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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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hervorholt,
und sagt: »Für die Anstiftung zum Genhacken kriegt Billy
bestenfalls eine Geldbuße und einen Klaps auf die Finger. Aber
wenn Sie an die Leute rankommen, die Billy auf diese Idee gebracht
haben, dann ist das ein Hinweis auf Verabredung zum Betrug. Ich bin
nur ein Straßen-Cop, dem Herrgott sei’s gedankt, aber
unsere Experten für Wirtschaftskriminalität hätten
ihre helle Freude an dem Fall.«
    »Und ich wäre der Hauptzeuge. Nicht mit mir,
Perse!« Alex weiß, was mit Leuten passiert, die gegen die
Triaden aussagen.
    »Sie müßten nicht vor Gericht erscheinen«,
entgegnet Perse cool.
    Alex zündet sich die Zigarette an. »Das sagen Sie jetzt.
Außerdem stünde ich weiterhin bei Billys Familie in der
Kreide – oder bei sonst jemand, dem sie meinen Schuldschein
überlassen. Mit anderen Worten – welchen Nutzen hätte
ich davon?«
    »Ich habe Sie noch nie hängen lassen, Sharkey. Ihnen
wird in dieser Sache kein Haar gekrümmt.«
    »Ich muß ja nicht unbedingt hierbleiben und warten, bis
mich Billys Familie fertigmacht«, sagt Alex. »Ich kann
überall arbeiten. Alles, was ich brauche, ist ein kleines
Startkapital.«
    Alex hat bereits alles gründlich durchdacht. Die
Hormon-Synthese ist Genhacker-Alltag. Sie bereitet ihm wenig
Kopfzerbrechen. Was ihn weit mehr beunruhigt, ist die Vorstellung,
daß Billy und seine Hintermänner ihn für entbehrlich
halten könnten, sobald sie haben, was sie für ihr Projekt
brauchen.
    »Sie sind ein Londoner Gewächs wie ich«, meint
Perse. »Wohin wollen Sie denn gehen?«
    »In eine Gegend, wo es kühler ist«, sagt Alex.
»Nach Finnland vielleicht.«
    »In Finnland holen Sie sich heutzutage Malaria.«
    »Dann eben nach Schweden oder Island. Ist doch
egal.«
    »In Schweden haben sie Lepra. Ein Erbe aus dem Mittelalter.
Die einzige Gegend, in der diese Krankheit nie ausgerottet wurde.
Dazu kommt die Radioaktivität.« Perse drückt seine
Zigarette aus. »Keine Angst, ich kümmere mich um Sie,
Sharkey. Aber jetzt muß ich endlich was tun. Hier drinnen
fängt es zu stinken an.«
    Alex begleitet Perse an den Schauplatz des Verbrechens. Die Sonne
ist brutal, und als Alex seinen großen schwarzen Hut aufsetzt,
lacht Perse und sagt, nun würden alle denken, er hätte eine
Nonne im Schlepptau. Perse humpelt leicht, weil er den rechten
Fuß entlastet. Der wurde damals überrollt, als Perse knapp
einen Monat nach seiner Versetzung zum Drogen-Dezernat Billy Rocks
Limousine stoppte, um sie zu filzen. Billy Rock lachte nur und befahl
seinem Chauffeur, weiterzufahren. Der Chauffeur war ein nervöser
Ex-Kaufmann auf der Flucht vor den Behörden, der so schnell
durchstartete, daß er eine rauchende Gummispur auf dem Asphalt
hinterließ. So schnell, daß Perse den Fuß nicht
mehr zurückziehen konnte. Das Hinterrad des Schlittens rollte
drüber und zermalmte ihm zwölf Knochen. Dann kam Wundbrand
dazu, und Perse verlor zwei Zehen. Schlimmer noch, Perse verlor
soviel von seinem Prestige, daß er sich nur noch an Billy Rocks
Fersen heftete, um ihn irgendwie festzunageln – bis einer von
Billys gekauften Chef-Inspektoren der Sache ein Ende bereitete und
ihm eine Ladung ungelöster Morde aus dem Drogen-Milieu auf den
Schreibtisch knallte. Und jetzt, zwei Jahre später, fängt
die Jagd offenbar von vorne an, mit Alex als Köder.
    Autos parken an beiden Straßenrändern, ihr Warenangebot
auf den Motorhauben ausgebreitet: Fernseher, Handys, Raub-CDs und
-Kassetten, Klamotten, Kartons mit Computern, Videorecordern,
CD-ROM-Spielern. Es gibt Schieber, die einen Karton öffnen, die
Plastikfolie aufschlitzen, die Waren entnehmen, sie durch einen
Betonklotz des gleichen Gewichts ersetzen und die Hülle samt
Karton so geschickt wieder versiegeln können, daß du den
Beschiß erst merkst, nachdem du das teure Stück gekauft
und heimgeschleppt hast. An der Ecke steht ein weißer
Lieferwagen, dessen Tür nur einen Spalt breit hochgeschoben ist.
Die Leute stehen Schlange, bücken sich, um ihr Geld durch den
Schlitz zu schieben, erhalten dafür ihr Briefchen oder
Röhrchen und begeben sich auf die Suche nach einem Platz, wo sie
sich das Zeug ungestört reinziehen können. Ein
ausgemergelter Typ torkelt auf sie zu, einen Ledermantel unter dem
Arm, und sagt, sie könnten ihn für zehn Pfund haben,
für fünf Pfund, er braucht nur das Fahrgeld, um
heimzukommen, das ist alles… Auf dem orangefarbenen Kunstpelz
des Kragens klebt Blut, das noch nicht eingetrocknet ist.
    »Einer Ihrer Kunden?« fragt

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