Faszination Menschenfresser

seinesgleichen suchte. So ließ der zentralafrikanische Gewaltherrscher z. B. 1979 über 100 Kinder erschießen, weil sie sich weigerten, die von ihm befohlenen Schuluniformen zu tragen. Des Weiteren erklärte er Behinderte zur »Schande der schwarzen Rasse« und ließ sie aus Flugzeugen werfen. Aber war Bokassa tatsächlich auch ein Kannibale, wie so oft behauptet wird? Um es gleich vorneweg zu sagen: Hieb- und stichfeste Beweise für diese Behauptung gibt es nicht. Allerdings hat der ehemalige Leibkoch Bokassas bei einer Befragung Stein und Bein geschworen, dass der Kaiser nicht nur menschliches Fleisch »mit Genuss« verzehrte, sondern offensichtlich auch große Freude daran hatte, bei Dinnereinladungen ausländischen Würdenträgern die gekochten Leichenteile seiner ermordeten politischen Gegner als vermeintliches »Roastbeef« zum Essen servieren zu lassen. Nach seinem Sturz 1979 sollen, glaubt man seinem Nachfolger im Amt, David Dacko, in den Gefriertruhen des Palastes auch zahlreiche, fertig für die Zubereitung auf einem Grill präparierte Leichenteile entdeckt worden sein. Menschenfresserei war dann auch einer der Anklagepunkte, derentwegen sich Bokassa in seiner Heimat vor Gericht verantworten musste. Bokassa wurde zwar 1987 zum Tode verurteilt, anschließend aber schrittweise begnadigt und letztendlich sogar freigelassen. Bokassa starb im Alter von 75 Jahren 1996 in der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui an einem Herzinfarkt und hinterließ 17 Frauen und – konservativ geschätzt – 37 Kinder.