Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
Hovercraft wurde langsamer, als es sich dem Bachlauf näherte. Dann sank die Nase tiefer, und das Gefährt schwebte kontrolliert die eingebrochene Böschung hinunter. Der Bachlauf lag drei Meter tiefer, und entlang dem Ufer wuchs hohes Reetgras. Glatte graue Steine füllten den Boden aus, und in der Mitte verlief ein dünnes Rinnsal. Hinter der eingebrochenen Stelle hatte sich ein schlammiger Tümpel aufgestaut.
    Kelly folgte dem ersten Hovercraft nach unten und bewegte die Propellersteuerung hektisch, um zu verhindern, daß sich das Fahrzeug unkontrolliert bis zur gegenüberliegenden Böschung glitt. Sie drehte das Hovercraft flußaufwärts und hielt sich zehn Meter hinter Theo. Er erreichte den tiefsten Punkt des Einschnitts und deaktivierte die Schwebeschürze.
    Die Söldner sprangen vom Rand der Böschung in den Einschnitt. »Alles raus aus den Hovercrafts!« befahl Reza. »Und setzt euch mit dem Rücken hierher an den Rand der Böschung!« Er zeigte auf die Stelle.
    Nordseite, dachte Kelly. Sie erhob sich – denk nicht drüber nach – und half dabei, die Kinder über die Reling zu heben. Sie sahen sich verwirrt um, junge Gesichter, verloren und traurig. »Schon gut, alles in Ordnung«, sagte sie immer wieder. »Alles ist in Ordnung. Ihr müßt keine Angst haben.« Denk nicht drüber nach. Sie lächelte ununterbrochen, damit die Kinder nicht ihre Angst bemerkten.
    Octan glitt in den Einschnitt herab und hockte sich mit eng angelegten Flügeln auf Pat Halahans breite Schulter. Fenton drückte sich bereits zwischen Rezas Beinen herum.
    Denk nicht drüber nach. Kelly setzte sich neben Jay. Das kleine Mädchen wußte offensichtlich, daß etwas Schreckliches geschehen würde. »Schon gut, keine Angst«, flüsterte Kelly beruhigend. Sie zwinkerte, doch es war mehr ein nervöses Zucken. Die Steine drückten hart gegen ihren Rücken. Wasser plätscherte um ihre Füße.
    »Joshua!« rief Kelly per Datavis in ihren Kommunikatorblock. »Joshua, verdammt, antworte! Joshua!« Die einzige Antwort war ein geisterhaft oszillierendes statisches Rauschen.
    Es gab ein raschelndes Geräusch, als die Söldner sich ebenfalls hinhockten. Einige Kinder hatten angefangen leise zu schniefen.
    »Schließt die Augen und laßt sie geschlossen«, sagte Reza laut. »Ich versohle jedem den Hintern, der sie eigenmächtig wieder öffnet.«
    Die Kinder beeilten sich, seinem Befehl nachzukommen.
    Auch Kelly schloß die Augen. Sie atmete ein letztes Mal tief durch und faltete dann die zitternden Arme über dem Kopf.
     
    Unmittelbar nachdem der Ereignishorizont um die Lady Macbeth in sich zusammenfiel, klinkte sich Joshua in das Bild ein, das die Nahbereichssensoren lieferten. Die Lady Macbeth war sechstausend Kilometer über Lalonde materialisiert. Innerhalb eines Radius von zweitausend Kilometern war der umgebende Raum leer. Joshua überprüfte rasch die restlichen Sensoren und aktivierte die Fusionstriebwerke. Mit vorsichtigen zwei g Beschleunigung nahm die Lady Kurs auf einen Tausend-Kilometer-Orbit.
    Die Sensoren meldeten keinerlei Raumschiffe mehr in der Umlaufbahn von Lalonde. Selbst die Interorbitalfähre von dem Asteroiden Kenyon war verschwunden. Wahrscheinlich Opfer einer Kombatwespe, dachte Joshua. Die Sensoren entdeckten jede Menge metallischer Wrackteile, die meisten davon in hohen exzentrischen Orbits und ausnahmslos alle hoch radioaktiv.
    »Melvyn, stell eine Verbindung zu den Kommunikationssatelliten her und sieh nach, ob es eine Botschaft für uns gibt. Und Sarha, du überprüfst, ob noch Observationssatelliten in niedrigen Orbits überlebt haben. Ihre Speicher könnten wertvolle Informationen für uns enthalten.«
    »Aye, Captain.« Beide bestätigten und machten sich daran, dem Bordrechner per Datavis Befehle zu erteilen. Die Hauptschüssel der Lady entdeckte einen der sicheren Kommunikationssatelliten sowie ein Netz aus gebündelten Mikrowellenstrahlen, die den Planeten lose einhüllten. Die Systeme sammelten Daten von den verschiedenen noch funktionalen Beobachtungssatelliten ein.
    Bis jetzt war alles glatt gelaufen. Ihre Flucht zum Achillea und der Parabelkurs um seinen Mond hatte keinerlei Probleme bereitet, und der Jubel über den sensationellen Sprung hatte vorübergehend die Trauer um Warlow ausgeglichen. Merkwürdig genug, daß Joshua nichts von der Befriedigung verspürte, die ein gelungenes Kabinettstück wie dieses eigentlich hätte hervorrufen müssen, das mit Abstand phantastischste Manöver seines ganzen

Weitere Kostenlose Bücher