mund. Joe Miller sah aus wie ein Eisriese, der gerade einem Comic Strip entstiegen ist: Neben seinen weitausladenden Schultern wirkten die des Wikingers wie eine kleine Brezel, und er schob einen ballonförmigen Bauch vor sich her. Im Gegensatz zu seinen restlichen Gliedmaßen erschienen seine Arme und Beine so kurz, daß sie beinahe mißgestaltet wirkten. Als Joe Miller sich aufrichtete, waren seine Hüften etwa auf der Höhe von Sam Clemens’ Kinn. Er war so stark, daß er Sam ohne große Mühe eine ganze Stunde lang mit ausgestrecktem Arm in der Luft halten konnte – und er hatte das auch schon getan, ohne auch nur die geringste Schwäche dabei zu zeigen.
    Da er keine Kleider benötigte, trug er auch keine. Von Mode hatte er zum ersten Mal gehört, als ihm die Angehörigen der Gattung Homo sapiens davon berichtet hatten. Langes, rostrotes Haar, das dicker als das von Menschen und dünner als das von Affen war, bedeckte seine gigantische Gestalt von oben bis unten. Seine Haut hatte die Farbe eines blonden Nordländers.
    Joe strich sich mit einer Hand, die das Format eines Folianten hatte, durch das gewellte, zweieinhalb Zentimeter oberhalb seiner Augen beginnende Haupthaar und warf es zurück. Als er gähnte, entblößte er zwei Reihen durchaus menschlich wirkender Zähne.
    »Ich habe geflafen«, brummte er, »und träumte von der Erde und den Klravulthithmengbhabafving, die ihr Mammuthf nennt. Daf waren noch Feiten.« Er lispelte zum Steinerweichen. Plötzlich machte er einen Schritt auf Clemens zu und verhielt mitten in der Bewegung. »Fäm! Waf ift paffiert? Du bluteft ja! Du fiehft krank auf!«
    Erik Blutaxt brüllte nach den Wachen und zog sich rasch aus der Nähe des Titanthropen zurück. »Dein Freund hatte einen Wutanfall«, erklärte er hastig. »Er glaubte seine Frau gesehen zu haben – zum tausendsten Mal! Und er griff mich an, weil ich mich weigerte, das Schiff an Land zu steuern. Bei Tyrs Testikeln, Joe! Du weißt, wie oft er sich schon eingebildet hat, irgendwo am Ufer seine Frau zu sehen! Und du weißt ebenso, daß es sich jedes Mal als pure Einbildung herausstellte, daß es immer nur Frauen waren, die der seinen ähnlich sahen! – Und heute habe ich mich geweigert, anzulegen. Selbst wenn es wirklich seine Frau gewesen wäre, hätte ich so handeln müssen! Ebenso gut hätten wir unsere Köpfe in den Rachen eines Wolfes legen können!«
    Erik duckte sich, hob die Axt und schien sich auf einen Angriff des Giganten vorzubereiten. Vom Mitteldeck her drangen Schreie zu ihnen herauf. Ein hochgewachsener, rothaariger Mann mit einer Steinaxt eilte die Leiter herauf. Der Steuermann gab ihm mit einem Handzeichen zu verstehen, daß er sich aus der Sache heraushalten solle. Als der Rotschopf Joe Miller sah, schien ihn sein Mut zu verlassen, und er machte sich wieder aus dem Staube.
    »Waf meinft du, Fäm?« sagte Joe Miller. »Foll ich ihn in Ftücke reifen?«
    Clemens, der seinen Kopf mit beiden Händen hielt, erwiderte: »Nein. Vielleicht hat er ja recht. Ich weiß wirklich nicht, ob die Frau, die ich sah, Livy war. Möglicherweise war es auch nur irgendeine deutsche Hausfrau. Ich weiß es nicht!« Er stöhnte laut. »Ich weiß es wirklich nicht! Vielleicht war sie es doch!«
    Fischknochenhörner ertönten, und vom Mitteldeck her war der dumpfe Schlag einer großen Trommel zu hören. Clemens sagte: »Vergiß es, Joe – zumindest so lange, bis wir aus diesem Hexenkessel heraus sind. Falls wir überhaupt aus ihm herauskommen sollten. Wenn wir überleben wollen, sind wir jetzt aufeinander angewiesen. Später…«
    »Du redeft immer von fpäter, Fäm, obwohl du weift, daf ef daf nicht gibt. Warum tuft du daf?«
    »Wenn du nicht selbst darauf kommst, Joe«, knurrte Clemens ungehalten, »bist du wirklich so dumm, wie du aussiehst!«
    Joes Augen wurden feucht. Tränen glitzerten plötzlich auf seinen Wangen.
    »Immer, wenn du Angft haft, fagft du, ich fei dumm«, erwiderte er. »Warum hackft du immer auf mir rum? Warum hackft du nicht auf den Leuten rum, die dir Angft machen? Warum hackft du nicht auf Blutakft

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