Federzirkel 02 - Verführung und Hingabe
frühstücken, bevor du mich ausfragst, Indigo.“
Kim verübelte es der Freundin, dass sie vor Lachen weinte, während sie ihr beim Essen erzählte, dass sie eingeschlafen war.
Viola nahm kein Blatt vor den Mund, beschrieb ihr, wie es sein würde. „Dean bekommt, was er verlangt, er fordert hemmungslos ein, was du herbeisehnst. Deine Geheimnisse und Sehnsüchte sind nicht sicher vor ihm. Er spürt sie gnadenlos auf.“ Viola lächelte entzückt. „Er wird dich langsam verführen, bis du dich hingibst, dich freiwillig von ihm zähmen lässt. Du wirst alles genießen, was er dir antut.“
Kim glaubte ihr kein Wort, sie war ganz anders als Viola.
Falls einer heulte, würde es Dean sein, da er sie nicht zerbrechen konnte. Denn im Endeffekt war es doch das, was er wollte: Sie nach seinem Willen formen, um ihre Persönlichkeit zu zerstören. Sie verletzt und gebrochen zurücklassen. Oder nicht?
Viola hatte ihre Hände umfasst.
„Du setzt Tränen mit einer Niederlage gleich.“ Sie sah Kim direkt in die Augen. „Zu weinen ist eine starke Emotion. Ich habe schon vor Furcht, Freude, Trauer, Schmerz und Lust geweint, bei den Sessions mit John und anderen Mitgliedern des Federzirkels. Du solltest dich niemals deiner Gefühle schämen, egal, aus welchem Grund die Tränen fließen – sie werden fließen!“
Sie lächelte Kim an, offensichtlich gefangen in einer Erinnerung. „Der Federzirkel gibt sich nicht mit weniger zufrieden. Und Dean ist ein Maestro, nicht nur auf diesem Gebiet.“
Ihre vermisste Kleidung lag auf dem Bett, als Kim zurück in ihr Zimmer kam. Verunsichert stopfte sie alles in die Reisetasche und zog ihre Sandalen an. Kim war bewusst, dass ihre Abreise wie eine Flucht wirkte, doch es war ihr egal. Viola verstand ihren Wunsch, den Besuch abzubrechen.
„Denk in Ruhe darüber nach, Kim. Falls du am Freitag im Federzirkel auftauchst, musst du bereit sein, es wirklich zu wollen.“ Sie hatte ihr in die Augen gesehen. „Dean akzeptiert keine Hälfte von dir, er verlangt die ganze Kim, auch die verborgene.“
Die Worte von Viola hatten Kims Neugierde und gleichzeitig ihren Trotz geweckt. Es war Zeit für frischen Wind im Federzirkel. Sie würde über diese selbstgefälligen Kerle wie ein Sturm hereinbrechen.
Es waren mutige Gedanken, doch sie war ganz und gar nicht von ihnen überzeugt. Sie drehte das Radio auf, und ihr Herz trommelte im Einklang mit den wummernden Beats von „Shout, Shout, let it all out, these are the things I can do without“. Selbst der Name der Band passte: Tears for Fears .
Wenn das kein Zeichen war!
Sie beruhigte sich erst wieder, als sie an ihrem Haus ankam und Velvet und Silk erspähte, die friedlich auf der Weide grasten, die an das alte Landgut grenzte. Silks schwarzes Fell glänzte in der Sonne. Die beiden Traberstuten kamen an den Zaun, in der Hoffnung auf ein paar Leckerbissen. Das Schnauben der Pferde und der vertraute Geruch verfehlten nicht ihre Wirkung. Widerwillig gab sie zu, dass Dean sie beunruhigte mit dem Reiz, den er auf sie ausübte. Sie kletterte durch die Verstrebungen des Holzzaunes und schmiegte ihre Wange gegen den glänzenden Hals von Velvet, die fast die gleiche Fellfarbe hatte wie Kims Haar. Und Silk? Ihre Fellfarbe ähnelte Deans Haar. Ob sie ihm wirklich gewachsen war? Energisch holte sie Luft. Sie war stark, und er würde erkennen, dass es durchaus eine Frau gab, die ihn in die Knie zwang, die unbeeindruckt von seinem intensiven Quecksilberblick blieb und sich nicht von seinem Körper beeindrucken ließ, der von der harten Arbeit vor Kraft strotzte. Wenn er glaubte, dass sein knackiger Hintern sie in Wallung versetzte, dann war er schief gewickelt.
Das alberne dominante Gehabe konnte er in die Wüste schicken, zusammen mit der Erkenntnis, dass sie immun gegen seine Psychospielchen und den Lustschmerz war.
Silk bemerkte ihre Unruhe, schnaubte den Missmut in ihre Haare und sah sie an, als ob sie an ihrem Verstand zweifelte.
Kim schlenderte ins Haus, fröstelte unter der kühlen Luft, die sie empfing. Das Gebäude eignete sich perfekt für ein kleines Romantikhotel mit wenigen Zimmern, um die Gäste vollendet zu verwöhnen. Sally war eine großartige Köchin, und es wäre ein Vergnügen gewesen, das Hotel gemeinsam mit ihr zu führen. Kim lächelte traurig, denn von der fröhlichen Sally war nichts mehr übrig.
Eigentlich hatte sie mit Violas Ehemann einen Besichtigungstermin ausmachen wollen. Jetzt musste sie sich nach einem neuen
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