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FebruarNachtsTraum

FebruarNachtsTraum

Titel: FebruarNachtsTraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Sowade
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nichts. »Ich liebe dich«, wiederhole ich wieder. Ich lasse es gut sein, auch wenn mir diese Aufpassernummer nicht gefällt. Wenn es Roman glücklich macht. Wie schlimm kann es schon werden?
    »Wir hören uns, Sweetheart. Ich melde mich, versprochen. Passt dir Samstag? Bis zum Wochenende hältst du doch durch, oder?«
    »Mit einer Roman-Kopie?«, stichle ich. »Ja, das sollte ich schaffen.«
    Das Original lacht wieder. »Ich liebe dich wirklich.«
    »Ich dich auch. Wirklich, meine ich.«

- 4 -
     
    Mama sagt immer, der erste Eindruck ist der wichtigste. Heute soll das Double auftauchen. Weshalb ich gestern noch nach meiner Badesession wie eine Verrückte die Wohnung geputzt habe, dass ich danach nochmal duschen musste. Selbst in den Schränken, hinter der Heizung und unterm Sofa blitzt alles. Was auch immer man mir vorwerfen kann, Bakterien und Milben zählen nicht dazu.
    Bei Energy Solutions beginne ich morgens acht Uhr früh frisch geduscht, so gut gepflegt, wie man das mit müden Augen schafft, und gut gelaunt meinen Arbeitstag. Ich schlüpfe kurz aus meinen neuen High Heels, die ich ergattert habe und gleich anziehen musste und gönne mir einen Bio-Kaffee mit Jan, meinem Kollegen und Freund, der im Labor der Firma für die technische Umsetzung meiner Ideen verantwortlich ist. Er updatet mich über Budgetkürzungen für die Büromaterialien, eine neue Reiserichtlinie und den spanischen Tag in der Kantine. ¡Olé!
    Dann sichte ich die Nachrichten des Tages und stürze mich hochmotiviert in die Vorbereitung der Jahresplanungsgespräche, an denen neben meinem Boss auch unser Hausanwalt Henrikson und zwei externe Berater teilnehmen werden. Ein Gremium, das ich nicht enttäuschen möchte.
    Wie so oft grummelt mein Bauch sein SOS-Zeichen. Sofort tauche ich aus meiner Arbeit auf, einmal strecken. Woher bekomme ich am schnellsten etwas zum Essen? Die Kantine fällt aus, hat bereits geschlossen. Draußen schneit es und ich schüttle mich unwillkürlich. Nein, vor die Tür will ich auch nicht. In Gedanken gehe ich das Sortiment unseres Snackautomaten durch. Chips? … Gummitierchen? … Twix? Oh ja, das wäre genau das Richtige!
    Beschwingt stehe ich auf und steuere den Automaten an. Ein letzter Riegel wartet dort auf mich. Perfekt! Ich zähle mein Kleingeld ab, werfe es ein, schaue zu, wie der Riegel herausgeschoben wird. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen. Schnell bücke ich mich, hole ihn aus dem Schlitz, richte mich wieder auf und dann …
    »Besten Dank!«
    Bevor ich kapiere, was los ist, halte ich statt einem Twix einen Fünf-Euro-Schein in der Hand, den der Automat nicht annimmt. Und ich habe keine Münzen mehr und selbst wenn, dann ist Twix nun ausverkauft. Was zum Kuckuck! Seit wann versagt der Greifreflex meiner Finger bei Süßigkeiten?
    Verdattert starre ich den Gang entlang und sehe ein Jackett um die Ecke biegen. Erst dann gelingt es meinem unterzuckerten Gehirn zu verstehen, was gerade passiert ist. Da war ein Typ, der wie aus dem Nichts aufgetaucht ist. Er hat sich von hinten über mich gebeugt und unsere Körper haben sich beinahe berührt. Das Kribbeln ist zurück gewesen, so als bekäme ich bei einer Berührung einen Schlag. Unglaublich sanft hat er mir das Twix aus den Fingern gelöst und den Schein hineingelegt. Ich fasse mir verdutzt an die Stelle zwischen Ohr und Wange. Deckungsgleich mit meiner bruchstückhaften Erinnerung ist die Haut nass von einem Kuss. Mein Herz rast so sehr, dass ich tief durchatmen muss. Das ist doch sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz! Oder so ähnlich … »Was für ein Arschloch!«
    »Alles in Ordnung?« Meine Kollegenfreundin Sabine kommt um die Ecke gebogen, wirft einen Euro in den Automaten und zieht sich Gummitiere. Sie mustert mich mit dem Fünfer in der Hand. »Seit wann vergisst du, dass der Automat keine Scheine nimmt?« Sie lächelt breit.
    »Da war so ein Typ!« Hilflos zeige ich den Gang entlang und überlege, ob ich Sabine um ihre Gummitiere bringen soll.
    »Ich weiß.«
    »Du weißt?!«
    »Ach Lizzy, natürlich weiß ich das von Roman.« Sie legt ihren Arm um mich und lotst mich besorgt in Jans Labor. Man muss mir ansehen, wie unterzuckert ich bin, denn da Jan nicht da ist, plündert Sabine ohne zu zögern seine Schubladen und reicht mir ihr Fundstück, ein Knoppers.
    »Du hast ihn also nicht gesehen?«, frage ich und pople am Papier herum.
    »Wen? Roman? Lizzy! Er ist in China! Schon vergessen?« Mit ihrer Hand winkt sie vor meinem Gesicht herum,

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