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Feind

Feind

Titel: Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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alles nur Gerüchte. Er
wusste so wenig! So erbärmlich wenig!
    Erst jetzt bemerkte er, dass Pallion aufgesprungen war. Er knirschte
mit den Zähnen, hielt das Schwert unbestimmt in seine Richtung. Am Schnitt
färbte sich seine Hose dunkel. Keine große Wunde, aber sie blutete. »Ihr habt
Glück, dass Mondstrahl Treaton Euch noch verhören will!«
    »Gnade!«, rief Modranel. Sein Blick suchte das Buch. Er kämpfte
gegen den Drang, es wieder an sich zu nehmen. Er wagte noch nicht einmal, sich
aufzurichten.
    Quinda hockte sich neben ihn. Sie legte die Hand auf seine Schulter.
»Modranel.« In ihrer Stimme lag etwas Beschwörendes. Vielleicht wäre sie eine
gute Zauberin geworden, wenn sie seine Sehnsucht geteilt hätte. »Wo ist Lióla,
Modranel?«
    Er sah hinüber zu den Kämpfenden. Einer der Krieger hatte sich wohl
zu weit vorgewagt. Ein Arm war ihm von den Ghoulen ausgerissen worden, ein Teil
der Brust gleich mit. Er lag auf dem Boden und strampelte mit den Beinen,
schien sich nicht zum Sterben durchringen zu können. Da seine Lunge in
Mitleidenschaft gezogen war, gurgelte er seine Schreie blutig hervor. Seine
Kameraden konnten ihm nicht helfen. Die unbändige Kraft ihrer Gegner hatte
ihren Schilden und Rüstungen erhebliche Dellen beigebracht.
    Aber die Verluste der Ghoule wogen schwerer. Drei von ihnen waren so
reglos, wie man es von Leichen erwarten sollte. Die letzten zwei standen in der
Tür. Modranel konnte nicht genau erkennen, was sie taten, aber nach den
Geräuschen zu urteilen versuchten sie, den Durchgang zu verschließen, indem sie
die Wand zum Einsturz brachten.
    »Modranel! Rede mit mir!«
    Er sah, wie die Hoffnung gemeinsam mit den Tränen aus dem Gesicht
seiner Frau floss. Hinter ihr wankte Pallion. Sein linkes Bein zitterte. Er
starrte es mit einer Mischung aus Wut und Unglauben an.
    »Modranel! Du hast doch nicht …« Ihre Stimme versagte.
    Ajina stellte sich hinter ihre Mutter. Ihre Haut war dunkler, das
Haar aber viel heller als das ihrer Schwester. Blond wie die Sonne an einem
warmen Tag.
    »Sag mir, dass du Lióla nicht …« Während Quinda nach Worten suchte,
griff sie das derbe Hemd über seiner Brust, krallte sich daran fest, als suche
sie Halt bei dem am Boden Liegenden.
    »Was geschieht mir?«, stammelte Pallion. Sein Schwert entglitt der
erschlaffenden Hand und auch den Schild hätte er wohl nicht mehr halten können,
wäre er nicht am Unterarm festgeschnürt gewesen. So ging der Schutz mit ihm
gemeinsam zu Boden, als das Bein nachgab.
    Ajina steckte den Daumen in den Mund, wie sie es immer tat, wenn sie
nachdachte.
    Quinda sah erst den zuckenden Kämpfer an, dann wieder ihren Gemahl.
In ihren überquellenden Augen stand nur eine einzige Frage. Wer
bist du?
    Modranel setzte sich auf und strich sein Gewand glatt.
    »Schmerz!«, ächzte Pallion. Seine Finger krampften sich zu Krallen,
er schien sich den Harnisch von der Brust kratzen zu wollen, aber die Muskeln
in seinen Armen gehorchten ihm schon nicht mehr.
    »Nicht mehr lange«, sagte Modranel. »Das Gift wirkt gut. Noch ein
paar Herzschläge, und du wirst taub für die Pein. Ein paar weitere, und es ist
vorüber. Mach deinen Frieden mit der Mondmutter.« Einen
Frieden, den ich nie wieder haben werde.
    Der Gedanke hatte nichts Bitteres. Stolzer Trotz stieg in Modranel
auf, als er das kostbare Buch an sich nahm.
    Quindas kleine Fäuste trafen harmlos seinen Rücken. »Du Tier!« Ihre
Stimme überschlug sich. »Du Monstrum!«
    Es machte ihm nichts aus. Er hatte den Folianten. Trotz des Gewichts
barg er ihn zärtlich an der Brust, wiegte ihn wie ein Kind. Er zog den
Lederbeutel hervor, den er zu diesem Zweck mitgebracht hatte. Er war etwas zu
klein, aber es würde schon gehen. Vorsichtig steckte er seinen Schatz hinein.
    »Meine Tochter!«, kreischte Quinda.
    »Wir haben noch eine Tochter«, versetzte er und nickte zu Ajina
hinüber.
    »Du hast Lióla weggegeben! Für das da!« Hasserfüllt starrte sie auf
das Buch.
    »Du wirst es noch verstehen.«
    Stumm schüttelte sie den Kopf. Sie löste sich von ihm. Nur die
Tränen bewegten sich in ihrem Gesicht.
    Endlich gelang es ihm, den Lederbeutel um das Buch zu bekommen.
Prüfend legte er die Schlaufe über die Schulter. Der Foliant war sicher
verstaut. Er konnte nicht herausfallen.
    »Damit kommst du nicht durch«, flüsterte Quinda. »Dafür wirst du
bezahlen.« Entschlossen schritt sie in die Richtung, in der die Ordensritter
verschwunden waren. Ihren gefallenen Kameraden hatten sie mit

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