Fast geschenkt
gezahlt, ohne dass ich ein einziges Wort geschrieben hatte. Und wenn es erst mal fertig ist, bekomme ich noch viel mehr. Der Titel wird wahrscheinlich Becky Bloomwoods Ratgeber Geld lauten. Oder vielleicht Becky Bloomwood: Der richtige Umgang mit Geld.
Ich habe noch keine Zeit gehabt, mit dem Schreiben anzufangen, aber ich finde, das Wichtigste ist, erst einmal einen richtig guten Titel zu finden, weil dann alles andere von selbst kommt. Und es ist ja auch nicht so, als hätte ich noch gar nichts getan. Ich habe mir schon seitenweise Notizen gemacht, was ich beim Fototermin für das Autorenfoto tragen könnte.
Das heißt, im Grunde genommen ist es kein Wunder, dass ich mein Konto zurzeit ein klein wenig überzogen habe. Der Punkt ist doch, dass all das Geld irgendwo da draußen ist und für mich arbeitet. Ich kann von Glück reden, einen so verständnisvollen Bankmanager wie Derek Smeath zu haben. Das ist ein richtiger Schatz. Wir haben uns ziemlich lange nicht besonders gut verstanden, aber ich glaube, das war primär ein Kommunikationsproblem. Und jetzt versteht er mich. Er weiß, wer ich bin und was ich kann. Und ich bin natürlich auch viel vernünftiger geworden im Vergleich zu früher.
So habe ich zum Beispiel eine völlig neue Einkaufsphilosophie. Mein Motto ist jetzt: »Kauf nur das, was du brauchst«. Ich weiß, das klingt fast zu simpel - aber es funktioniert. Vor jeder einzelnen Ausgabe frage ich mich ganz bewusst: »Brauche ich das?« Und nur, wenn ich diese Frage ruhigen Gewissens mit »Ja« beantworten kann, kaufe ich es. Alles nur eine Frage der Selbstdisziplin.
Und darum bin ich jetzt bei LK-Bennet auch unglaublich konzentriert und zielstrebig. Ich gehe hinein, ein Paar rote Stiefel mit hohen Absätzen fallen mir ins Auge - aber ich wende sofort den Blick ab und marschiere schnurstracks auf die Regale mit Sandalen zu. Und so kaufe ich jetzt immer ein: Ich bleibe nicht stehen, ich sehe mich nicht um, ich halte mich nicht mit Sachen auf, die ich nicht brauche. Nicht einmal mit den wahnsinnigen neuen paillettenbesetzten Pumps da drüben. Ich gehe ganz einfach direkt auf die Sandalen zu, die ich kaufen möchte, nehme ein Paar aus dem Regal und sage zur Verkäuferin:
»Ich hätte gerne diese hier in Größe 39, bitte.«
Ganz direkt und leidenschaftslos. Ich kaufe nur das, was ich brauche. Sonst nichts. Das ist der Schlüssel zu kontrolliertem Einkaufen. Die coolen, pinkfarbenen Stilettos da drüben bemerke ich nicht einmal, obwohl die wirklich hervorragend zu meinem neuen Cardigan von Jigsaw passen würden.
Und die Slingpumps mit den Glitzerabsätzen habe ich auch nicht gesehen.
Obwohl sie doch richtig schick sind, oder? Wie die wohl angezogen aussehen?
Oh Gott. Das ist wirklich hart.
Was ist das bloß für eine Sache mit Schuhen? Ich meine, ich stehe ja generell auf Klamotten, aber bei einem schönen Paar Schuhe schmelze ich dahin wie ein KitKat in der Sonne. Manchmal, wenn ich allein zu Hause bin, mache ich meinen Kleiderschrank auf und bewundere meine Schuhsammlung. Einmal habe ich sogar alle Schuhe nebeneinander auf mein Bett gestellt und fotografiert. Mag Ihnen verrückt vorkommen, aber ich habe mir gedacht, ich habe so viele Fotos von Leuten, die ich nicht wirklich mag, warum also soll ich nicht mal etwas fotografieren, was ich geradezu liebe?
»Hier, bitte schön.«
Gott sei Dank, die Verkäuferin ist wieder da! Und in dem Karton in ihrer Hand liegen meine lila Sandalen - mein Herz macht einen kleinen Sprung, als ich sie sehe. Oh, sind die schön. Diese zarten Riemen! Die winzige Brombeere neben dem Zeh! Das war Liebe auf den ersten Blick. Sie sind zwar etwas teuer - aber dass man bei Schuhen nicht knauserig sein soll, weiß jeder. Alles andere würde auf Kosten der Füße gehen.
Mit einem wohligen Schaudern lasse ich die Füße in die Sandalen gleiten - oh, mein Gott, sie sind einfach fantastisch! Meine Füße sehen auf einmal so elegant aus, meine Beine wirken länger... na gut, als ich ein paar Schritte mit ihnen gehe, wirken sie etwas unbequem, aber das kommt wahrscheinlich daher, dass der Fußboden hier so glatt ist.
»Ich nehme sie«, sage ich und strahle die Verkäuferin glücklich an.
Das ist nämlich die Belohnung für einen solch kontrollierten Einkauf. Wenn man tatsächlich etwas kauft, hat man das Gefühl, es verdient zu haben.
Wir gehen auf die Kasse zu, wobei ich tunlichst darauf achte, keinen Blick in die Ecke mit den Accessoires zu werfen. Und darum bemerke ich die
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