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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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andere rot.
    »Ich stehe auf einem falschen Feld. Ich weiß nicht, was daraus erwachsen kann. Es ist gegen alle Regeln, mich auf ein rotes Viereck zu stellen. Aber wer kümmert sich schon um die Regeln? Abgesehen von den Spielfiguren, meine ich.«
    »Kann ich dir helfen?« fragte Rohrig.
    »Wie solltest du? Du kannst dir ja nicht mal selbst helfen.«
    Frigate zeigte über Rohrigs Schulter.
    »Es wird dich gleich erwischen. Während du hinter dem Schmetterling herranntest, rannte es hinter dir her.«
    Rohrig spürte plötzlich entsetzliche Angst. Da war irgend etwas hinter ihm, das für ihn einen ungeheure Gefahr bedeutete.
    Verzweifelt versuchte er einen Schritt nach vorn zu machen. Er wollte Frigate einfach überrennen oder an ihm vorbeigehen. Aber das rote Viereck hielt ihn genauso fest wie seinen Freund.
    »In der Falle!«
    Er konnte immer noch den Schmetterling sehen, der immer kleiner wurde, nur noch ein Punkt war und dann verschwand.
    Der Nebel war dichter geworden. Frigate war nur noch ein Schatten.
    »Ich mache mir meine eigenen Gesetze!« schrie Rohrig.
    Aus dem Nebel kam eine flüsternde Stimme und sagte: »Sei leise, sonst hört es dich!«
    Rohrig wachte kurz auf. Seine Gefährtin bewegte sich.
    »Stimmt was nicht, Bob?«
    »Ich ertrinke in einer permanenten Brandung.«
    »Was?«
    »Im Überfluß.«
    Er sank in den Urozean zurück, in dem ertrunkene Götter mit seltsam verrenkten Gliedern umhertrieben und mit kalten Fischaugen, die unter Muschelkronen hervorlugten, vor sich hin starrten.
    Weder Rohrig noch Frigate konnten ahnen, daß er in der Lage gewesen wäre, eine der in Frigates Brief angesprochenen Fragen zu beantworten. Rohrig war am Wiedererweckungstag im hohen Norden wieder zu sich gekommen. Seine Nachbarn waren prähistorische Skandinavier, patagonische Indianer, Mongolen aus der Eiszeit und Sibiriaken des späten zwanzigsten Jahrhunderts gewesen. Da Rohrig ein ausgezeichnetes Sprachtalent besaß, konnte er bald fließend in einem Dutzend verschiedener Sprachen reden, auch wenn er die Aussprache nie richtig hinbekam und jede Syntax vergewaltigte. Wie es seine Art war, hatte er sich bald heimisch gefühlt, sich viele Freunde gemacht und zeitweise sogar die Position eines Schamanen innegehabt. Es war allerdings ein ungeschriebenes Gesetz, daß jeder Schamane, der erfolgreich sein wollte, sich zumindest ernst nehmen mußte – aber Rohrig hatte nie etwas anderes ernst genommen als seine Bildhauerei. Auch die ewige Kälte hing ihm bald zum Halse heraus. Er war stets ein Sonnenanbeter gewesen und hatte seine glücklichste Zeit in Mexiko als Erster Offizier auf einem kleinen Küstenschiff verbracht, das eisgekühlte Shrimps von Yukatan nach Brownsville in Texas transportiert hatte. Kurz bevor man ihn für einige Tage in ein mexikanisches Gefängnis warf, hatte er seinen Job als Waffenhändler an den Nagel gehängt. Er mußte Mexiko verlassen, obwohl die Behörden ihm nichts nachweisen konnten. Es war wirklich besser gewesen, dem Vorschlag der Behörden zu folgen und zu verschwinden.
    Er war gerade dabeigewesen, einen Einbaum zu Wasser zu lassen und sich auf den Weg in ein wärmeres Klima zu begeben, als Agatha Croomes auftauchte. Agatha war eine Schwarze, geboren 1713, gestorben 1783, eine freigelassene Sklavin und hinterwäldlerische Baptistenpredigerin, eine heilige Woge, die viermal verheiratet gewesen war, zehn Kinder zur Welt gebracht hatte und Pfeife rauchte. Zwar war sie einhunderttausend Gralsteine von diesem Ort entfernt wiedererweckt worden, aber jetzt befand sie sich hier. Sie hatte eine Vision gehabt, in der Gott ihr gesagt hatte, sie solle zu seinem Heim am Nordpol kommen, wo er ihr den Schlüssel zu seinem ewigen Reich anhängen, sie in den Heiligenstand erheben und ihr alles über Zeit und Ewigkeit, Raum und Unendlichkeit, die Schöpfung und die Apokalypse, den Tod und das Leben offenbaren würde. Außerdem sollte sie diejenige sein, die den Teufel in eine Falle locken, ihn einschließen und den Schlüssel wegwerfen sollte.
    Rohrig hielt sie zwar für verrückt, aber sie brachte es fertig, ihn zu begeistern. Außerdem war er sich nicht sicher, ob der Schlüssel zu den Rätseln dieser Welt nicht doch am Ende des Flusses zu finden war.
    Es war bekannt, daß es bis jetzt noch niemand gewagt hatte, eine Reise in das nördlich von ihnen liegende nebelverhangene Land zu machen. Wenn er sich der elfköpfigen Gruppe Agathas anschloß, würde er zu den ersten zählen, die den Nordpol erreichten,

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