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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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kam es auch. So verschluckte das Flußwesen auch Frigates Brief samt seinem Behälter, denn dieser schwamm nur knapp einen Zentimeter hinter dem Kadaver her. Auch er wurde verschluckt und rutschte gemeinsam mit dem toten Fisch durch die Kehle des Miesmachers in dessen Magen.
    Der Magen des Miesmachers konnte zwar mit Leichtigkeit Abfälle, Exkremente und verwesenden Fisch verdauen, aber die Zellulosefasern des Bambusbehälters erwiesen sich doch als zu zäh für ihn, um ihn in eine absorbierbare Form zu pressen. Nachdem der Miesmacher längere Zeit einen stechenden Schmerz verspürte, starb er bei dem Versuch, den Fremdkörper wieder auszuscheiden.
    Es gibt Briefe, die können einem den Nerv töten. Aber manchmal schafft das auch der Umschlag allein.

42
    Beinahe alle stießen miteinander an. Die Menge hatte sich um Jill versammelt. Man drückte sie an sich und küßte sie, und plötzlich machte es ihr gar nichts mehr aus. Obwohl Jill wußte, daß der Hauptteil der Freundlichkeit, die die Leute an den Tag legten, auf ihre Betrunkenheit zurückzuführen war, verspürte sie ein warmes Gefühl in der Magengegend. Es war besser, daß die Trunkenheit der Umstehenden sich in Zuneigung statt in frustrierter Aggression entlud. Vielleicht war sie ihnen doch nicht so unsympathisch, wie sie bisher angenommen hatte. Sogar David Schwartz, der sie einst hinter ihrem Rücken »das alte Eisgesicht« genannt hatte, klopfte ihr auf den Rücken und gratulierte ihr.
    Anna Obrenowa stand, obwohl sie den ganzen Abend kaum ein Wort mit ihm gewechselt hatte, neben Barry Thorn und lächelte vor sich hin, als fühle sie sich dadurch, daß man Jill ihr vorgezogen hatte, auch noch geehrt. Vielleicht machte es ihr ja wirklich nichts aus. Jill hätte zwar lieber die kleine Blondine vor Wut schäumen sehen, aber es war nicht auszuschließen, daß sie sich in ihr geirrt hatte. Anna konnte sich ihr gegenüber durchaus rational verhalten. Immerhin war sie zu denjenigen zu zählen, die zuletzt gekommen waren, und Jill hatte mehrere tausend Stunden mit der Konstruktion des Schiffes und der Ausbildung seiner Mannschaft zugebracht.
    Firebrass hatte um Ruhe gebeten. Das laute Reden und Singen war schließlich zu einem Ende gekommen, und er hatte bekanntgegeben, daß er jetzt endlich dazu übergehen wolle, die Reihenfolge der Offiziere bekanntzugeben. Jill hatte sich krank gefühlt, als er sie dabei grinsend ansah. Sein Grinsen hatte etwas Maliziöses, dessen war sie sich sicher. Jetzt würde er ihr alle ätzenden Bemerkungen ein für allemal zurückzahlen. Und dabei waren alle Bemerkungen, die sie von sich gegeben hatte, durchaus berechtigt gewesen, denn sie war auch jetzt noch nicht bereit, sich auf der Nase herumtanzen zu lassen, bloß weil sie eine Frau war. Und jetzt war Firebrass in der Position, sich zu rächen.
    Trotzdem hatte er es nicht getan und fühlte sich offenbar noch glücklich dabei.
    Jill bahnte sich lächelnd einen Weg durch die Menge, schlang die Arme um Firebrass und brach in Tränen aus. Als sie ihn küßte, schob er seine Zunge tief in ihren Mund und tätschelte ihren Hintern. Diesmal hatte sie gegen seine unerbetenen Vertraulichkeiten nichts einzuwenden, denn sie spürte, daß er die Situation keineswegs auszunutzen bestrebt war, sondern sie offensichtlich mochte. Auf jeden Fall war er in sie vernarrt und fühlte sich von Jill sexuell angezogen. Anna reichte ihr lächelnd die Hand und sagte: »Meine aufrichtigen Glückwünsche, Jill.«
    Jill nahm ihre zarte und kühle Hand in die ihre, fühlte den unwirklichen, sie beinahe überwältigenden Drang, ihr den Arm herauszureißen, und erwiderte:
    »Vielen Dank, Anna.«
    Thorn winkte und rief ihr etwas – möglicherweise einen Glückwunsch – zu, machte jedoch keine Anstalten, sich ihr zu nähern.
    Etwas später stolperte Jill weinend aus dem Ballsaal hinaus. Bevor sie ihre Hütte erreicht hatte, begann sie sich schon wieder dafür zu hassen, wie stark sie ihre Gefühle zur Schau gestellt hatte. Sie hatte niemals in der Öffentlichkeit geweint, nicht mal beim Begräbnis ihrer Eltern.
    Die Tränen trockneten, als sie an ihren Vater und ihre Mutter dachte. Wo mochten sie jetzt sein? Was mochten sie jetzt tun? Es wäre nett, sie einmal wiederzusehen. Das war aber auch alles: nett. Sie würde nicht im gleichen Gebiet mit ihnen zusammen leben wollen. Sie würden nicht mehr die gleichen Eltern sein, wie sie sie zuletzt gekannt hatte, grauhaarig, faltenreich und fett; Leute, deren einziges

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