Federleicht & Bittersüß: 15 Gay - Romanze Kurzgeschichten
Ich nicht. Aber heute hatte ich mein eigenes, strenges
Regelwerk durchbrochen.
Jeden Tag waren mir
diese Drachen am Himmel aufgefallen. Sie schwebten in der Luft und
leuchteten kunterbunt.
Ich sah sie im
Vorbeifahren.
Warum ich heute das
Auto einfach auf dem kleinen Parkplatz abgestellt, die Schuhe und
Socken im Auto gelassen hatte, konnte ich nicht mit Bestimmtheit
sagen. Die Drachen hatten mich gelockt, magisch mit ihrem Tanz in der
Luft angezogen.
Die Zufriedenheit,
die sich sofort einstellte, als der Sand meine nackten Füße
berührte, hatte ich schon ewig nicht gespürt.
Ich streckte mich
aus, verschränkte die Arme im Nacken und der warme Sand wärmte
meinen Körper. Der Blick in den Himmel beruhigte mich, mehr als
meine alltägliche Routine es je vermocht hätte.
Da waren sie, die
Drachen!
Schwerelos schwebten
sie am Himmel. Zehn Verschiedene, aneinander gebunden.
Der Wind unter ihren
ausgebreiteten Schwingen ließ sie hin und her tänzeln. Ein
unbestimmtes Gefühl breitete sich in mir aus. Ein flattern im Magen,
ganz so, als würde etwas Wichtiges passieren.
Die Sonnenstrahlen
kitzelten mich an der Nase und fasziniert beobachtete ich den
abrupten Richtungswechsel der Drachen am Himmel. Sie kamen immer
näher. Der junge Mann, der die Schnur fest in der Hand hielt, lief
in meine Richtung.
Er achtete nicht auf
mich, übersah mich, weil sein Blick auf die Drachenformation
gerichtet war. Die Jeans bis zu den Waden hochgekrempelt, barfuß,
mit nacktem Oberkörper, sah ich ihn auf mich zu straucheln. Das
blonde Haar vom Wind zerzaust, bot er einen mehr als reizvollen
Anblick. Wenn ich mit dem Wagen am Strand vorbei fuhr, hatte ich den
süßen "Drachenreiter" nie gesehen.
Wieder ein
Richtungswechsel. Der Drache und die Sahneschnitte stolperten über
meine ausgestreckten Beine. Er ruderte mit den Armen und fiel
rückwärts in den Sand, genau neben mich.
Mit einem Arm hatte
er sich abgefangen, die Hand des anderen hielt krampfhaft die dünne
Nylonschnur an dem die Drachen befestigt waren.
Erstaunt sah er mich
an und ich blickte auf ihn nieder.
"Entschuldige,
hat dich der Wind hierher geweht? Eben warst du noch nicht hier!",
schnaufte der Blonde und schüttelte sich den Sand aus den Haaren.
Die Drachen rissen an seinem Arm.
Ich konnte den Blick
nicht von seinen warmen, braunen Augen lösen, die mich interessiert
musterten. Schlagfertigkeit gehörte nicht zu meinen Stärken und so
überlegte ich fieberhaft, was ich darauf erwidern sollte.
"Ich fiel von
einem deiner Drachen ... ", ob die Antwort bei ihm Eindruck
schinden würde?
Ein Schmunzeln
erschien auf den sanft geschwungenen Lippen. Meine Krawatte schnürte
mir den Atem ab, so tief musste ich Luft holen. Das Kribbeln in
meinem Bauch wollte nicht aufhören.
Der Drachenreiter
richtete sich ein wenig auf, stützte sich auf seinen Ellenbogen und
blickte mir noch tiefer in die Augen.
"Willst du mir
helfen sie zu bändigen, damit du nicht erneut hinunterfällst?",
antwortete er und die Luft blieb mir vollends weg.
Kontrolle?
Geregelter Rhythmus? Alles Dinge, die mir wichtig waren. In diesem
Moment schlug mein Herz so unregelmäßig und heftig, dass ich mein
langweiliges, diszipliniertes Leben total vergaß.
Ich nickte und griff
nach dem Nylonfaden, umschloss seine Finger.
"Ich kann es
spüren, du bist ein guter Drachenbändiger."
Beinahe flüsterte
er die Worte, während er sich weiter aufrichtete und die Finger der
anderen Hand über der meinen schloss. Warm, wie die Sonnenstrahlen,
durchflutete mich Hitze. Breitete sich in meinem Körper aus, erst
recht, als mich der Blondschopf so sinnlich anlächelte. Ich wusste,
dass etwas Bedeutungsvolles passieren würde. Der Wind hatte mir
Aufregung in mein Leben geweht.
Blonde, sinnliche
Aufregung, die mein Herz schneller pochen ließ.
"Siehst du die Sonne ...?"
"Ich sehe den
Mond und die Sterne, nicht die Sonne." Die Füße des jungen
Elfs hingen ins Wasser. Die nackten Zehen berührten das kühle Nass
und große Ringe bildeten sich auf der spiegelglatten Oberfläche.
"Aber die
Sonne, sieh nur, wie sie strahlt!" Der andere, mit den roten
Flügeln, zeigte mit dem Finger gen Himmel. Die beiden saßen auf
einem dicken Stein.
"Ich sehe nur
den Mond, friedlich und still und seine Begleiter, die funkelnden
Sterne." Der mit den nachtblauen Flügeln sah nicht empor,
sondern hinunter in die dunklen Tiefen.
"Das eine ist
ohne das andere nichts, mein Freund! Lieb mich in der Sonne, wenn sie
strahlt und uns mit
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