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Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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habe über Zauberkunststücke nachgedacht«, sagte Miss Marple. »Wenn man sie sieht, ist es so schwer, hinter den Trick zu kommen, dabei ist alles ganz simpel, wenn man es einmal erklärt bekommt. (Allerdings weiß ich bis heute nicht, wie diese Leute Goldfischgläser herbeizaubern können.) Haben Sie jemals gesehen, wie eine Jungfrau zersägt wird – ein verblüffender Trick. Ich weiß noch, dass ich absolut fasziniert war, als ich ihn mit elf zum ersten Mal gesehen habe. Und ich bin nie draufgekommen, wie das gemacht wird. Aber neulich stand in irgendeiner Zeitung ein Artikel, in dem alles ausgeplaudert wurde. So etwas sollten Zeitungen nicht machen, meinen Sie nicht auch? Anscheinend ist es nicht nur ein Mädchen – es sind zwei. Der Kopf der einen und die Beine einer anderen. Man denkt, es ist nur ein Mädchen, dabei sind's in Wirklichkeit zwei – und umgekehrt würde es genauso gut funktionieren, nicht wahr?«
    Miss Bellever sah sie etwas überrascht an. Sie war es nicht gewöhnt, dass Miss Marple so oberflächlich und zusammenhanglos drauflosplauderte. »Es ist einfach alles zu viel gewesen für die alte Dame«, dachte sie.
    »Wenn Sie etwas nur von einer Seite betrachten«, fuhr Miss Marple fort, »dann sehen Sie auch nur eine Seite. Aber alles klärt sich auf, sobald man unterscheiden kann, was Wirklichkeit und was Illusion ist.« Unvermittelt wechselte sie das Thema: »Und Carrie Louise – geht es ihr gut?«
    »Ja«, sagte Miss Bellever. »Es geht ihr gut, aber es muss ein großer Schock für sie gewesen sein, wissen Sie – zu erfahren, dass jemand sie umbringen wollte. Für sie ganz besonders, meine ich, weil Gewalt etwas ist, was sie überhaupt nicht versteht.«
    »Carrie Louise versteht so manches, was wir nicht begreifen«, sagte Miss Marple nachdenklich. »Das war schon immer so.«
    »Ich weiß, was Sie meinen – aber sie lebt nicht in der Realität.«
    »So, meinen Sie?«
    Miss Bellever sah sie überrascht an. »Einen weltfremderen Menschen als Cara hat es nie gegeben –«
    »Glauben Sie nicht, dass Carrie Louise vielleicht –« Miss Marple brach ab, weil Edgar Lawson in größter Eile an ihnen vorbeiging. Er nickte beschämt und wandte das Gesicht ab.
    »Ich weiß jetzt, an wen er mich erinnert«, sagte Miss Marple. »Es ist mir vor ein paar Minuten plötzlich eingefallen. Er erinnert mich an einen jungen Mann namens Leonard Wylie. Sein Vater war Zahnarzt, bekam aber sehr schlechte Augen, als er alt wurde, und zittrige Hände, also gingen die Leute lieber zu seinem Sohn. Der alte Mann grämte sich sehr darüber und wurde schwermütig. Er sei zu nichts mehr nütze, sagte er, und Leonard, der sehr weichherzig und ziemlich töricht war, begann so zu tun, als trinke er öfter einmal einen über den Durst. Er roch immer nach Whisky und spielte den Angetrunkenen, wenn Patienten kamen. Er dachte, sie würden deswegen wieder zu seinem Vater gehen und sagen, sein Sohn verstehe sein Handwerk nicht.«
    »Und, haben sie es getan?«
    »Natürlich nicht«, sagte Miss Marple. »Es kam so, wie es jeder halbwegs vernünftige Mensch vorhergesehen hätte! Die Patienten gingen zu Mr Reilly dem konkurrierenden Zahnarzt. So viele gutherzige Menschen haben kein bisschen Verstand. Außerdem hat Leonard Wylie zu dick aufgetragen... Er hatte eine merkwürdige Vorstellung von Trinkern, und mit dem Whisky hat er es arg übertrieben – hat ihn sich über die Kleider geschüttet, wissen Sie, sie buchstäblich damit getränkt.«
    Sie betraten durch die Seitentür das Haus.

Neunzehntes Kapitel
     
    D rinnen fanden sie die Familie in der Bibliothek versammelt. Lewis ging auf und ab, und es knisterte vor Spannung.
    »Ist irgendwas?«, erkundigte sich Miss Bellever.
    Lewis sagte kurz angebunden: »Ernie Gregg hat vorhin beim Appell gefehlt.«
    »Ist er weggelaufen?«
    »Das wissen wir nicht. Maverick und ein paar von den Angestellten durchsuchen das Grundstück. Wenn wir ihn nicht finden, müssen wir die Polizei benachrichtigen.«
    »Grandam!« Gina lief zu Carrie Louise hinüber, die bleich geworden war. »Geht's dir nicht gut?«
    »Ich bin unglücklich. Der arme Junge...«
    Lewis sagte: »Ich wollte ihn heute Abend fragen, ob er letzte Nacht irgendetwas Bedeutsames gesehen hat. Ich habe ein gutes Stellenangebot für ihn und wollte nach dieser guten Nachricht das andere Thema zur Sprache bringen. Aber jetzt –« Er verstummte.
    Miss Marple sagte leise: »So ein dummer Kerl... Armer, dummer Kerl...«
    Sie schüttelte den

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