Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
Vom Netzwerk:
unterschiedlicher Länge waren.
    Plötzlich senkte das größere der beiden Objekte seine Nase und begann rasch dem Boden entgegenzufallen. Als es dem Grund näherkam, erzeugte es fremdartige Geräusche.
    Viele derjenigen, die in dieser Nacht am Fluß hockten, wußten nicht, was sie von den beiden Objekten halten sollten. Ihnen waren weder Ballons noch Luftschiffe bekannt. Manche von ihnen entstammten zwar Zeiten, in denen es bereits Ballons gegeben hatte, aber die meisten kannten derartige Fahrzeuge lediglich von Fotografien oder Zeichnungen her. Und die meisten Angehörigen dieser Gruppe hatten von Luftschiffen wiederum nur als Spekulationen gehört, in denen man sich über die Konstruktion zukünftiger Fortbewegungsmittel unterhalten hatte.
    Nur eine sehr geringe Gruppe von Menschen erkannte in einem der herabsinkenden Objekte ein Luftschiff.
    Gleichgültig, wie viele von ihnen über die Existenz derartiger Dinge informiert waren: die meisten stürmten in ihre Hütten, weckten ihre schlafenden Partner und Gefährten und schlugen Alarm.
    Dann hatten wieder einige andere auch den Helikopter entdeckt, was noch mehr Neugier und Befürchtungen hervorrief.
    Trommeln wurden geschlagen; Leute schrieen. Mittlerweile war jedermann erwacht und die Hütten verwaist. Alle schauten sie zum Himmel empor und rätselten.
    Die Fragen und Ausrufe kulminierten in einem einzigen großen Schrei, als eines der fliegenden Objekte plötzlich in Flammen aufging. Als es abstürzte, schrieen die Leute auf und es sank nieder, begleitet von einem hellen, orangefarbenen Feuer, das den Eindruck erweckte, als sei es der Glorienschein eines gefallenen Engels.

70
    Tai-Peng trug nichts als ein Gewand aus Eisenbaumblättern und Rebenblüten. Er hielt einen Becher Wein in der Linken, ging auf und ab und sagte mit der Flüssigkeit eines munter zu Tal plätschernden Bächleins aus dem Stegreif ein Gedicht auf, das den Hof der T’an-Dynastie von den Beinen gerissen hätte, sich für die Ohren von Nichtchinesen jedoch anhörte wie das Klappern von Würfeln in einem Knobelbecher, weswegen er es in den örtlichen Esperantodialekt übersetzt hatte.
    Ein Großteil der Feinheiten und Bezüge verlor sich natürlich in der Übersetzung, aber es blieb immer noch genügend übrig, um die Zuhörer zu erheitern oder in Freudentränen ausbrechen zu lassen.
    Seine Frau Wen-Chün spielte leise auf einer Bambusflöte. Obwohl Tai-Pengs Stimme meist laut und schrill klang, hatte er sie für dieses Beisammensein gesenkt. Wenn er Esperanto sprach, hörte es sich beinahe ebenso melodiös an wie die Flöte. Auch das Gewand, in das er gekleidet war, hatte er ausschließlich für Gelegenheiten wie diese anfertigen lassen. Es bestand aus rotgrüngestreiften Blättern und rotweißblaugestreiften Blüten. Während er auf und ab ging wie eine große Katze in einem Käfig, flatterten sie um ihn.
    Tai-Peng war ein typischer Vertreter seiner Rasse und Zeit, ein hochgewachsener Mann des achten Jahrhunderts. Er war gelenkig, breitschultrig und mit schweren Muskeln bepackt. Sein langes Haar, das in der Sonne des Spätnachmittags leuchtete, glänzte wie ein dunkler Jadespiegel. Seine Augen waren groß, blaßgrün und funkelten wie die eines hungrigen – aber verletzten – Tigers.
    Er war der Nachfahre eines Kaisers und einer Konkubine, aber das lag bereits neun Generationen zurück. Die Familie, die er noch erlebt hatte, bestand vorwiegend aus Dieben und Mördern. Einige seiner Großeltern hatten den Bergstämmen angehört, einem wilden Volk, das ihm seine feuriggrünen Augen vererbt hatte.
    Tai-Peng und sein Publikum saßen auf einem Hügel, der die Ebene und den Fluß überragte und von dem aus man die Bergwände sehen konnte. Die Zuhörer, die noch betrunkener waren als er – obwohl keiner von ihnen auch nur annähernd soviel getrunken hatte wie er –, hatten einen Halbkreis gebildet, durch dessen Öffnung er ein- und ausgehen konnte. Tai-Peng war gegen Barrieren jeglicher Art. Wände regten ihn auf, Gefängnismauern machten ihn rasend.
    Die Hälfte des Publikums waren Chinesen des sechzehnten Jahrhunderts, der Rest kam aus allen möglichen Gegenden und Zeiten.
    Tai-Peng hörte mit dem Dichten auf und rezitierte ein paar Verse von Chen Tsu-Ang, wobei er zunächst anmerkte, daß dieser Mann einige Jahre vor seiner, Tai-Pengs, Geburt gestorben sei. Trotz seines Reichtums war Chen im Alter von zweiundvierzig Jahren im Gefängnis gestorben. Ein Richter hatte ihn dort eingewiesen, um

Weitere Kostenlose Bücher