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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Schleppanker in den nächsten dichten Klumpen Schilf warf.
    Bolitho blickte auf seine Leute, die wie Tote auf ihren Duchten hockten und über den Dollborden hingen, mit geschlossenen Augen, die Gesichter von der unbarmherzigen Sonne abgewendet.
    In der Morgendämmerung waren die vier Boote gut vorwärtsgekommen, trotz der salzverkrusteten Binsen und gelegentlicher Sandbänke. Die Zickzackfahrt zwischen den verschiedenen Hindernissen war zunächst nicht schwierig gewesen, und meistens blieben die Boote in Sichtkontakt. Als die Bläue des Himmels unter dem wachsenden Sonnenglast mehr und mehr verblaßte, wurde ihr Schlag jedoch langsamer, und immer wieder vergeudete das eine oder andere Boot wertvolle Kraft damit, einer verborgenen Sandbank auszuweichen oder das Durcheinander zu entwirren, wenn sich die Riemen in den dichten Wasserpflanzen verfingen.
    Als sich jetzt das nächste Boot durch die reglosen Gewächsklumpen heranschob und in der Nähe einen Schleppanker auswarf, mußte Bolitho seine Verzweiflung gewaltsam unterdrücken. Es war wie eine Wanderung durch einen wahnwitzigen Irrgarten, und nur die Sonne und sein kleiner Kompaß konnten ihm helfen, den rettenden Ausgang zu finden. Das Schilf, das an der Flußmündung leicht zu teilen und niederzubrechen gewesen war, stand jetzt dicht wie eine Mauer und überragte meist den größten seiner Männer. Falls draußen Wind wehen sollte, so brachte er den schwitzenden und keuchenden Männern doch keine Linderung, denn das hohe Schilf und die verfilzten Schlingpflanzen wirkten wie eine Schutzwand, so daß die Sonne ungemildert auf sie niederbrannte und jede Bewegung unerträglich machte.
    Leutnant Lang beugte sich über das Dollbord seines Kutters und stützte eine Hand auf das glatte Holz, aber nur sekundenlang, dann riß er sie fluchend zurück.
    »Mein Gott, so heiß wie ein Musketenlauf.« Er riß sich das Hemd über der Brust auf und fragte: »Wie weit sind wir gekommen, Sir?«
    »Etwa fünf Meilen«, antwortete Bolitho. »Wir müssen weiter, wenn wir den Zeitplan einhalten wollen. Wir rasten nachts, sonst würden sich die Boote zerstreuen und außer Sicht geraten.«
    Er blickte über Bord. Eine leichte Strömung schlängelte sich in zahllosen kleinen Rinnsalen zwischen den Binsen hindurch. Es war eine dunkle, geheimnisvolle Welt, und das träge Wasser war von kleinen Bläschen belebt, aufsteigende Gase versunkener Vegetation und faulender Wurzeln, schuf aber den Eindruck von unsichtbaren Lebewesen, die darauf warteten, daß die Eindringlinge weiterzogen.
    »Von jetzt an sollen die Männer in kürzere Wachen eingeteilt werden. Sechs auf jeder Seite, höchstens eine halbe Stunde lang.« Er wischte sich mit dem Handrücken das Gesicht und starrte ein Insekt auf seiner Haut an. »Die Leute sollen sich nach vorn ausrichten und paddeln. Zum Pullen ist nicht genug Platz.« Er wartete, bis weiteres Plätschern ihm verriet, daß die anderen Boote sich näherten. »Sagen Sie den Buggasten, sie sollen mit Bootshaken nach dem Fahrwasser tasten. Die tiefsten Stellen scheinen hier nur ungefähr acht Fuß tief zu sein, und ich zweifle nicht daran, daß es noch seichter wird.«
    Leutnant Quinces Kutter trieb quer gegen den Pflanzenwuchs, die Männer ließen sich über ihre Riemen sinken. Das langsame Vorwärtskommen hatte auf dem Bootsrumpf seine Spuren hinterlassen. Quince wirkte noch recht frisch. Er hatte sich einen Streifen Leinwand über den Nacken gelegt. »Ich schätze die Distanz auf fünf Meilen, Sir.« Er richtete sich auf und versuchte, über das Schilf zu blicken. »Nicht einmal ein Berg ist zu sehen. Es scheint nach allen Richtungen so weiterzugehen.«
    Bolitho sagte scharf: »Lassen Sie den Mann da nicht schlafen.« Er schüttelte den Kuttergast. »Aufwachen, Mann! Lassen Sie sich von den Insekten nicht auffressen, sonst sind Sie in ein paar Tagen tot.« Der angesprochene Matrose richtete sich auf und schlug halbherzig nach ein paar der zahllosen Fliegen, die sie seit Tagesanbruch ständig begleiteten.
    Unvermittelt sagte Quince: »Darf ich vorschlagen, daß Sie in Ihrem Boot einen Riemen aufrecht stellen, Sir? Falls wir getrennt würden, könnte er uns die Richtung weisen.«
    Bolitho nickte. »Sorgen Sie dafür, Allday.« Es war gut zu wissen, daß Quince nachdachte und nicht nur litt.
    Einer der Matrosen neigte sich über das Dollbord und schöpfte mit den Händen das träge fließende Wasser. Allday rief: »Laß das!« Als der Mann die Hände zurückzog, tauchte

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