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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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fertigzuwerden.«
    Farquhar wandte sich an Bolitho. »Was meinen Sie, Sir?«
    Bolitho antwortete nicht sofort. Während die anderen redeten und Pelham-Martin sein Gewissen nach Gründen und Entschuldigungen erforschte, hatte er versucht, irgendeinen Hinweis zur Lösung des Rätsels zu entdecken, denn als solches erschien ihm das Verhalten des Franzosen von Anfang an.
    Er fragte: »Was wissen Sie über den Gouverneur von Las Mercedes?«
    Mulder machte eine vage Handbewegung. »Er heißt Don Jose Perez. Angeblich hat er seinen Posten in der Karibik zur Strafe und nicht als Auszeichnung bekommen. Er stammt aus einer reichen Adelsfamilie und soll den spanischen Hof gegen sich aufgebracht haben, weil er die Steuern für seine Ländereien anderweitig verbraucht hatte. Las Mercedes muß ein Gefängnis für solch einen Mann gewesen sein; nach den zwanzig Jahren, die er dort verbracht hat, dächte ich…«
    Bolitho fiel ihm ins Wort: »Zwanzig Jahre?« Er begann, in der Kajüte auf und ab zu gehen, von den anderen erstaunt beobachtet.
    »Ich fange an zu begreifen. Lequiller diente hier schon während der Amerikanischen Revolution und benutzte Las Mercedes mehrmals als zeitweilige Basis. Er mußte alles über Perez’ Vergangenheit wissen, mag sein Vertrauen erworben und gemeinsam mit ihm Zukunftspläne geschmiedet haben.« Er hielt inne und sah die Versammelten nacheinander an. »Ich glaube, ich weiß jetzt, was Lequiller im Schilde führt und wie seine Befehle lauteten, als er unsere Blockade durchbrach.«
    Fitzmaurice sagte: »Ein Angriff auf die spanische Flotte?«
    »Noch etwas viel Kühneres und Erfolgversprechenderes!« Bolitho ging an die Heckfenster und schaute auf sein eigenes Schiff hinüber. »Jeder Angriff auf spanische Gebiete hier draußen würde die öffentliche Meinung nur gegen ihn aufbringen. Aber bedenken Sie, welchen Eindruck es machen würde, wenn er nach Spanien selber zurückkehrte!«
    Pelham-Martin atmete schwer. »Aber das ist absurd! Der spanische Hof würde diesen Perez hängen lassen, ob er nun Aristokrat ist oder nicht.«
    »Wenn er allein und ohne Beistand käme, gewiß.« Bolitho sah ihm kühl in die Augen. »Aber mit Lequillers Geschwader hinter sich und im Besitz des Schatzschiffes, in dessen Laderäumen gewaltige Goldwerte liegen, sieht der Fall ganz anders aus.« Als er sah, daß die Unsicherheit auf Pelham-Martins rundem Gesicht sich in Panik verwandelte, wurde seine Stimme noch härter. »Lequiller hat alle Register gezogen. Seine Devise lautet: teile und siege, und er hat fast alles erreicht, was er sich vorgenommen hatte. Wir sind gewarnt worden, daß er von seiner Sache besessen und rücksichtslos sei. Die Tatsache, daß er wehrlose Gefangene aufhängen ließ, sollte Beweis genug dafür sein, wie entschlossen er ist, sein Ziel zu erreichen.«
    Farquhar nickte. »Sie haben recht, weiß Gott. Das Vertrauen, das die spanische Regierung in unsere Fähigkeiten gesetzt haben mag, wird beim Auftauchen von Lequillers Geschwader untergraben. Und jeder Unwille, den der Hof noch gegen Perez hegen sollte, wird sich in Nichts auflösen, wenn ihm der Schatz unangetastet übergeben wird.«
    »Die Kirche wird das Ihre dazutun.« Fitzmaurice setzte sich erschöpft hin. »Ein angemessener Teil des Schatzes wird zweifellos den Weg in ihre Kassen finden.« Weniger heftig fügte er hinzu: »Sind denn alle unsere Anstrengungen vergeblich gewesen? Schon jetzt mögen Lequillers Schiffe auf dem Heimweg sein.« Er sah den bewegungslos dasitzenden Kommodore fest an. »Können wir nichts tun?«
    Bolitho sagte: »Die ganze Zeit habe ich versucht, die Lage mit Lequillers Augen zu betrachten, seine Taktik, seine Mißachtung all dessen, was nicht seinem Ziel dient. Als ich diese spanischen So ldaten in französischen Uniformen sah, hätte ich erraten sollen, wie weit seine Absichten reichen. Sie müssen diese Leute monatelang ausgebildet haben, vielleicht noch länger, und die Uniformen dienten lediglich dazu, die wirkliche Absicht des Gouverneurs zu tarnen. Schlimmstenfalls konnte er sich immer damit rechtfertigen, daß seine Garnison vom Feind überrannt worden sei.« Er machte eine kleine Pause, bevor er hinzusetzte: »Zumindest wird Perez eine gut ausgebildete Truppe hinter sich haben, wenn er in seine Heimat zurückkehrt, wo sicher viele zu seiner Fahne stoßen werden.«
    Er sah, daß Fitzmaurice nickte, und fuhr unbeirrt fort: »Denken Sie nur an den Eindruck, den das in England machen wird! Spanien ist unser

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