Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
Vom Netzwerk:
ich mich hinlegen muß und darauf zu warten beginne, an Bord des wunderbaren Flußbootes zu gehen.
    PHILIP JOSÉ FARMER

1
    Träume quälten die Flußwelt.
    Der Schlaf, die Pandora der Nacht, war hier noch fruchtbarer als auf der Erde. Dort hatte er für den einen dies und für den anderen das bedeutet. Und am nächsten Tag das für den einen und dies für den anderen.
    Aber hier, in diesem endlosen Tal, an den Ufern dieses unendlichen Flusses, hob und senkte sich ihre schatzgefüllte Brust und überschüttete alle und jeden mit ihren Geschenken: Entsetzen und Freude, Erinnerungen und Antizipation, Geheimnissen und Offenbarungen.
    Milliarden bewegten sich im Schlaf, murmelten, stöhnten, winselten, lachten, weinten, kamen kurz zu Bewußtsein und sanken wieder zurück.
    Mächtige Maschinen zerschmetterten die Mauern, und durch die entstandenen Löcher wanden sich Dinge heraus. Des öfteren zogen sie sich nicht zurück, sondern blieben; Phantome, die sich weigerten, beim ersten Hahnenschrei zu verwehen.
    Und die Träume kehrten auf der Flußwelt häufiger zurück als auf der Erde. Den Grund dafür kannte niemand, aber die Akteure des nächtlichen, absurden Theaters bestanden darauf, wiederholt engagiert zu werden. Sie gaben Vorstellungen, die sie – und nicht jene, die sie erlebten – selbst bestimmten. Und das Publikum hatte nicht einmal die Möglichkeit, Buhrufe auszustoßen oder zu applaudieren, Eier oder Tomaten zu werfen oder hinauszugehen, ganz zu schweigen davon, zu dösen oder mit dem Nebenmann ein Schwätzchen anzufangen.
    Und inmitten dieses gefangenen Publikums befand sich Richard Francis Burton.

2
    Graue, wirbelnde Nebel hüllten die Bühne und ihren Hintergrund ein. Burton stand wie jemand, der sich keine teure Eintrittskarte leisten kann, im Parkett. Über ihm hielten sich dreizehn Gestalten auf, die in Sesseln saßen, die im Nebel zu schweben schienen. Eine davon warf den anderen, die sie in einem Halbkreis umgaben, einen Blick zu. Dieser Mann war der Hauptdarsteller – er selbst.
    Es gab noch eine vierzehnte Person, aber sie stand in der Kulisse und konnte nur von Burton selbst wahrgenommen werden. Sie war nur ein schwarzer, bedrohlich wirkender Umriß, der dann und wann ein hohlklingendes Kichern von sich gab.
    Eine beinahe ähnliche Szene hatte er bereits vorher erlebt, einmal in Wirklichkeit und viele Male in seinen Träumen, aber wer konnte schon sagen, welche davon echt gewesen waren? Hier stand er nun, der Mann, der über siebenhundertsiebzig Mal gestorben war, um seinen Verfolgern zu entgehen. Und dort saßen jene zwölf, die sich selbst die >Ethiker< nannten.
    Sechs von ihnen waren Männer, sechs von ihnen Frauen. Von zweien abgesehen, hatte jeder von ihnen eine tiefgebräunte Haut und schwarzes oder dunkelbraunes Haar. Die Augen zweier Männer und einer Frau waren leicht geschlitzt, was sie wie Eurasier aussehen ließ, vorausgesetzt natürlich, sie stammten überhaupt von der Erde.
    Nur zwei Personen aus diesem Kreis waren während des kurzen Verhörs mit ihren Namen angesprochen worden – Loga und Thanabur. Keiner dieser Namen schien einer Sprache zu entstammen, die Burton kannte – und er kannte mindestens einhundert. Aber gleichwohl: Sprachen ändern sich, und es war nicht auszuschließen, daß diese Leute aus dem zweiundfünfzigsten Jahrhundert kamen. Einer ihrer Agenten hatte ihm erzählt, daß er dieser Zeit entstammte. Aber Spruce konnte – zumal man ihm angedroht hatte, ihn zu foltern – natürlich auch gelogen haben.
    Loga war einer der wenigen Angehörigen der Gruppe, deren Haut relativ hell war. Da er saß und es nichts gab, das ihn hätte aufspringen lassen können, könnte er ebenso gut untersetzt wie hochgewachsen sein. Sein Körper war fleischig und muskulös und sein Oberkörper mit rotem Flaum bedeckt. Das Haupthaar des Mannes war fuchsrot. Er hatte unregelmäßige und starke Gesichtszüge: ein vorstehendes, tiefgekerbtes Kinn, einen breiten Unterkiefer, eine lange und gekrümmte Nase, dichte blonde Augenbrauen, volle Lippen und dunkelgrüne Augen.
    Der andere hellhäutige Mann – Thanabur – war offensichtlich ihr Anführer. Er ähnelte Loga so sehr, daß sie gut Brüder sein konnten. Sein Haar allerdings war dunkelbraun und nur eines seiner Augen grün.
    Das andere Auge des Mannes hatte Burton, als dieser ihm sein Gesicht zugewandt hatte, überrascht: Anstelle des grünen Punktes, den er erwartet hatte, hatte er ein Juwel gesehen. Es wirkte wie ein

Weitere Kostenlose Bücher