Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
Hyperlink-Geographie
des Webs verteilt. Er liebt es wie jeder Gen-Hacker, im Netz zu
chatten und Sprüche zu klopfen, aber er möchte die Leute,
mit denen er plaudert, nicht unbedingt persönlich kennenlernen.
Der Gedanke an echte Mensch-zu-Mensch-Kontakte, an Live-Konferenzen
mit anderen Gen-Hackern, jagt Alex einen Schauer über den
Rücken.
    Alex entgegnet vage, daß kein Anlaß zur Sorge besteht,
auch wenn die Geschäfte im Moment besser gehen könnten. Was
soll er sonst sagen?
    Aber Lexis sieht ihn nur an und meint: »Alex, du hast nicht
geschlafen. Glaub ja nicht, daß mir das entgeht! Und dieser
Anzug ist zum Kotzen häßlich. Du siehst darin aus wie
Oscar Wilde. Wie kommst du nur auf die Idee, solche Klamotten zu
kaufen? Wenn du mich fragst, bist du völlig verändert aus
dem Bau zurückgekommen.«
    Alex kann es nicht leugnen. Als er im Morgengrauen wach wurde,
fand er sich an der Computer-Konsole stehend, schweißgebadet
und mit dem unbestimmten Gefühl, daß er eben mit jemandem
gesprochen hatte. Irgendwie glaubte er das Echo einer Stimme zu
hören. Er knipste sämtliche Lampen an und durchsuchte die
ganze Wohnung – für den Fall, daß eine Ratte
eingedrungen war. Er überprüfte sogar die
Sicherheitskameras, aber sie zeigten nichts außer einem
mondhellen Teerstreifen.
    Und jetzt, in dem heißen, vollen Pub, drückt Detective
Sergeant Howard Perse eine Zigarette in den überquellenden
Aschenbecher, zündet sich die nächste an und sagt:
»Was immer Sie mich fragen möchten, Sharkey, tun Sie’s
besser sofort! Ich muß sehen, daß ich in meinem neuen
Fall Ergebnisse auf den Tisch lege, sonst kriege ich Ärger von
weiter oben.«
    »Wegen zwei toten Dealern?«
    »Zwei Dealer, die sich ihre Ware mit Elektronik-Hardware
bezahlen ließen. Die Sorte von Elektronik, die man für
intelligente Waffen braucht – Geschosse, die nach dem Abfeuern
ihren Weg zum Ziel praktisch von allein finden. Was ich Ihnen hier
erzähle, ist im übrigen streng geheim!«
    »Alles, was Sie mir erzählen, ist streng
geheim.«
    Perse nimmt einen langen Zug an seiner neuen Zigarette und
spült mit Guinness nach. Er ist ein untersetzter Mann Mitte
vierzig, mit einem von Aknenarben übersäten Gesicht und
einem beachtlichen Bierbauch, über dem sich ein gestreiftes Hemd
spannt. Mit dem aus der Mitte der Stirn straff
zurückgekämmten schwarzen Haar und der finsteren, etwas
aufsässigen Miene wirkt er wie ein Billigverschnitt von Graf
Dracula. Wenn er sein Glas hebt, verrutscht die Jacke und gibt das
Schulterholster mit der Pistole frei. Er starrt an Alex vorbei, und
Alex dreht den Hocker, um zu sehen, was Perses Aufmerksamkeit
fesselt.
    Die Kneipe ist voll von alten Männern in Strohhüten und
hellen Freizeit-Klamotten. In einer Ecke wartet der Dealer des
Viertels. Alle fünf Minuten schlendert jemand an die Bar und
legt dem Typen ein paar Scheine vor die Nase; der schiebt ein
Päckchen rüber, der Kunde dreht sich um und bahnt sich
seinen Weg zurück durch das Gewühl und hinaus in den
Sonnenschein. Ganz hinten haben sich ein paar überständige
Rasta-Typen breitgemacht, alle mit Dreadlocks, Holzperlen und
sonstigem Ethno-Klimbim. Hunde an langen Leinen wickeln sich um die
Beine ihrer Besitzer. Die Rasta-Gangsta rauchen Blow und
schnüffeln lang und theatralisch an einer kleinen Flasche mit
einer klaren Flüssigkeit, die sie von einem zum anderen reichen.
Aber Perse achtet nicht auf den Ameisenhandel – wenn er damit
anfangen würde, alle Klein-Dealer die Whitechapel Road rauf und
runter zu verhaften, wäre er an Weihnachten noch nicht fertig.
Er starrt vielmehr in den schräg über der Bar angebrachten
Fernseher und betrachtet eine Helikopter-Aufnahme mit schwarzen
Rauchwolken, die von einer Wolkenkratzer-Gruppe mit verspiegelten
Fassaden in einen gleißend blauen Himmel aufsteigen.
    »Wo ist das?« fragt Perse. »In Houston?«
    »Atlanta, glaube ich. Aus Houston hat sich das Militär
schon vor zwei Wochen zurückgezogen.«
    »Wir können dem Herrgott für unser System
danken«, sagt Perse. »Diese Yanks mit ihrer verdammten
Laschheit! Eine starke Zentralregierung, das ist es, was ihnen
fehlt.«
    Dampfplauderer, denkt Alex. Hier bei uns gibt es die gleichen
Unruhen wie drüben in den Staaten. Der einzige Unterschied
besteht darin, daß die amerikanische Bevölkerung besser
organisiert und bewaffnet ist. In Houston beispielsweise setzte die
Koalition Strenggläubiger Christen Nervengas und
Kampfhubschrauber ein.
    »Gesetz und Ordnung

Weitere Kostenlose Bücher