Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
springen. Ich hab es ihr nur einmal gezeigt, dann konnte sie es. Aber sie kann nicht …«
»… in der Zeit zurückspringen«, beendete Courtney den Satz.
Das Gegenteil von mir.
»Hey, wenn ihr auf irgendeine Rettungsmission geht, dann will ich aber dabei sein!«, verlangte Mason.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Holly in Richtung Tür schlich. »Mason! Halt sie fest! Sie arbeitet für Eyewall, für unsere Gegner!«
Mason zog seine Waffe und richtete sie auf Holly. »Das ist gut, denn Healy hat gesagt, dass die hierherkommen. Da können wir eine Geisel gebrauchen.«
»Genau«, antwortete ich und vermied es dabei, Holly anzusehen.
Emily warf mir einen verwirrten Blick zu, fragte aber nicht nach. »Mason kann uns helfen. Das klappt schon, ich weiß, dass er es aushält.«
»Und woher weißt du das?«, fragte ich Emily.
»Ich bin doch schon tot, Alter. Schlimmer kann’s kaum werden.«
»Du bist gar nicht tot«, begann ich, aber in dem Moment wurde die Tür aufgerissen, und einige Agenten stürmten herein. Ich erkannte die meisten davon aus unserer Eyewall-Akte wieder.
»Flynn?« Einer von ihnen sah Holly erschrocken an.
Ich packte sie am Arm und zog meine eigene Waffe. Dann legte ich ihr einen Arm um den Hals und hielt ihr mit der freien Hand erneut die Pistole an den Kopf. »Keinen Schritt weiter! Wir haben einen Raum voller Geiseln!«, herrschte ich einen der Agenten an. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Mason Courtney schnappte und auch ihr eine Waffe an den Kopf hielt. Sie stöhnte überzeugend auf – vermutlich, weil ihre Angst echt war, denn ich bezweifelte, dass Courtney jemals mit einer Waffe in Kontakt gekommen war.
»Unschuldige Kinder«, fügte Mason mit einem Nicken in Emilys Richtung hinzu.
Sie waren zu sechst, alle mit Waffen im Anschlag. Wir mussten uns innerhalb einer Sekunde entscheiden. Ich sah, wie Mason mit einem Arm Emily hochhob und sich hinter mich stellte. Courtney legte eine Hand auf meine Schulter, und Emily berührte meine andere Schulter.
»Du schaffst es, ihr wird nichts passieren«, flüsterte sie.
Holly. Emily sagte nicht, dass ich sie loslassen sollte. Sie wollte, dass ich sie mitnahm. Andernfalls würden die Eyewall-Agenten sie umbringen, sobald wir verschwunden waren.
Irgendwie musste ich dafür sorgen, dass ihr Verstand bei dem Sprung nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde. Dad hatte einen Sprung vierzig Jahre in die Zukunft überlebt. Aber bis ins Jahr 3200 war es erheblich weiter als von den 50ern in die 90er-Jahre.
»Nicht Meyer töten, auch nicht das kleine Kind«, befahl jemand hinter den Agenten. Dann sah ich die Person, der die Stimme gehörte, zur Tür hereinkommen. Ich staunte: Agent Collins, der doch eigentlich im Keller eingesperrt sein sollte. »Feuer einstellen!«
»Collins!«, rief Holly mit Hoffnung in der Stimme.
Agent Collins’ und mein Blick trafen sich. Es war, als suchte er ein stummes Zwiegespräch. Als ich Holly fester ergriff, nickte er mir ganz leicht zu. Vielleicht um mir zu bedeuten, dass ich sie mitnehmen sollte?
»Agent Meyer hat einige wertvolle Geiseln in seiner Gewalt«, sagte Collins. »Warten wir erst einmal ab und hören, was er will. Folgen Sie dem Protokoll, dazu sind Sie schließlich ausgebildet.«
»Es ist derselbe Ort«, flüsterte Emily, die anscheinend spürte, was Collins uns mitteilen wollte. »Der Ort, zu dem ich dich schon einmal mitgenommen habe, in der Zukunft.«
Das hatte sie wohl auch in meinem Tagebuch gelesen. Verdammter Fingerabdruck-Klon. Und o nein, nicht dieser Ort! Ich spürte, dass Emily anfing, uns dorthin zu ziehen, und wusste, dass sie recht hatte. Ich konnte es schaffen, wenn ich nur wollte. Die ganze Zeit über hatte ich gedacht, ich würde mich auf das Datum oder die Zeit konzentrieren, aber in Wirklichkeit waren es meine Sinneswahrnehmungen. Gerüche, Empfindungen, das Gewicht der Entfernung. Ich konnte mich daran erinnern, weil ich schon einmal dort gewesen war.
Aber es war auch möglich, dass wir sterben würden. Vielleicht war dies das letzte Mal, dass ich Holly sah. Und ich bedrohte sie mit einer Pistole.
Schnell wirbelte ich sie herum und schlang meine Arme trotz ihrer Gegenwehr fest um sie. Ich vergrub mein Gesicht in ihren Haaren und sog ihren Duft ein, so als könnte ich ihr durch große Nähe einige von meinen Fähigkeiten übertragen. Etwas, das sie am Leben erhalten würde.
»Es tut mir leid«, flüsterte ich ihr ins Ohr.
Dann wurde alles schwarz.
Als ich die Augen wieder
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