Faszientraining: Physiologische Grundlagen, Trainingsprinzipien, Anwendung im Team- und Ausdauersport sowie Einsatz in Prävention und Rehabilitation (German Edition)
organisiert und extrem anpassbar in Form und Länge.
Scherengitterstruktur
Die Anordnung der Faszien ist von besonderer Bedeutung für deren optimale Funktionalität und damit auch Gesundheit. Die Gitteranordnung erlaubt eine maximale Reißfestigkeit bzw. Dehnung ohne die Gefahr einer strukturellen Verletzung dieser Anordnung. Bei einer zu geringen, einseitigen oder zu intensiven Nutzung dieser Funktionalität lässt diese allmählich nach. Dies führt zum Verlust der hohen Elastizität. Bei jungen und trainierten Menschen sind optimale Strukturen häufiger anzutreffen als bei älteren oder untrainierten Personen.
Die Bedeutung der Viskoelastizität
Das Fasziensystem ist bis in die kleinsten Einheiten mit Wasser durchsetzt. Vor allem die elastischeren Fasern verfügen über einen hohen Wasseranteil. Unelastischeren Fasern hingegen mangelt es an Flüssigkeitsanteilen und deshalb auch an Viskoelastizität, der Fähigkeit, dehnbar mit gleichzeitig hoher Zugfestigkeit zu sein. Für die praktische Trainingsarbeit bedeutet dies vor allem, gezielte Pausen für das Fasziensystem und dessen Hydration einzusetzen. (vgl. Galloway-Methode S. 46 für Läufer)
Struktur der Faszien je nach Aktivitätslevel
Formgebende Aufgaben in unserem Körper
Faszien haben die Eigenschaft und Fähigkeit, unterschiedlichste Strukturen wie Knochen, Muskeln, Organe miteinander zu verbinden, damit alles an seinem Platz bleibt und die jeweilige Funktion erfolgen kann. Dabei sind zum Teil beachtliche Anpassungen erforderlich. Außerdem bildet sich an Stellen, an denen Strukturen des Körpers verletzt oder beschädigt wurden, neues Bindegewebe, um die entstandene Lücke – wie bei einer Schnittverletzung – wieder zu schließen. Faszien sind überall im Körper und grenzen selbst kleinste Einheiten voneinander ab.
Dreidimensionale Struktur
Faszien sind in vielen verschiedenen Ebenen angeordnet. Von der Haut, die unseren Organismus zur Außenwelt abgrenzt bis hin zur Knochenhaut, die unsere Knochen umhüllt, geben Faszien unserem Körper Form und Struktur.
Dieses körperweite Netzwerk durchdringt den Körper von oben nach unten, von vorne nach hinten und von außen nach innen.
› Epimysium + Aponeurosen
› Perimysium + Septen
› Endomysium
Querschnitt eines Unterschenkels
Faszialer Aufbau des Epimysiums, Perimisiums und Endomysiums
Zahlreiche Funktionen
Faszien als Überträger von Kräften
Die klassische Einteilung unseres Bewegungsapparates in einen aktiven und passiven Teil entspricht nach dem aktuellen Kenntnisstand der Faszienforschung nicht mehr der Realität. In den Muskeln wird die Energie bereitgestellt, um Muskelkontraktionen zu bewirken. Diese Kräfte müssen auf die Knochen beziehungsweise unser Skelettsystem übertragen werden, um Bewegungen der Gelenke und damit des Körpers zu erzeugen. Die Verbindung zwischen Muskeln und Knochen wird durch Faszien hergestellt, indem die Faszien sich in Form von Sehnen am Knochen befestigen. Jede Sehne unseres Körpers ist folglich eine Faszie. Aber auch alle gelenkstabilisierenden Bänder, die das Gelenk in seiner angedachten Bewegungsform führen, sind Faszien und befestigen Anteile verschiedener Knochen miteinander. Faszien übertragen also Kräfte auf unser Skelett und nehmen demnach eine sehr wichtige Funktion im aktiven Bewegungsapparat ein – und sind damit auch häufiger von Beschwerden betroffen. Neben der reinen Kraftübertragung auf ein Gelenk ist jedoch vielmehr die flächenförmige Verteilung von Kraft, das Bilden eines Spannungsnetzwerks in Bewegung, entscheidend. Diese Spannungswirkung ist sehr komplex und kann gut oder weniger gut koordiniert sein – je nach Leistungs- und Koordinationsfähigkeit des umspannenden Fasziensystems.
Faszien als Speicher von Kräften
Galten bisher die Muskeln als alleinige Energiequelle menschlicher Bewegungen muss auch von diesem Postulat Abstand genommen werden, denn ein beachtlicher Teil der Energie für Bewegung von Gelenken und Knochen entstammt der Fähigkeit von Faszien, Energie wie eine Sprungfeder zu speichern und katapultartig wieder frei zu lassen. Diese Fähigkeit, Energie zu speichern, ist ein bisher wenig oder kaum beachtetes Faktum in der Trainingswissenschaft und wurde nur zufällig mittrainiert. Besser trainierte Personen zeichnen sich dadurch aus, dass der Anteil der aktiven Muskelarbeit bei federnden Bewegungen eher abnimmt und der Anteil der kollagenen Federung zunimmt. Dies erfordert unter anderem auch
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