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Feanors Fluch

Feanors Fluch

Titel: Feanors Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Mahtan lernte er vieles über die Fertigung der Dinge aus Metall und Stein. Auch Nerdanel war von festem Willen, doch geduldiger als Feanor, denn sie mochte den Geist anderer lieber verstehen als ihn beherrschen, und anfänglich konnte sie ihn zurückhalten, wenn das Feuer seines Herzens zu heiß brannte; später aber bekümmerten sie seine Taten, und sie wurden einander fremd. Sieben Söhne gebar sie Feanor, und manche erbten etwas von ihrem Gemüt, doch nicht alle.
    Nun geschah es, daß Finwe Indis, die Blonde, zur zweiten Gemahlin nahm. Sie war eine Vanya, nah verwandt mit Ingwe, dem Hohen König, groß und mit goldnem Haar und in allen Belangen anders als Mrnel. Finwe liebte sie sehr und war wieder froh. Doch Mriels Schatten wich nicht aus dem Hause Finwes, noch aus seinem Herzen; und von allen, die er liebte, nahmen seine Gedanken an Feanor immer den größten Anteil.
    Die Vermählung seines Vaters behagte Feanor nicht, und weder Indis noch Fingolfin und Finarfin, ihren Söhnen, brachte er viel Liebe entgegen. Er lebte von ihnen getrennt, erkundete das Land Aman oder gab sich den Künsten und Wissenschaften hin, die ihn erfreuten. In jenen unglücklichen Ereignissen, die später eintraten und bei denen Feanor der Anführer war, sahen viele eine Folge dieses Bruchs im Hause Finwes; sie urteilten, wenn Finwe seinen Verlust ertragen hätte und zufrieden gewesen wäre, seinen gewaltigen Sohn großzuziehen, so hätte es mit Feanor eine andere Wendung genommen und großes Unheil wäre vermieden worden; denn der Kummer und der Streit im Hause Finwes bleiben ins Gedächtnis der Noldor eingegraben. Doch auch Indis' Kinder waren groß und ruhmreich, und ebenso deren Kinder; und die Geschichte der Eldar wäre ärmer, hätten sie nicht gelebt.
    Während nun Feanor und die andren Meister der Noldor sich mit Lust in unabsehbaren Werken übten, und während Indis' Söhne erwachsen wurden, ging der Mittag von Valinor dem Ende entgegen. Denn nun war es soweit, daß Melkors Haft, wie es die Valar verfügt, abgelaufen war, nachdem er drei Alter lang allein in Mandos' Kerker gesessen hatte. Endlich, wie Manwe versprochen hatte, wurde er von neuem vor die Throne der Valar geführt. Da sah er ihren Glanz und ihr Glück, und voller Neid war sein Herz; er sah die Kinder Iluvatars, die zu Füßen der Mächtigen saßen, und Haß erfüllte ihn; er sah die vielen leuchtenden Gemmen, und es gelüstete ihn danach; doch verbarg er, was er dachte, und verschob seine Rache.
    Vor den Toren von Valmar warf sich Melkor Manwe zu Füßen und bat um Vergebung; er gelobte, wenn man ihn nur zum Letzten unter den freien Bewohnern von Valinor mache, so wolle er den Valar bei all ihren Werken helfen, besonders aber bei der Heilung der vielen Wunden, die er der Welt zugefügt. Nienna unterstützte seine Bitten; Mandos aber blieb stumm.
    Da gewährte Manwe ihm Vergebung; doch wollten die Valar noch nicht dulden, daß er sich aus ihrer Aufsicht und Obhut entfernte, und er wurde gehalten, innerhalb der Mauern von Valmar zu bleiben. Doch edel schien alles, was Melkor in jener Zeit sagte und tat, und den Valar sowohl wie den Eldar kamen sein Rat und seine Hilfe zugute, wenn sie darum nachsuchten; und so wurde ihm nach einer Weile erlaubt, sich im Lande frei zu bewegen, und Manwe schien es, daß Melkor vom Bösen geheilt sei. Denn Manwe selbst war frei vom Bösen, und er konnte es nicht verstehen; und er wußte, daß zu Anfang, im Gedanken Iluvatars, Melkor gleich ihm selber gewesen war; und er blickte nicht bis in die Tiefe von Melkors Herzen und sah nicht, daß alle Liebe für immer daraus gewichen war. Ulmo aber ließ sich nicht täuschen, und Tulkas ballte jedesmal die Fäuste, wenn er Melkor, seinen Feind, vorübergehen sah; denn zwar dauert es lange, bis Tulkas erzürnt ist, doch ebenso lange auch, bis er vergißt. Aber sie gehorchten dem Urteil Manwes, denn wer die Herrschaft gegen Aufruhr verteidigt, darf sich nicht seinerseits auflehnen.
    Von Herzen haßte nun Melkor die Eldar am meisten, teils weil sie schön und froh waren, teils weil er in ihnen den Grund sah, warum die Valar ihn angegriffen und gestürzt hatten. Nur um so mehr Liebe spiegelte er ihnen deshalb vor, und er bemühte sich um ihre Freundschaft und stellte ihnen seine Künste und sein Wissen für jede große Tat, die sie unternehmen mochten, zu Diensten. Zwar mißtrauten ihm die Vanyar, denn sie wohnten im Licht der Bäume und waren zufrieden; und die Teleri beachtete er wenig, da er

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