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Faust: Der Tragödie erster Teil

Faust: Der Tragödie erster Teil

Titel: Faust: Der Tragödie erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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Mut,
  Leidlichem Geld und frischem Blut;
  Meine Mutter wollte mich kaum entfernen;
  Möchte gern was Rechts hieraußen lernen.
      MEPHISTOPHELES:
  Da seid Ihr eben recht am Ort.
      SCHÜLER:
  Aufrichtig, möchte schon wieder fort:
  In diesen Mauern, diesen Hallen
  Will es mir keineswegs gefallen.
  Es ist ein gar beschränkter Raum,
  Man sieht nichts Grünes, keinen Baum,
  Und in den Sälen, auf den Bänken,
  Vergeht mir Hören, Sehn und Denken.
      MEPHISTOPHELES:
  Das kommt nur auf Gewohnheit an.
  So nimmt ein Kind der Mutter Brust
  Nicht gleich im Anfang willig an,
  Doch bald ernährt es sich mit Lust.
  So wird's Euch an der Weisheit Brüsten
  Mit jedem Tage mehr gelüsten.
      SCHÜLER:
  An ihrem Hals will ich mit Freuden hangen;
  Doch sagt mir nur, wie kann ich hingelangen?
      MEPHISTOPHELES:
  Erklärt Euch, eh Ihr weiter geht,
  Was wählt Ihr für eine Fakultät?
      SCHÜLER:
  Ich wünschte recht gelehrt zu werden,
  Und möchte gern, was auf der Erden
  Und in dem Himmel ist, erfassen,
  Die Wissenschaft und die Natur.
      MEPHISTOPHELES:
  Da seid Ihr auf der rechten Spur;
  Doch müßt Ihr Euch nicht zerstreuen lassen.
      SCHÜLER:
  Ich bin dabei mit Seel und Leib;
  Doch freilich würde mir behagen
  Ein wenig Freiheit und Zeitvertreib
  An schönen Sommerfeiertagen.
      MEPHISTOPHELES:
  Gebraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen,
  Doch Ordnung lehrt Euch Zeit gewinnen.
  Mein teurer Freund, ich rat Euch drum
  Zuerst Collegium Logicum.
  Da wird der Geist Euch wohl dressiert,
  In spanische Stiefeln eingeschnürt,
  Daß er bedächtiger so fortan
  Hinschleiche die Gedankenbahn,
  Und nicht etwa, die Kreuz und Quer,
  Irrlichteliere hin und her.
  Dann lehret man Euch manchen Tag,
  Daß, was Ihr sonst auf einen Schlag
  Getrieben, wie Essen und Trinken frei,
  Eins! Zwei! Drei! dazu nötig sei.
  Zwar ist's mit der Gedankenfabrik
  Wie mit einem Weber-Meisterstück,
  Wo ein Tritt tausend Fäden regt,
  Die Schifflein herüber hinüber schießen,
  Die Fäden ungesehen fließen,
  Ein Schlag tausend Verbindungen schlägt.
  Der Philosoph, der tritt herein
  Und beweist Euch, es müßt so sein:
  Das Erst wär so, das Zweite so,
  Und drum das Dritt und Vierte so;
  Und wenn das Erst und Zweit nicht wär,
  Das Dritt und Viert wär nimmermehr.
  Das preisen die Schüler allerorten,
  Sind aber keine Weber geworden.
  Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben,
  Sucht erst den Geist heraus zu treiben,
  Dann hat er die Teile in seiner Hand,
  Fehlt, leider! nur das geistige Band.
  Encheiresin naturae nennt's die Chemie,
  Spottet ihrer selbst und weiß nicht wie.
      SCHÜLER:
  Kann Euch nicht eben ganz verstehen.
      MEPHISTOPHELES:
  Das wird nächstens schon besser gehen,
  Wenn Ihr lernt alles reduzieren
  Und gehörig klassifizieren.
      SCHÜLER:
  Mir wird von alledem so dumm,
  Als ging, mir ein Mühlrad im Kopf herum.
      MEPHISTOPHELES:
  Nachher, vor allen andern Sachen,
  Müßt Ihr Euch an die Metaphysik machen!
  Da seht, daß Ihr tiefsinnig faßt,
  Was in des Menschen Hirn nicht paßt;
  Für was drein geht und nicht drein geht,
  Ein prächtig Wort zu Diensten steht.
  Doch vorerst dieses halbe Jahr
  Nehmt ja der besten Ordnung wahr.
  Fünf Stunden habt Ihr jeden Tag;
  Seid drinnen mit dem Glockenschlag!
  Habt Euch vorher wohl präpariert,
  Paragraphos wohl einstudiert,
  Damit Ihr nachher besser seht,
  Daß er nichts sagt, als was im Buche steht;
  Doch Euch des Schreibens ja befleißt,
  Als diktiert, Euch der Heilig Geist!
      SCHÜLER:
  Das sollt Ihr mir nicht zweimal sagen!
  Ich denke mir, wie viel es nützt
  Denn, was man schwarz auf weiß besitzt,
  Kann man getrost nach Hause tragen.
      MEPHISTOPHELES:
  Doch wählt mir eine Fakultät!
      SCHÜLER:
  Zur Rechtsgelehrsamkeit kann ich mich nicht bequemen.
      MEPHISTOPHELES:
  Ich kann es Euch so sehr nicht übel nehmen,
  Ich weiß, wie es um diese Lehre steht.
  Es erben sich Gesetz' und Rechte
  Wie eine ew'ge Krankheit fort;
  Sie schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte,
  Und rücken sacht von Ort zu Ort.
  Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage;
  Weh dir, daß du ein Enkel bist!
  Vom Rechte, das mit uns geboren ist,
  Von dem ist, leider! nie die

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