Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
war.
    Doch trotz allem waren sie weitergekommen. Bolitho wußte, daß aus ihrer fügsamen Geduld Haß auf ihn geworden war, daß es nur eines geringfügigen Anlasses bedurfte, um aus dem Unternehmen eine blutige Meuterei zu machen.
    Während der Nacht ließ er alle Leute schlafen und wechselte sich beim Wachen mit Allday und Shambler ab. Doch im zweiten Boot war die Wachsamkeit ungenügend. Vielleicht hatte Leutnant Lang auch seine Fähigkeiten überschätzt, die Leute unter Kontrolle zu halten.
    Als Bolitho aus schwerem Schlaf erwachte, spürte er, daß Allday ihn an der Schulter rüttelte und ihm eine Pistole in die Hand drükken wollte.
    »Was ist los?« Eine Sekunde glaubte er, er hätte verschlafen, doch als er über das Dollbord spähte, sah er, daß im Osten nur eine Andeutung von Helligkeit wahrzunehmen war und die Männer im Boot noch in ihrer verkrampften Haltung schliefen.
    »Mr. Lang hat gemeldet, daß sein Wasservorrat geplündert worden ist, Captain. Das kann böse Folgen bei seinen Leuten haben, wenn sie aufwachen.«
    Bolitho erhob sich taumelnd. »Behalten Sie die Pistole.« Er kletterte aus dem Boot und spürte, wie das schlammige Wasser seine Beine kühl umfing, als seine Füße bei jedem Schritt auf das andere Boot zu einsanken. Lang erwartete ihn verstört.
    »Wie schlimm ist e s?«
    Lang hob ratlos die Schultern. »Kaum ein Tropfen übrig. Für den Rest des Vormarsches und den Rückweg ist gerade noch ein Kanister vorhanden.«
    Von einem der anderen Boote hallte eine Stimme über den Sumpf: »Es wird Zeit zum Wecken, Sir!«
    Bolitho hievte sich ins Boot. »Gehen Sie sofort zu Mr. Quince und warnen Sie ihn. Dann informieren Sie auch Mr. Carlyon.« Er packte den Leutnant am Handgelenk. »Und keine Pistolen, verstanden?«
    Als die Männer in dem zweiten Kutter sich aus ihrem schweren Schlaf aufrichteten, starrten sie benommen Bolitho und dann einander an, als sie ihn sagen hörten: »Während der Nacht hat sich einer über den Wasserkanister hergemacht. Zuerst hat er sich gründlich sattgetrunken und dann in seiner Gier den Rest auslaufen lassen.« Er deutete auf die schimmernde Pfütze im getrockneten Schlamm zu ihren Füßen. Nachdrücklich fügte er hinzu: »Ich nehme an, ihr wißt alle, was das bedeutet.«
    Im Bug schrie eine Stimme: »Das muß Mr. Lang selbst gewesen sein. Der hat die letzte Wache gehabt!« Ein Knurren war die Antwort, als er bösartig hetzte: »Die Offiziere sorgen doch immer nur für sich!«
    Bolitho stand völlig ruhig im Heck, die Hände in die Hüften gestützt. Eine plötzliche verzweifelte Wut packte ihn, weil er allein und unbewaffnet war. Doch noch stärker war er sich der Scham bewußt, die ihn überkam, als ob wirklich er dafür verantwortlich wäre.
    Mit fester Stimme sagte er: »Das ist falsch. Aber ich bin nicht gekommen, um mit euch zu streiten oder um euer Verständnis zu bitten. Ihr habt euch bisher gut gehalten, besser als erwartet. Ihr habt bereits erreicht, was manche für unmöglich gehalten haben, und wenn es sein muß, werdet ihr noch Besseres leisten, selbst wenn überhaupt kein Wasser mehr da ist und ich euch mit bloßen Händen vorantreiben müßte.«
    Ein tastender Sonnenstrahl fiel spielerisch auf die gestapelten Waffen, und Bolitho bemerkte, daß mehr als einer einen Blick darauf warf.
    Scharf sagte er: »Wenn ihr glaubt, ihr könnt euren Durst stillen, indem ihr mich tötet, dann nur zu! Andernfalls will ich jetzt die Anker lichten und weitermachen.«
    Die Stimme schrie gellend: »Hört nicht auf ihn, Jungs! Er versucht nur, seinen Leutnant zu decken!«
    Bolitho stieg von der Ducht und schritt langsam auf die ihm am nächsten sitzenden Matrosen zu. Er konnte sehen, daß die anderen ihn über den Sumpf stumm beobachteten. Allday stand mit einem Fuß auf dem Dollbord, um seinem Kapitän zu helfen. Er würde zu spät kommen. Noch ehe er das andere Boot erreichte, konnte einer ein Entermesser packen und Bolitho niedermachen.
    Bolitho sagte ruhig: »Ich habe schon feststellen müssen, je lauter einer schreit, desto größer ist seine Schuld.« Er blieb vor einer Ducht stehen. Sechs Leute waren jetzt hinter seinem Rücken, als er auf einen kräftigen, untersetzten Matrosen hinunterstarrte.
    »Gestern mußte ich Frischwasser verwenden, um die Wunde eines Verletzten zu säubern. Um festzustellen, wo die Schlange ihn gebissen hatte.«
    Nicht ein Laut war zu hören, die Matrosen in seiner Nähe starrten zu ihm auf, als ob er plötzlich den Verstand verloren

Weitere Kostenlose Bücher