Huff, Tanya
Tanya Huff
Blood Ties 03
Blutlinien
Die kanadische Ermittlerin Vicki Nelson musste aufgrund
einer schweren Sehbehinderung ihren Job bei der Polizei aufgeben und arbeitet
seitdem als Privatdetektivin - mit einem Hang zu Fällen, die etwas mit dem Übernatürlichen
zu tun haben.
In Vickis nun mehr drittem Abenteuer wird es wieder spannend: Das Royal Ontario
Museum in Toronto hat einen Sarkophag erstanden und darin befindet sich - eine
Mumie. Eine Sensation, die erst einmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit
untersucht wird. Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, dass es sich bei der
Mumie um den gebannten Hohepriester einer bösen Gottheit handelt. Die Mumie
wird befreit und beginnt zu töten. Dadurch erringt sie Jugend und Wissen. Als
nächstes steht die Weltherrschaft auf dem Plan - und dieses Ziel scheint
möglich ...
scanned by cully
eins
Er war schon seit einer Weile fast bei Bewußtsein. Sie hatten das Nichtsein erschüttert, als sie ihn aus der Kammer geholt hatten, die so lange hinter der seit Jahrhunderten leeren Grabkammer eines ver gessenen
Priesters verborgen gelegen hatte. Die oberste Schicht des Bannspruchs stand
auf der Felswand, die man zerschlug, um Einlaß zu erlangen, und damit begann auch der Spruch selbst an Wirkung zu verlieren.
Jede neue
Bewegung schwächte ihn weiter. Die ihn umgebenden Ka, mehr Seelen, als ihm in tausenden von Jahren nahegekommen waren,
lockten ihn, sich zu nähren. Langsam kehrte die Erinnerung zurück.
Aber dann, als er sein Ich schon gestreift hatte, als es nur noch einer kleinen
Anstrengung bedurft hätte, danach zu greifen und den Schlüssel zu seiner Freiheit an sich zu nehmen, erstarrte jegliche Be wegung, und all die Leben verschwanden wieder.
Aber das Nichtsein kehrte nicht
wieder zurück, zumindest nicht ganz.
Das war das
Schlimmste überhaupt.
Sechzehnte Dynastie, dachte Dr. Rax und ließ die Finger leicht über die Oberfläche des einfachen, schmucklosen Rechtecks aus schwarzem Basalt gleiten. Eigenartig, denn der Rest der Sammlung stammte aus der achtzehnten Dynastie. Aber er verstand jetzt, wa rum die Briten sich von diesem Artefakt trennen wollten. Zweifellos ein wunderbares Beispiel seiner Art, aber kaum geeignet, massenhaft Besucher in die
Galerien zu locken oder neue Einblicke in die Ver gangenheit zu gestatten.
Großbritannien hat sowieso mehr ägyptische Antiquitäten, als es je wird brauchen können - dank der Aneignungssucht einer Ari stokratie mit deutlich mehr Geld als Verstand! Rax hütete sich, diesen Gedanken offen auszusprechen, denn ein Mitglied eben jener
Aristokratie,
wenn auch zugegebenermaßen jüngeren Datums, stand direkt neben ihm.
Der vierzehnte Baron Montclair, viel zu gut erzogen, um eine direkte Frage zu stellen, stand aufgeregt nach vorne gebeugt, die Hände in den
Taschen seines mit einem Wappen verzierten Baisers vergraben.
Rax war sich
nicht sicher, ob der junge Mann besorgt wirkte oder einfach nur vor sich hin starrte und ignorierte ihn weitgehend. Da dachte ich, der englische Oberklassetrottel sei
eine Erfindung Monty Pythons, sinnierte er und setzte seine Untersuchung
fort. Das war ja wohl ein Irrtum!
Anders als bei den meisten Sarkophagen üblich besaß das von Dr. Rax untersuchte Artefakt keinen Deckel, sondern es befand sich statt
dessen an seiner einen Stirnseite eine Art bewegliche Stein verschalung,
und der Wissenschaftler fragte sich kurz, warum nicht allein diese Tatsache das Interesse der britischen Museen geweckt hatte.
Seines Wissens wies nur ein einziger anderer Sarkophag ein solches Design auf, und zwar eine
Alabasterschönheit, die von Zaka- ria
Goneim in einer unvollendeten Stufenpyramide in Sekhemkhet entdeckt worden war.
Hinter ihm räusperte sich der vierzehnte Baron.
Dr. Rax ignorierte ihn weiter.
Auch wenn
eine Ecke ein wenig angestoßen war, befand sich der Sarkophag dennoch in einem sehr guten Zustand. An die hundert Jahre war er in einen der hintersten Winkel der
Kellergewölbe des montclairschen Stammsitzes verbannt gewesen, völlig
unbehelligt von allem, einschließlich der Zeit.
Mit Ausnahme der Spinnen. Dr. Rax wischte einen staubigen Vorhang aus Spinnweben beiseite, runzelte die Stirn und mußte seine Finger mühsam ruhig halten, als er nun eine winzige Stabtaschen lampe aus der Jackentasche seines Anzugs zog.
„Stimmt etwas nicht?" Nicht ohne
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