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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Perse.
    »Vielleicht ein Exkunde des Zauberers.«
    »Sie sind im Grunde nicht der harte Typ, den Sie mimen,
Sharkey. Sie sollten die Finger von dem Spiel lassen.«
    »Ich tue nichts Ungesetzliches.«
    »Momentan vielleicht nicht, aber in ein paar Wochen
können Sie psychoaktive Viren nur noch unter dem Ladentisch
verhökern. Und es gab mal eine Zeit, da erprobten Sie in Ihrer
Giftküche neue Wirkstoffe für einen stadtbekannten
Giftmischer, der heute noch eine längere Strafe wegen Besitzes
und illegaler Weitergabe von Drogen absitzt. Sie hatten Glück,
daß Sie nichts bei sich hatten, als man Sie erwischte, und ein
Mordsglück, daß keiner Sie hinhängte.«
    »Ich wurde sechs Monate im Knast festgehalten und ohne
Verhandlung freigelassen.«
    »Das ist nicht gleichbedeutend mit erwiesener Unschuld,
Sharkey. Sie wissen das.«
    »Ich weiß, daß Sie nichts und niemanden für
unschuldig halten.«
    »Wie geht es dem Zauberer überhaupt?«
    »Stellt aus Haushalts-Chemikalien Methamphetamine her. Wenn
der rauskommt, ist er reicher als je zuvor. Er erzählte mir mal,
daß er in der Anfangszeit seine Kunden immer warnte. ›Das
Zeug bringt dich um!‹ sagte er ihnen. ›Es zerstört
dein Leben und macht deine Welt kaputt!‹ Sie kauften es
trotzdem. Sie kaufen selbst heute noch STP, obwohl es sie
tatsächlich umbringt, wenn es nicht entsprechend gestreckt wird,
weil es zu einem irren High führt. Bei dem Namen glaubt eben
jeder an die ewige Seligkeit. Aber mit solchen Sachen habe ich nichts
am Hut.«
    Alex mag ganz im Ernst keine harten Drogen. Das Problem ist,
daß Stoffe wie Heroin nur bei Leuten mit klinischen oder
subklinischen Depressionen wirken. Jedem normalen Menschen wird nach
dem ersten Schuß kotzübel, oder er fühlt sich total
schlapp und kann nicht begreifen, weshalb jemand das Zeug ein zweites
Mal probieren möchte; von einem kleinen Mädchen erfuhr Alex
dagegen, daß sie sofort dieses Klicken im Kopf spürte, wie
eine Tür, die sich in eine Welt des Sonnenscheins öffnet.
Die psychotropen Viren, die Alex hackt, sind subtiler; sie
verstärken ganz spezifische Bewußtseinszustände und
machen auf keinen Fall süchtig. Leider sieht das die Regierung
anders.
    Perse hebt die Schultern. »Wie auch immer, es geht das
Gerücht, daß jemand großes Interesse an Ihnen zeigt.
Soviel ich höre, sind die Geister auf Ihren Fall angesetzt. Sie
haben sich Ihre Gefängnis-Akte besorgt und
durchgeschnüffelt – aber keine Sorge, die verrät
nichts.«
    Alex lacht. Das erscheint ihm die einzig vernünftige
Reaktion. »Was für Geister? Gute oder böse, oder
was?«
    »Fragen Sie mich was Leichteres!« Perse kann sich nicht
einmal ein Lächeln abringen. »So, da wären
wir.«
    Sie haben den Schauplatz des Verbrechens erreicht. Zwei
uniformierte Polizisten stehen neben einem Krankenwagen mit weit
offenen Türen und unterhalten sich. Gleich hinter dem
Friedhofs-Portal hat jemand zwischen geschwärzten Grabsteinen
mit gelbem Band ein in etwa quadratisches Feld abgesteckt. Stevie
Cryer, der jugendliche Partner von Perse, sieht zu, wie ein
Gerichtsmediziner die beiden auf einer Plastikfolie ausgestreckten
Toten untersucht.
    »Die Kolumbianer versuchen wieder mal bei uns Fuß zu
fassen«, sagt Perse. »Ich habe keine Ahnung, warum jemand
an einem Schmalspur-Künstler wie Ihnen interessiert sein
könnte, Sharkey – es sei denn, Sie hacken gerade an einer
Neuheit herum. Was haben Sie mir verschwiegen?«
    »Was könnten die denn wissen, wenn meine Akte nichts
verrät?« fragt Alex.
    »Da gibt es ein paar üble Tricks. Zum Beispiel den:
Jemand ruft Sie an und richtet ein Signal auf Ihren Bildschirm, das
Sie nur unbewußt wahrnehmen. Sie wachen mit irren Kopfschmerzen
auf und erinnern sich nicht mehr, daß Sie Ihre Seele
blankgelegt haben.«
    Alex fällt wieder ein, mit was für einem
merkwürdigen Gefühl er an diesem Morgen aus den Federn
gekrochen ist. »Wenn Sie wollen, daß ich Ihnen Billy Rock
ans Messer liefere, dann versuchen Sie mehr über diese komischen
Geister herauszufinden.«
    »Das nenne ich den wahren Tatendrang, Sharkey. Und geben Sie
mir einen Tip, falls Ihnen nebenbei zu Ohren kommt, daß jemand
einen halben STP-Code anbietet. Ich bin nämlich immer noch
hinter diesem Mistkerl her, der mit dem geklauten Mercedes
rumbrettert.«
    Perse taucht unter dem gelben Absperr-Band durch und
läßt Alex neben Stevie Cryer stehen. Cryer ist ein
freundlicher, hoch aufgeschossener Typ, hart im Nehmen und direkt im
Austeilen. Alex

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