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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Besatzungsmitglieder verloren.«
    »Du hast ihn nicht verloren, Joshua. Dieser verrückte alte Furz! Jetzt muß ich zurückkommen und durch den Park von Aethra wandern und mich mit den Bäumen unterhalten! Verdammt, das wird ihm so richtig gefallen! Wahrscheinlich lacht er sich tot, wenn er mich sieht.«
    »Danke, Ashly.«
    Der Pilot speicherte einen Kurs im Rechner, der das Raumflugzeug in einer Höhe von achttausend Metern entlang dem grauen Wolkenabschnitt patrouillieren ließ. Thermische Strömungen, die an den Bergflanken in die Höhe stiegen, ließen die Flügel aufgeregt vibrieren, als die Maschine über sie hinwegflog.
     
    Im ersten Augenblick dachte Jay, ein Blitz hätte eingeschlagen. Die Schwärze verwandelte sich plötzlich und lautlos in ein grelles Rot. Sie holte erschrocken Luft – es mußte ganz in der Nähe gewesen sein. Doch es gab keinen Donnerschlag. Jedenfalls nicht direkt.
    Das rote Licht verblaßte. Vorsichtig öffnete Jay die Augen. Alles sah ganz normal aus, nur daß es viel heller war als vorher. Als wäre die Sonne endlich doch noch hinter ihrem Rücken aufgegangen. Dann setzte das Geräusch ein, ein dumpfes Brüllen, das anschwoll und anschwoll. Jay hörte, wie einige der Kinder anfingen zu wimmern. Der Boden begann zu beben, und die steile Böschung in ihrem Rücken vibrierte. Und die Helligkeit hinter Jay nahm immer weiter zu.
    Eine Schicht weißen Lichts raste über den Rand der Böschung hinweg und ließ das Bachbett in dunkelsten Schatten versinken. Die Schatten wichen, und das gegenüberliegende Ufer erstrahlte in unerträglicher Helligkeit. Jay hörte, wie die kleine Frau neben ihr aus Leibeskräften schrie. Es klang wie ein Gebet. Sie schloß die Augen wieder, und leise Schreie der Angst entrangen sich ihrer Kehle.
     
    Die Lady Macbeth passierte die westliche Küste von Amarisk, hundert Kilometer nördlich der Stelle, wo Durringham gelegen hatte, als Reza den Atomsprengkopf zündete. Die Sensoren erfaßten den blendenden Blitz, und einen Augenblick lang verwandelte ein Schauer aus Photonen die grauen Wolken in eine transparente Schicht.
    »Mein Gott!« ächzte Joshua. Er klinkte sich in den Bordrechner ein und öffnete einen gesicherten Kanal zu Ashlys Raumflugzeug. »Hast du das gesehen?«
    »Sicher, Joshua. Die Sensoren haben einen elektromagnetischen Puls registriert, der ungefähr einer Explosion von einer Kilotonne entspricht.«
    »Wie sieht es mit deiner Bordelektronik aus? Alles in Ordnung?«
    »Ja. Ein paar Prozessoren hatten Aussetzer, aber die Reservesysteme funktionieren einwandfrei.«
    »Das waren sie. Das müssen sie gewesen sein!«
    »Joshua!« rief Sarha. »Sieh dir die Wolke an!«
    Joshua schaltete sich auf die optischen Sensoren. Ein vierhundert Meter durchmessender Bereich der Wolke sah aus, als wütete darunter ein riesiges Feuer. Während Joshua hinsah, hob sich die Wolkendecke. Ihre Spitze riß auf und bildete eine luftige funkenstiebende Blume. Ein gezackter Strahl aus rotgoldenem Licht schimmerte hindurch.
    Der Bordrechner der Lady Macbeth leitete ein dringendes Signal von einem der Kommunikationssatelliten direkt in Joshuas neurale Nanonik.
    »Joshua?« rief Kellys Stimme. »Hier ist das Team von Reza Malin. Ich rufe die Lady Macbeth! Joshua, bist du dort oben?«
    Augenblicklich überlagerten taktische Diagramme das Bild von den optischen Sensoren und zeigten die Position von Kellys Kommunikatorblock mit einer Fehlerbreite von fünfzehn Zentimetern. »Ich bin hier, Kelly.«
    »Lieber Gott im Himmel, Joshua! Hilf uns. Jetzt!«
    »Das Raumflugzeug ist auf dem Weg. Wie ist eure Lage? Habt ihr die Kinder?«
    »Ja, verdammt! Sie sind bei uns, alle, ohne Ausnahme. Aber wir werden von den verfluchten Rittern der Tafelrunde bis in die Hölle und zurück gejagt! Du mußt uns hier rausholen!«
    Weite Streifen grauer Wolken lösten sich und wichen vor dem Zentrum der Explosion zurück. Joshua konnte bis auf die Savanne darunter sehen. Der Winkel war denkbar ungünstig, doch ein gewaltiger gelber Feuerball stieg aus dem Zentrum einer zu Asche verbrannten Ödnis auf.
    »Los!« rief Joshua per Datavis. »Los, Ashly, los, los, los!«
     
    Reza stand oben auf dem Rand der Böschung und stemmte sich gegen den Sturm, der aus dem Explosionszentrum heranraste. Eine pilzförmige Wolke schoß von der Stelle in die Höhe, wo das Gehöft gestanden hatte, angefüllt mit gewaltigen energetischen Ausbrüchen in ihrem Innern. Die Explosion hatte einen riesigen flachen Krater

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