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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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Kett' und Ringe.
      KÄMMERER:
  Von nun an trink' ich doppelt beßre Flasche.
      EIN ANDRER:
  Die Würfel jucken mich schon in der Tasche.
      BANNERHERR:
  Mein Schloß und Feld, ich mach' es schuldenfrei.
      EIN ANDRER:
  Es ist ein Schatz, den leg' ich Schätzen bei.
      KAISER:
  Ich hoffte Lust und Mut zu neuen Taten;
  Doch wer euch kennt, der wird euch leicht erraten.
  Ich merk' es wohl: bei aller Schätze Flor,
  Wie ihr gewesen, bleibt ihr nach wie vor.
      NARR:
  Ihr spendet Gnaden, gönnt auch mir davon!
      KAISER:
  Und lebst du wieder, du vertrinkst sie schon.
      NARR:
  Die Zauberblätter! ich versteh's nicht recht.
      KAISER:
  Das glaub' ich wohl, denn du gebrauchst sie schlecht.
      NARR:
  Da fallen andere; weiß nicht, was ich tu'.
      KAISER:
  Nimm sie nur hin, sie fielen dir ja zu.
      NARR:
  Fünftausend Kronen wären mir zu Handen!
      MEPHISTOPHELES:
  Zweibeiniger Schlauch, bist wieder auferstanden?
      NARR:
  Geschieht mir oft, doch nicht so gut als jetzt.
      MEPHISTOPHELES:
  Du freust dich so, daß dich's in Schweiß versetzt.
      NARR:
  Da seht nur her, ist das wohl Geldes wert?
      MEPHISTOPHELES:
  Du hast dafür, was Schlund und Bauch begehrt.
      NARR:
  Und kaufen kann ich Acker, Haus und Vieh?
      MEPHISTOPHELES:
  Versteht sich! Biete nur, das fehlt dir nie.
      NARR:
  Und Schloß, mit Wald und Jagd und Fischbach? +
      MEPHISTOPHELES:
  Traun!
  Ich möchte dich gestrengen Herrn wohl schaun!
      NARR:
  Heut abend wieg' ich mich im Grundbesitz!—
      MEPHISTOPHELES:
  Wer zweifelt noch an unsres Narren Witz!
    Finstere Galerie
      MEPHISTOPHELES:
  Was ziehst du mich in diese düstern Gänge?
  Ist nicht da drinnen Lust genug,
  Im dichten, bunten Hofgedränge
  Gelegenheit zu Spaß und Trug?
      FAUST:
  Sag mir das nicht, du hast's in alten Tagen
  Längst an den Sohlen abgetragen;
  Doch jetzt dein Hin- und Widergehn
  Ist nur, um mir nicht Wort zu stehn.
  Ich aber bin gequält zu tun:
  Der Marschalk und der Kämmrer treibt mich nun.
  Der Kaiser will, es muß sogleich geschehn,
  Will Helena und Paris vor sich sehn;
  Das Musterbild der Männer so der Frauen
  In deutlichen Gestalten will er schauen.
  Geschwind ans Werk! ich darf mein Wort nicht brechen.
      MEPHISTOPHELES:
  Unsinnig war's, leichtsinnig zu versprechen.
      FAUST:
  Du hast, Geselle, nicht bedacht,
  Wohin uns deine Künste führen;
  Erst haben wir ihn reich gemacht,
  Nun sollen wir ihn amüsieren.
      MEPHISTOPHELES:
  Du wähnst, es füge sich sogleich;
  Hier stehen wir vor steilern Stufen,
  Greifst in ein fremdestes Bereich,
  Machst frevelhaft am Ende neue Schulden,
  Denkst Helenen so leicht hervorzurufen
  Wie das Papiergespenst der Gulden.—
  Mit Hexen-Fexen, mit Gespenst-Gespinsten,
  Kielkröpfigen Zwergen steh' ich gleich zu Diensten;
  Doch Teufels-Liebchen, wenn auch nicht zu schelten,
  Sie können nicht für Heroinen gelten.
      FAUST:
  Da haben wir den alten Leierton!
  Bei dir gerät man stets ins Ungewisse.
  Der Vater bist du aller Hindernisse,
  Für jedes Mittel willst du neuen Lohn.
  Mit wenig Murmeln, weiß ich, ist's getan;
  Wie man sich umschaut, bringst du sie zur Stelle.
      MEPHISTOPHELES:
  Das Heidenvolk geht mich nichts an,
  Es haust in seiner eignen Hölle;
  Doch gibt's ein Mittel. +
      FAUST:
  Sprich, und ohne Säumnis!
      MEPHISTOPHELES:
  Ungern entdeck' ich höheres Geheimnis.
  Göttinnen thronen hehr in Einsamkeit,
  Um sie kein Ort, noch weniger eine Zeit;
  Von ihnen sprechen ist Verlegenheit.
  Die Mütter sind es! +
      FAUST:
  Mütter! +
      MEPHISTOPHELES:
  Schaudert's dich?
      FAUST:
  Die Mütter! Mütter!—'s klingt so wunderlich!
      MEPHISTOPHELES:
  Das ist es auch. Göttinnen, ungekannt
  Euch Sterblichen, von uns nicht gern genannt.
  Nach ihrer Wohnung magst ins Tiefste schürfen;
  Du selbst bist schuld, daß ihrer wir bedürfen.
      FAUST:
  Wohin der Weg? +
      MEPHISTOPHELES:
  Kein Weg! Ins Unbetretene,
  Nicht zu Betretende; ein Weg ans Unerbetene,
  Nicht zu Erbittende. Bist du bereit?—
  Nicht Schlösser sind, nicht Riegel wegzuschieben,
  Von Einsamkeiten wirst umhergetrieben.
  Hast du Begriff von öd' und Einsamkeit?
      FAUST:
  Du spartest, dächt' ich, solche Sprüche;
  Hier wittert's nach der

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