FebruarNachtsTraum
schon.« Ich schnappe nach Luft und mir wird bewusst, dass ich splitternackt mitten im Wohnzimmer stehe und mich bei meiner Festtagsbeleuchtung die halbe Nachbarschaft im Evakostüm bewundern kann.
»Scheiße!«, fluche ich und springe hinter das Sofa.
Wieder höre ich das mir so schnell vertraut gewordene tiefe russische Lachen von Vlad und das warme Lachen von Roman, bei dem sich immer kleine Fältchen um seine strahlend grünen Augen bilden.
»Geht mir ganz genauso, wenn ich mit dir rede«, bestätigt er scherzhaft und er hört sich so an, als würde er nur wenige Meter entfernt stehen und könnte gleich zur Tür hereinkommen. So als wäre er nicht Tausende von Kilometern entfernt, sondern nur einkaufen um die Ecke. Und vielleicht riefe er nur an, weil er nicht wüsste, welchen Spinat ich mag. Und ich würde sagen, heute gar keinen, er sollte doch einfach Pizza mitbringen. Der Gedanke ist ungemein tröstlich.
»Du, ich muss mir nur mal schnell … ähm, was anziehen … ich … wart mal kurz … nicht auflegen!«
Ich pese Richtung Bad, schnappe mir meinen flauschigen Bademantel und Socken und eile wieder zum Hörer: »So, jetzt bin ich aber wirklich dran!«
»Was tust du da, Lizzy? Versteckt du einen heimlichen Liebhaber?«
»Haha. Genau, das mache ich.« Als könnte ich Roman allen Ernstes betrügen. Ich, die treueste Seele auf Erden! Ich bin doch nicht verrückt und riskiere es, Mister Right zu verlieren, den Traummann, den ich mir im Januar geangelt habe und den ich dringend besser kennen lernen möchte.
Dann herrscht Stille und mir wird klar, wen ich wirklich am Telefon habe und mein Herz setzt aus, um dann doppelt so schnell zu schlagen. Jedes Mal. Nennt man das nicht auch Herzrhythmusstörungen? »Schön, dich zu hören.« Es ist nur ein Flüstern, aber ich bin mir sicher, dass Roman es gehört hat.
Mist, dabei wollte ich nicht zu den Frauchen gehören, die bereits nach zwei einsamen Stunden zu heulen anfangen. Katharinas Hypnose wirkt ja toll!
»Ach, deshalb brauchst du so lange, um ans Telefon zu gehen? Ich dachte, du bewachst es jede Sekunde.«
»Ähm … öhh … tjaaa …«, druckse ich herum und denke an die ungewohnte Melodie. »Es klingelt irgendwie … anders.«
Roman gibt sich Mühe, nicht zu lachen. Aber er lacht und ich würde zu gerne sehen, wie sich diese süßen Grübchen in seinem Gesicht bilden. »Gefällt dir der Song? Ich fand, er passt zu dir!«
Mir bleibt die Spucke weg. Also von I know exactly who I am bin ich gerade Meilen entfernt. »Joa, der ist … suuuper.« Auch wenn Roman es nicht sehen kann, hebe ich meinen Daumen, um meiner Lüge mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. Top.
»Elizabeth?« Romans Stimme klingt zärtlich und verführerisch rau. Alle meine Nackenhärchen stellen sich aufmerksam auf und meine Vorstellungskraft stellt komische Dinge mit mir an. Fast spüre ich seine weichen Lippen an meinem Ohrläppchen. Fast entweicht mir ein kleines, wohliges Seufzen. Fast umschlingen seine Arme meinen Körper. Und er legt seinen Kopf von hinten auf meine Schultern, damit ich keinen Millimeter weichen kann. Fast liegt auch China um die Ecke. Eben nur fast.
»Ja?«
»Geht es dir gut?«
Warum fragt er das? Blutdruck 120 zu 80, Körpertemperatur 36,8°C. Der freche Spruch, der mir auf der Zunge liegt, bleibt mir trocken im Hals stecken. Ich muss an meinen Kuchenrausch denken und an Katharinas Hypnose und will es erzählen, aber kann nicht. Für die, die wir lieben, möchten wir doch alle perfekt sein. Und was die letzten 24 Stunden passiert ist, fällt eher unter die Kategorie peinlich.
»Sag doch was, Miss Energy!«
»Ich nicke, Romantic Man. Ich nicke. Mir geht es gut, okay?«
Dabei versuche ich so ruhig und normal wie möglich zu klingen und kann dank unseres kleinen Gags lächeln. Manche nennen ihren Liebsten Schnuffel, Hase oder gar Mausi. Aber ich möchte nicht an ein flauschiges Tier denken, sondern an meinen Helden mit der breiten Brust und den starken Armen, der mich aus irgendeinem Grund nach der kurzen Zeit, die wir uns erst kennen, versteht und liebt und auf Händen trägt. Wenn seine Hände hier sind. Ich denke an seine weiche, olivfarbene Haut und wie seidig sich seine dunklen Haare zwischen meinen Fingern angefühlt haben. Für jedes Problem findet er eine Lösung. Ich schmunzle. Wie würde er wohl mein jetziges beseitigen?
»Ich liebe dich, Roman«, sage ich ganz sanft.
»Ich liebe dich auch, Elizabeth. Mehr als du dir vorstellen kannst.«
»Ich
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