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Feanors Fluch

Feanors Fluch

Titel: Feanors Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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kahlen Wänden der Berge und an dem kalten, dunklen Meer waren die tiefsten und dichtesten Schatten der Welt; und dort in Avathar, geheim und keinem bekannt, hatte Ungolianth sich niedergelassen. Die Eldar wußten nicht, woher sie kam, doch manche haben gesagt, vor vielen Altern sei sie aus dem Dunkel um Arda herabgestiegen, als Melkor anfing, Manwe sein Königreich zu neiden, und eine von jenen sei sie gewesen, die er gleich zu Anfang verführte, ihm zu dienen. Sie aber hatte ihrem Herrn aufgekündigt, denn Herrin ihrer eigenen Begierden wollte sie sein und alle Dinge für sich nehmen, um ihre Leere damit zu füttern; und sie floh in den Süden, wo sie sicher war vor den Angriffen der Valar und vor den Jägern Oromes, denn die achteten immer nur auf den Norden, und der Süden blieb lange unbewacht. Von dort war sie näher an das Licht des Segensreiches herangekrochen, denn sie hungerte nach dem Licht und haßte es.
    In einer Schlucht hauste sie, in Gestalt einer ungeheuren Spinne, und wob ihre schwarzen Netze über einen Schrund in den Bergen. Da sog sie alles Licht auf, das sie nur finden konnte, und spann daraus dunkle Netze von würgender Finsternis, bis kein Lichtschimmer mehr zu ihr durchdrang und sie am Verhungern war.
    Nach Avathar kam nun Melkor und suchte sie auf; und er nahm wieder die Gestalt an, in welcher er als der Tyrann von Utumno erschienen war, ein dunkler Fürst, groß und schrecklich. Diese Gestalt behielt er fortan für immer. Dort, in den schwarzen Schatten, wohin selbst Manwe von seinen höchsten Hallen aus nicht sehen konnte, heckte Melkor mit Ungolianth seine Rache aus. Als aber Ungolianth Melkors Absicht begriff, da schwankte sie zwischen Gier und Furcht, denn sie scheute sich, den Gefahren von Aman und der Macht seiner schrecklichen Herren zu begegnen, und sie mochte sich aus ihrem Versteck nicht rühren. Daher sagte Melkor zu ihr: »Tu, wie ich dir sage, und wenn du dann, nachdem alles vollbracht, immer noch hungrig bist, dann will ich dir geben, wonach immer es dich gelüstet, fürwahr, mit beiden Händen.« Leichthin schwur er den Eid, wie immer, und er lachte in sich hinein. So ködert der große Dieb den geringern.
    Einen Mantel von Dunkelheit wob Ungolianth um sie beide, als sie mit Melkor aufbrach: das Unlicht, in welchem die Dinge nicht mehr dazusein schienen und das kein Auge durchdringen konnte, denn es war leer. Dann spann sie langsam ihre Netze, Tau über Tau von Spalte zu Spalte, von Fels zu Fels, immer weiter hinauf, kriechend und klebend, bis sie zuletzt auf dem obersten Gipfel des Hyarmentir anlangte, des höchsten Berges in diesem Teil der Welt, weit südlich des großen Taniquetil. Dort hielten die Valar keine Wache, denn westlich der Pelori lag nur ein leeres Land im Dämmerlicht, und nach Osten zu sah man von den Bergen aus, bis auf das vergessene Avathar, nur die trüben Wasser des weglosen Meeres.
    Auf dem Berggipfel aber lag nun die dunkle Ungolianth, und sie flocht eine Leiter aus Tauen und warf sie hinab; und Melkor stieg herauf und kam auf den hohen Platz, und als er neben ihr stand, sah er hinab, auf das Bewachte Reich. Unter ihnen lagen Oromes Wälder, und im Westen schimmerten Yavannas Wiesen und Felder, Gold unter dem hohen Weizen der Götter. Melkor aber blickte nach Norden und sah in der Ferne die leuchtende Ebene und die silbernen Kuppeln von Valmar, wie sie im gemischten Licht Telperions und Laurelins glänzten. Da lachte Melkor laut auf, und sprang geschwind die langen westlichen Hänge hinunter; und Ungolianth war an seiner Seite, und ihr Dunkel deckte sie beide.
    Nun war eben die Zeit eines Festes, wie Melkor wohl wußte. Denn wenn auch alle Wetter und Jahreszeiten den Valar zu Willen standen und Valinor den Winter des Todes nicht kannte, so lebten die Valar damals dennoch im Königreich Arda, und dies war nur ein kleiner Bezirk in den Hallen von Ea, deren Leben die Zeit ist, die stets vom ersten Ton bis zu Erus letztem Akkord dahinströmt. Und so wie es den Valar eine Freude war (wie in der Ainulindale berichtet), sich in die Gestalt der Kinder Iluvatars zu hüllen wie in ein Kleid, so aßen und tranken sie auch und pflückten die Früchte Yavannas von der Erde, die sie unter Eru geschaffen.
    Yavanna bestimmte daher die Zeiten, zu denen alles, was in Valinor wuchs, blühte und reifte; und zum Beginn jeder Ernte gab Manwe ein großes Fest, Eru zu Ehren, wo alle Völker von Valinor ihre Freude in Musik und Liedern auf dem Taniquetil ausließen. Dies war

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