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Faust: Der Tragödie erster Teil

Faust: Der Tragödie erster Teil

Titel: Faust: Der Tragödie erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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erweitern,
  Und, wie sie selbst, am End auch ich zerscheitern.
      MEPHISTOPHELES:
  O glaube mir, der manche tausend Jahre
  An dieser harten Speise kaut
  Daß von der Wiege bis zur Bahre
  Kein Mensch den alten Sauerteig verdaut!
  Glaub unsereinem, dieses Ganze
  Ist nur für einen Gott gemacht!
  Er findet sich in einem ew'gen Glanze
  Uns hat er in die Finsternis gebracht,
  Und euch taugt einzig Tag und Nacht.
      FAUST:
  Allein ich will!
      MEPHISTOPHELES:
  Das läßt sich hören! Doch nur vor einem ist mir bang:
  Die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang.
  Ich dächt, ihr ließet Euch belehren.
  Assoziiert Euch mit einem Poeten,
  Laßt den Herrn in Gedanken schweifen,
  Und alle edlen Qualitäten
  Auf Euren Ehrenscheitel häufen,
  Des Löwen Mut,
  Des Hirsches Schnelligkeit,
  Des Italieners feurig Blut,
  Des Nordens Dau'rbarkeit.
  Laßt ihn Euch das Geheimnis finden,
  Großmut und Arglist zu verbinden,
  Und Euch, mit warmen Jugendtrieben,
  Nach einem Plane zu verlieben.
  Möchte selbst solch einen Herren kennen,
  Würd ihn Herrn Mikrokosmus nennen.
      FAUST:
  Was bin ich denn, wenn es nicht möglich ist,
  Der Menschheit Krone zu erringen,
  Nach der sich alle Sinne dringen?
      MEPHISTOPHELES:
  Du bist am Ende- was du bist.
  Setz dir Perücken auf von Millionen Locken,
  Setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken,
  Du bleibst doch immer, was du bist.
      FAUST:
  Ich fühl's, vergebens hab ich alle Schätze
  Des Menschengeists auf mich herbeigerafft,
  Und wenn ich mich am Ende niedersetze,
  Quillt innerlich doch keine neue Kraft;
  Ich bin nicht um ein Haar breit höher,
  Bin dem Unendlichen nicht näher.
      MEPHISTOPHELES:
  Mein guter Herr, Ihr seht die Sachen,
  Wie man die Sachen eben sieht;
  Wir müssen das gescheiter machen,
  Eh uns des Lebens Freude flieht.
  Was Henker! freilich Händ und Füße
  Und Kopf und Hintern, die sind dein;
  Doch alles, was ich frisch genieße,
  Ist das drum weniger mein?
  Wenn ich sechs Hengste zahlen kann,
  Sind ihre Kräfte nicht die meine?
  Ich renne zu und bin ein rechter Mann,
  Als hätt ich vierundzwanzig Beine.
  Drum frisch! Laß alles Sinnen sein,
  Und grad mit in die Welt hinein!
  Ich sag es dir: ein Kerl, der spekuliert,
  Ist wie ein Tier, auf dürrer Heide
  Von einem bösen Geist im Kreis herum geführt,
  Und rings umher liegt schöne grüne Weide.
      FAUST:
  Wie fangen wir das an?
      MEPHISTOPHELES:
  Wir gehen eben fort. Was ist das für ein Marterort?
  Was heißt das für ein Leben führen,
  Sich und die Jungens ennuyieren?
  Laß du das dem Herrn Nachbar Wanst!
  Was willst du dich das Stroh zu dreschen plagen?
  Das Beste, was du wissen kannst,
  Darfst du den Buben doch nicht sagen.
  Gleich hör ich einen auf dem Gange!
      FAUST:
  Mir ist's nicht möglich, ihn zu sehn.
      MEPHISTOPHELES:
  Der arme Knabe wartet lange,
  Der darf nicht ungetröstet gehn.
  Komm, gib mir deinen Rock und Mütze;
  Die Maske muß mir köstlich stehn. (Er kleidet sich um.)
  Nun überlaß es meinem Witze!
  Ich brauche nur ein Viertelstündchen Zeit;
  Indessen mache dich zur schönen Fahrt bereit!
  (Faust ab.)
      MEPHISTOPHELES (in Fausts langem Kleide):
  Verachte nur Vernunft und Wissenschaft,
  Des Menschen allerhöchste Kraft,
  Laß nur in Blend- und Zauberwerken
  Dich von dem Lügengeist bestärken,
  So hab ich dich schon unbedingt-
  Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben,
  Der ungebändigt immer vorwärts dringt,
  Und dessen übereiltes Streben
  Der Erde Freuden überspringt.
  Den schlepp ich durch das wilde Leben,
  Durch flache Unbedeutenheit,
  Er soll mir zappeln, starren, kleben,
  Und seiner Unersättlichkeit
  Soll Speis und Trank vor gier'gen Lippen schweben;
  Er wird Erquickung sich umsonst erflehn,
  Und hätt er sich auch nicht dem Teufel übergeben,
  Er müßte doch zugrunde gehn!
  (Ein SCHÜLER tritt auf.)
      SCHÜLER:
  Ich bin allhier erst kurze Zeit,
  Und komme voll Ergebenheit,
  Einen Mann zu sprechen und zu kennen,
  Den alle mir mit Ehrfucht nennen.
      MEPHISTOPHELES:
  Eure Höflichkeit erfreut mich sehr!
  Ihr seht einen Mann wie andre mehr.
  Habt Ihr Euch sonst schon umgetan?
      SCHÜLER:
  Ich bitt Euch, nehmt Euch meiner an!
  Ich komme mit allem guten

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