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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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wir uns eine sichere Lösung für Sie überlegen.«
    »Okay«, sagte Cläre und goss den Rest ihres Whiskys hinunter.
    »Worauf warten wir noch?«
    Cläre nahm das erste Taxi, das vorbeikam, und fuhr zur Kanzlei Howles Marriott in der Nähe der Chancery Lane. Ingrid und ich nahmen das zweite.
    »Bist du sicher, dass Guy da ist?«, fragte ich sie.
    »Ich denke doch. Warte, ich schau mal.«
    Sie zog ihr Handy heraus und wählte eine Nummer. »Hallo Guy, ich bin’s ... Irgendwas Neues? ... Nichts? Okay, ich wollte es nur mal wissen. Ciao.«
    »Er ist da?«
    »Ja.«
    »Wie klingt er?«
    »Angespannt.«
    »Glaubst du, Owen ist bei ihm?« »Ich weiß nicht. Er ist mit uns allen gegangen. Er könnte natürlich zurückgekehrt sein. Aber ich konnte Guy schlecht danach fragen, oder?«
    »Nein.«
    Schweigend überlegten wir, wie wahrscheinlich es wohl sein mochte, dass Owen sich bei Guy im Büro aufhielt. Es war ein Risiko, das wir eingehen mussten.
    Aber das Risiko war wahrlich nicht gering. Menschen waren ums Leben gekommen. Weitere konnten sterben. Möglicherweise auch Ingrid und ich.
    Ich versuchte mir darüber klar zu werden, wie vernünftig unser Vorhaben war. Es sprach einiges dafür - aber auch vieles dagegen.
    Ich bildete mir ein, Guy zu verstehen. Seine Nerven mussten zum Zerreißen gespannt sein. Ninetyminutes bedeutete ihm alles, das wusste ich. Aber ich wusste auch, dass ihm unsere Freundschaft nicht gleichgültig war. Er würde mich nicht kaltblütig umbringen. Oder Ingrid. Genauso wenig würde er tatenlos zusehen, wie Owen uns etwas antat. Dessen war ich mir ziemlich sicher. Oder?
    Ich musste ihm einfach trauen.
    Das Taxi bog von der Clerkenwell Road nach rechts in die ruhigere Britton Street ab. Wir hielten vor dem vertrauten Gebäude, und ich bezahlte den Fahrer. Er verschwand und ließ Ingrid und mich allein vor dem leeren Bürohaus zurück. Beklommen schauten wir zum Stockwerk hinauf, wo Guy saß - allein, wie wir hofften.
    Ich blickte Ingrid an. Ihr Gesicht sah angespannt aus. Sie war genauso nervös wie ich.
    »Du musst wirklich nicht mitkommen«, sagte ich. »Ich kann da sehr gut allein hochgehen.«
    »Ich weiß.« »Es könnte verdammt gefährlich werden. Was ist, wenn du verletzt wirst?«
    Sie wandte sich mir zu und lächelte, ein kleines, nervöses Lächeln. »Das könnte dir doch auch passieren, oder? Ich komme mit.«
    »Okay«, sagte ich. »Dann los.«
    Wir gingen die Treppe zum vierten Stock hoch. Dort stießen wir die Tür auf, die das ninetyminutes.com-Logo trug, und betraten das Großraumbüro.
    Guy saß vor seinem Computer und starrte auf den Bildschirm, auf dem ein halb fertiges Minesweeper-Spiel zu sehen war.
    Er war allein.
    Wir gingen auf ihn zu. Er wandte sich um. Er sah schlimmer aus, als ich ihn je erlebt hatte, und ich hatte Guy schon in ziemlich schlimmen Verfassungen gesehen. Die Augen waren tief umschattet, das strahlende Blau war stumpf geworden. Stoppeln sprossen auf seinem Kinn, die Wangen waren bleich und aufgedunsen. Das strohblonde Haar war fettig und ungekämmt.
    »Hi«, sagte er mit flacher, leerer Stimme.
    »Hallo, Guy.« Ich ging auf ihn zu.
    »Setz dich.« Mit einer fahrigen Bewegung wies er auf meinen Schreibtisch. Ich setzte mich auf meinen alten Stuhl. Ingrid hockte sich neben mir auf den Schreibtisch.
    »Irgendwas gehört?«, fragte ich.
    »Nein.« Er blickte auf die Uhr. »Zehn nach zehn. Da kommt auch nichts mehr. Wenn Mercia Metro interessiert wäre, hätten sie sich schon lange gemeldet.«
    »Die wollten das Geschäft nie machen, Guy«, sagte ich.
    Er sah mich abwesend an, den Blick in weite Ferne gerichtet.
    »Nein«, sagte er ruhig. Dann blickte er Ingrid an. »Seid ihr beiden ...?«:
    Ich nickte.
    »Seit wann?«
    »Noch nicht lange. Seit du mich entlassen hast«, sagte ich.
    Er lächelte. Ein Lächeln, das eher für ihn selbst als für uns bestimmt war. »Wollt ihr mit mir warten?«
    »Vielleicht.«
    »Eigentlich wollte ich hier allein sein. Um Mitternacht.«
    Etwas in der Art, wie er das sagte, erschreckte mich. »Warum?«, fragte ich. »Warum möchtest du allein sein?«
    Guy gab keine Antwort. Er starrte auf den Bildschirm. Er klickte mit der Maus. Wir ließen ihn spielen. Dann fluchte er, als er auf eine Mine klickte.
    Frustriert stieß er die Maus von sich. »Ninetyminutes ist am Ende, nicht wahr, Davo?«
    Ich nickte.
    »Die ganze Arbeit. All die Stunden. All die Sorgen, die Streitereien, die Triumphe, all das löst sich in nichts auf.«
    »Die Site wird

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