Federleicht & Bittersüß: 15 Gay - Romanze Kurzgeschichten
Kasten, nehme eine Kerze, zünde sie
an den bereits brennenden an und befestige sie dann neben den
anderen.
Kurz bleibe ich
stehen, lasse meine Blicke über die flackernden Flammen gleiten.
Jede dieser Flammen brennt für einen anderen Menschen, einen der es
wert ist, an ihn zu denken.
So wie ich in
stiller Andacht an dich versinke. Du bist es wert.
Jeden Gedanken, den
ich habe, bist du wert.
Hier drin fühle ich
mich dir nah, obwohl ich nicht gläubig bin. In diesem Gebäude
scheinst du mir näher zu sein, scheinen die Seelen leichter zu ihren
lebenden Verbündeten zu finden. Du findest mich, wenn ich hier in
die Stille komme, jedes Mal.
Du spendest mir
Trost, wenn ich auf den hölzernen, unbequemen Bänken sitze.
Die Engel schauen
gütig auf mich hinab.
Sie hängen dort
schon seit einer Ewigkeit.
Sicher findet man
sie noch hier, wenn du nicht mehr alleine bist, weil meine Seele
wieder auf deine trifft.
Dann verlässt sie
den Käfig aus Fleisch und Blut, folgt dir in die Ewigkeit. Bis dahin
komme ich ab und an hierher, in die Stille und höre dir zu, wie du
mit mir redest.
Bis du dem Tod die Hand reichst ...
Dich zu lieben war
von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Miteinander alt
werden? Vollkommen ausgeschlossen.
Zärtlich zueinander
sein? Ein Ding der Unmöglichkeit.
Wir sehen uns jeden
Tag, aber unsere Liebe ist verboten.
Immer wieder fessele
ich dich an mich und doch bist du fern.
Du musst mir
gehorchen, aber ich befehle dir nicht gerne.
Wir sprechen nie
wirklich miteinander, doch deine Augen sagen mehr als tausend Worte.
Wären wir uns nur vorher begegnet, leider war es uns nicht vergönnt.
Ich weiß, ich werde
dich heute verlieren und mein Herz schmerzt bei dem Gedanken dran.
Du musst bezahlen,
für das, was du getan hast, so will es das Gesetz.
Ich bringe dir dein
Essen, die sogenannte Henkersmahlzeit. Spaghetti mit Tomatensoße,
einfach aber lecker, hast du dir gewünscht.
Ich sitze mit dir in
deiner Zelle. Wir sind allein.
Geübt versuche ich,
meine Angst vor dem Folgenden zu verbergen. Ausdruckslos sehe ich dir
beim Essen zu. Deine Hände zittern, während du die Gabel in den
Spaghettis drehst und sie dir in den Mund steckst.
Diesen Mund, den ich
nie küssen durfte. Diese Lippen, die meine nie berührten und deren
Geschmack ich noch nie kostete.
Ich sehe in deine
Augen, in denen die Angst zu lesen ist. Du weißt, du wirst sterben.
Bald!
Ich breche meine
Regeln, kann nicht länger schweigen.
"Es geht
schnell, fürchte dich nicht. Ich bin bei dir", sage ich leise.
Meine Hand legt sich
auf deine und ich drücke deine Finger.
Kalt, so kalt vor
Angst.
Kleine Seen in
deinen Augen, die mir die Luft zum Atmen nehmen.
Du nickst zaghaft.
Der starke Mann, den du immer mimst, ist verschwunden. Übrig bleibt
der, der du wirklich bist. Der Mann, den ich in dir von Anfang an
gesehen habe, den ich liebe und den ich vermissen werde.
Ich schaue auf die
Uhr. Es ist so weit. Ich stehe auf, komme um den Tisch herum, sehe
dich an.
"Es wird Zeit,
bist du bereit?" Die Frage ist überflüssig.
Wer ist schon bereit
zu sterben?
Du holst tief Luft,
nickst, aber dein Blick sagt etwas ganz anderes.
"Deine Hände,
reich sie mir!" Mein Befehl bleibt mir beinahe im Hals stecken.
Meine Stimme ist rau. Schon unzählige Male haben wir das
praktiziert, habe ich dir die Handschellen angelegt, die dich an mich
binden. Diesmal verschränkst du deine Finger mit meinen. Du siehst
mich an und ein Flehen liegt in deinem Blick.
Ich kann dir nicht
helfen, kann dich nicht retten, auch wenn ich mir nichts sehnlicher
wünsche.
"Ich bin bei
dir, sei dir meiner Liebe sicher", sage ich leise.
Ich löse meine
Finger von deinen und lege sie auf deine Wange. Was ich hier tue, ist
verboten. Meine Liebe zu dir ist verboten, aber Gefühle kann man
nicht verbieten. Sie kommen, wann sie wollen, für jemanden, der es
wert ist, geliebt zu werden.
Auch wenn du Leben
genommen hast, hast du etwas sehr liebenswertes. Ich hab es gesehen
und gespürt.
Mein Daumen gleitet
über deine Lippen.
Ich nicke dir zu und
du verstehst, dass die Zeit gekommen ist.
Als du dich erhebst,
drohen deine Beine unter dir nachzugeben. Ich stütze dich, fühle
deinen Körper dicht an meinem. Spüre deine Wärme, rieche deine
Angst.
Zusammen gehen wir
zur Tür, vorsichtig, einen Schritt nach dem anderen. Dein Herz
schlägt so fest und laut, dass ich es spüren kann. Bald wird dieses
Herz aufhören zu schlagen. Zum tausendsten Mal frage ich mich, ob
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