Fauler Zauber
schloß. Es war eine solide Tür. Ich konnte sein Geschrei nicht verstehen, obwohl ich mein Ohr gegen das Holz drückte. Aber er ließ sich richtig gehen, als er Panik und Frust herausschrie.
5. Kapitel
Amiranda erwischte mich kurz vor dem Tor. Ich hielt die Luft an und biß mir auf die Zunge, um nicht aus der Rolle des Gentlemans zu fallen. Sie hatte die schicke Kluft abgelegt, in der sie mich abgeholt hatte, und jetzt, in ihrer Alltagskleidung, kam sie der Traumfrau aus meinen mitternächtlichen Fantasien verdammt nahe.
Sie sah gut aus, wirkte aber besorgt. Ich riß mich am Riemen. Das war nicht der richtige Moment, um Sprüche zu klopfen.
Mein Teilzeitpartner Morpheus Ahrm behauptet, ich hätte eine magische Anziehungskraft auf Dämchen unter Druck. Er erzählt mir eine Menge über mich, wovon das meiste nicht stimmt. Und wissen will es auch keiner. Aber was die Dämchen betrifft, hat er ins Schwarze getroffen. Kaum drückt eine gutaussehende Kleine auf die Tränendrüsen, ist Garrett bereit, es selbst mit einem Drachen aufzunehmen.
»Was hat sie gesagt, Mr. Garrett? Was sollen Sie tun?«
»Sie hat eine Menge hohles Geschwätz abgesondert. Und tun soll ich gar nichts.«
»Verstehe ich nicht.« War sie enttäuscht? Ich konnte es nicht genau sagen.
»Ich weiß nicht mal, ob ich selbst es genau kapiere. Die Kidnapper sollen spitzkriegen, daß ich mit von der Partie bin. Mein Ruf soll Karl schützen und seine Chancen verbessern.«
»Oh. Vielleicht hat sie recht.« Sie wirkte erleichtert, und ich überlegte, ob sie wohl in der Sache drinhing. Mir drängte sich ein Verdacht auf, der überhaupt nicht nett war. »Glauben Sie denn, daß er die Sache übersteht, Mr. Garrett?«
»Keine Ahnung. Aber Domina Dount ist eine bemerkenswerte Frau, die ich nicht auf dem Hals haben möchte.«
Eine schwarzhaarige Schönheit um die zwanzig bis dreißig trat ungefähr zehn Meter entfernt auf den Flur, sah uns, musterte mich kurz von oben bis unten, schenkte mir ein ›Komm-und-hasch-mich‹-Lächeln und verschwand dann mit einem Wiegen der Hüften, das jede Kampfhandlung auf der Stelle eingestellt hätte.
»Wer war denn das?«, fragte ich.
»Sie brauchen nicht gleich zu hecheln, Mr. Garrett. Reine Zeitverschwendung. Sie können sie sogar aus Ihren Träumen streichen. Sie ist die Tochter der Sturmwächterin, Amber.«
»Verstehe. Ja, ja, hm, hm.«
Amiranda baute sich vor mir auf. »Fahren Sie Ihre Augen wieder ein, Mister. Sie haben vorhin eine Riesenshow abgezogen, um sich außerhalb des Jobs mit mir zu verabreden. Also gut. Heute abend um acht. Im Eisernen Lügner.«
»Im Eisernen Lügner? Ich komme nicht aus der Oberstadt. So einen Laden kann ich mir nicht leisten …« Die Entschuldigung zog nicht. Schließlich war dies hier dieselbe Biene, die mir vor ein paar Stunden hundert Goldtaler in die Kralle gezählt hatte. »Okay, schon gut. Um acht. Ich werde den Rest des Tages atemlos vor Freude warten.«
Ich grinste selbstgefällig und trat auf die Straße.
Ich schlenderte runter in die Unterstadt und strapazierte mein Hirn, warum ich noch nie etwas von dieser Amber gehört hatte, wo doch Sturmwächterin Styx und ihre Lieben eine so bestimmende Rolle in TunFaires Klatsch und Tratsch spielten. Offensichtlich war uns der beste Teil entgangen.
6. Kapitel
Aus dem Zimmer des Toten Mannes drangen seltsame Geräusche. Ich ging in die Küche, wo der alte Dean Würstchen über einem Holzkohlefeuer grillte. Dabei warf er immer wieder einen Blick auf den Apfelkuchen, den er jeden Augenblick aus dem Ofen nehmen mußte. Als er mich sah, hievte er ein kleines Fäßchen aus dem Kühlschacht, den ich mit dem Gewinn aus dem Starke-Fall hatte ausheben lassen. Ha, ich würde immer, wenn mich danach gelüstete, gekühltes Gebräu trinken können. Jedenfalls solange ich die Kohle dafür hatte.
»Hatten Sie einen guten Tag, Mr. Garrett?«, wollte Dean wissen, während er mir einen Humpen hinhielt.
»Jedenfalls war er interessant.« Ich legte den Kopf in den Nacken und goß mir einen Halben hinter die Kiemen. »Und sehr lohnend. Was ist denn hier los? So einen Krach hat er ja noch nie gemacht.«
»Weiß ich nicht, Mr. Garrett. Er wollte mich nicht mal zum Saubermachen reinlassen.«
»Ich erledige das, sobald ich mir noch einen hiervon genehmigt habe.« Mißtrauisch beäugte ich Würstchen und Kuchen. Wenn er annahm, daß ich diese Mengen essen konnte, war er blauäugiger, als ich dachte. »Haben Sie etwa
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