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Farmer, Philip José - Flusswelt 04

Farmer, Philip José - Flusswelt 04

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das magische Labyrinth
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husteten. Dann ertönte ein weiteres Donnern, das die Decks vibrieren ließ und ihren Ohren noch übler mitspielte.
    John hing auf der Brücke an der Reling und zitterte im gleichen Rhythmus, in dem sein Schiff vibrierte. Bei einer Entfernung von nur zehn Metern feuerten die Raketenbatterien auf vier Decks der Rex und die Steuerbord-Raketenwerfer, Geschütze und Dampf-MGs der Nicht vermietbar aufeinander. Die Schiffshüllen spieen große Metallfetzen gen Himmel. Ganze Raketenbatterien waren mitsamt ihren Mannschaften in Rauch und Feuer aufgegangen. Die beiden verbliebenen Geschütze Clemens’ wurden aus ihren Verankerungen gerissen, als die hinter ihnen liegenden Granaten von einem Raketenhagel hochgejagt wurden. Zwei Dampf-MGs waren dermaßen durchlöchert, als hätte man sie mit einem riesigen Büchsenöffner malträtiert. Als das Raketen- und Granatfeuer sie traf, flogen sie auseinander wie Schrapnells.
    Die großen Schiffe glichen schwerverwundeten Ungeheuern. Sie hatten einander aufgeschlitzt. Ihre Innereien quollen hervor. Sie bluteten.
    Bestimmte Batterien auf beiden Seiten hatten zudem die gegnerischen Kontrollräume, die Gehirne der Ungeheuer, unter Beschuß genommen. Eine Anzahl von Projektilen war über das Ziel hinausgeschossen und entweder – ohne Schaden anzurichten – ins Wasser gefallen oder sonst wo eingeschlagen. Einige gelangten jedoch an Land und erzeugten neue Feuer. Kein Schuß hatte eines der Ruderhäuser direkt getroffen. Wie das bei dieser Nähe hatte passieren können, war zwar unerklärlich, kam aber in Schlachten des öfteren vor. Schüsse, die hätten danebengehen müssen, trafen ins Ziel, die todsicheren hingegen nicht.
    Der spitze Bug der Nicht vermietbar drehte sich; ob dies Absicht war oder auf einem Zufall beruhte, konnte John nicht erkennen. Er ergriff das gewaltige Backbord-Schaufelradgehäuse der Rex, riß es ab, hob das tonnenschwere Ding an und warf es in den Fluß. Der Bug bewegte sich weiter, zerschmetterte das Schaufelrad, verbog seinen Rahmen und nagte schließlich an der massiven Achse. Inmitten der ohrenbetäubend laut knallenden Explosionen, dem Kreischen von Metall und dem Geschrei aus männlichen und weiblichen Kehlen verkeilten die beiden Schiffe sich ineinander. Die Gewalt des Aufpralls riß jeden, der sich nicht irgendwo festgehalten hatte, von den Füßen. Der Bug wippte auf und nieder. Durch die Risse in der Schiffshülle strömte Wasser.
    Im gleichen Moment kippte das Ruderhaus der Nicht vermietbar nach vorne weg. Jenen, die sich noch in seinem Innern befanden und am Leben waren – Miller, Clemens, Byron –, kam der Sturz langsam vor. Aber das war er natürlich nicht, denn wie jeder andere Gegenstand war auch das Ruderhaus den Kräften der Schwerkraft Untertan. Es fiel auf den vorderen Teil des Hangardecks und spuckte Clemens und Miller aus. Sam landete auf dem Rücken des Riesen, dessen Fall etwas durch die gepolsterte Uniform und seinen Helm gemildert worden war.
    Mehrere Minuten lang blieben sie liegen. Sie waren halb betäubt, mit Schrammen übersät, nahezu taub, bluteten und alles in allem zu geschafft, um überhaupt noch zu merken, daß sie mit dem Leben davongekommen waren.

35
    Sam Clemens und Joe Miller kletterten die Leiter hinunter, die vom Hangardeck hinabführte. Hinter ihnen tobte das Feuer. Dann waren sie auf dem Hurrikandeck. Joe trug seine kolossale Axt in einer Hand. »Allef klar mit dir, Fäm?« fragte er.
    Sam gab keine Antwort. Er grapschte nach einem Finger des Titanthropen und zog ihn um die Ecke. Eine Rakete schlug in den Überbau der Treppe. Plastikfetzen flogen ihnen um die Ohren. Zum Glück wurde niemand getroffen.
    »Die Rex ist direkt neben uns!« rief Clemens aus.
    »Yeah, hab ich gefehen«, sagte Joe. »Ich glaube, fie wollen unf entern.«
    »Ich kann mein Schiff nicht mehr steuern!« schrie Sam. Er sah aus, als würde er gleich anfangen zu weinen.
    Joe wirkte gelassen und unbewegt, wie ein Berg, der weiß, daß man ihm nichts anhaben kann. Er klopfte Sam auf die Schulter. »Keine Bange, daf Fiff wird nur anf Ufer treiben. Ef geht nicht unter. Und wir hauen John und feinen Faftfäcken einf auf die Birne.«
    Dann wurden sie beide zu Boden geschleudert. Sam blieb stöhnend eine Weile liegen. Er hatte gar nicht gemerkt, daß die Nicht vermietbar das Radgehäuse der Rex abgerissen hatte. Während der Schießerei, die ausbrach, als die beiden Schiffe zu einem Halt gekommen waren, lag er, das Gesicht gegen das kalte Metall gepreßt,

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