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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Prager ein. »Sie haben keine
Ladung , und Passagiere würden Ihre Schutzbehauptung doch
zweifellos untermauern , nicht wahr?«
»Wer sind diese Passagiere?«
    »Deutsche , die nach Hause wollen . Genau wie Sie und Ihre Männer.« Prager holte tief Luft , bevor er weitersprach. »Na schön , am besten sage ich's Ihnen gleich. Es sind Nonnen. Barmherzige Schwestern von einer Missionsstation am Rio Negro. Ich habe sie , genau wie die anderen Deutschen auf mei ner Liste , in
den letzten zwei Jahren regelmäßig besucht. Al lerdings nur
alle drei Monate - mit Sondererlaubnis der Behör den , da die Station so schwer zu erreichen ist.«
    Berger starrte ihn sprachlos an. »Großer Gott , Otto - bin ich verrückt oder Sie?«
    Wortlos stand Otto Prager auf und öffnete die Kajütentür. Draußen stand Helmut Richter , der gelassen ein Zigarillo rauchte. Prager nickte ihm kurz zu , und der Bootsmann ging mit schnellen Schritten davon. »Und nun?«
    »Ich habe eine der Schwestern mitgebracht.
Die übrigen warten drüben an Land. Sie sollten sich
wenigstens anhören , was sie Ihnen zu sagen hat.«
    »Sie müssen wahnsinnig sein! Eine
andere Erklärung gibt es nicht.« Es klopfte. Prager ging
öffnen und ließ Schwester An gela ein.
»Schwester« , sagte er zuvorkommend , »ich möchte Sie mit Fregattenkapitän Erich Berger bekanntmachen. Erich , dies ist Schwester Angela von den Barmherzigen Schwestern.« »Guten Abend , Herr Kapitän« , sagte sie.
    Berger musterte die kleine Nonne sekundenlang , unterdrückte mit Mühe die Verwunderung in seiner Miene , packte dann Otto Prager am Arm und schob ihn , die Kajütentür hinter sich zu ziehend , energisch hinaus.
    »Verdammt noch mal , Otto , was soll ich tun? Was soll ich bloß zu der Frau sagen?«
    »Sie sind der Kapitän des Schiffes« , entgegnete
Prager. »Sie allein müssen die Entscheidung treffen. Ich
werde solange hier draußen warten.« Er ging zu den
Backbord-Besanwanten hin über. Berger fluchte vor sich hin und
kehrte nach einigem Zö gern in seine Kajüte zurück.
Schwester Angela stand am Schreibtisch , interessiert
über den Kasten mit dem Chronome ter gebeugt. Jetzt blickte sie
auf. »Wunderschön, Herr Kapitän. Wunderschön. Was
ist das?«
    »Das Gerät, mit dem die Seefahrer den Himmel messen , Schwester. Zusammen mit einem Sextanten , natürlich. Wenn ich die Position von Sonne , Mond und Sternen feststellen kann , dann
kann ich meine genaue Position berechnen. Zur Erleichte rung gibt es
dafür aber Tabellen.« Sie wandte sich wieder dem
Schreibtisch zu.
    »Eine Seekarte der britischen Admiralität. Warum das?« »Weil die am besten sind« , antwortete Berger , der sich uner klärlicherweise erschreckend hilflos vorkam .
    »Aha.« Und im selben ruhigen Ton fragte sie: »Werden Sie uns mitnehmen?«
    »Hören Sie , Schwester« , begann er unsicher. »Nehmen Sie Platz , ich werde Ihnen alles erklären.« Er zog eine andere See karte heran . »Hier sind wir , in
der Amazonasmündung; und dies ist unsere Route nach Hause.«
Er fuhr mit dem Finger an den Azoren und dann westlich an Irland
vorbei. »Und wenn wir überhaupt so weit kommen , warten
noch viel größere Ge fahren auf uns.« Er tippte
nachdrücklich auf die Karte. »Wir müssen dicht an den
Äußeren Hebriden bei Schottland vorbei, einem wahren
Schiffsfriedhof , vor allem bei widrigem Wetter.
Und da oben ist es an sechs von sieben Tagen schlecht. Selbst wenn wir
das glücklich überleben , haben wir „bloß noch" die Orkney-Passage , die Strecke bis Norwegen und anschließend durchs Kattegat nach Kiel vor uns« , fügte
er ironisch hinzu. »Fünftausend Meilen - ein
Kinderspiel.« »Wie lange werden wir dazu brauchen?«
    Er wußte selbst nicht , warum er ihr antwortete. »Schwer zu sagen. Vierzig Tage , vielleicht auch fünfzig. Alles hängt vom Wetter ab.«
    »Das scheint mir unter den gegebenen Umständen nicht zu viel.«
    »Eine Frage , Schwester« , sagte Berger . »Als Sie hierherkamen, wie sind Sie da eigentlich gereist?«
    »Mit einem Passagierdampfer, der Bremen. Natürlich war das vor dem Krieg.«
    »Ein sehr schönes Schiff . Bequeme Kabinen , fließend heißes und kaltes Wasser , Küche wie in einem Hotel erster Klasse , Stewards , die die Passagiere bedienen...«
    »Was wollen Sie damit sagen , Herr Kapitän?«
    »Daß das Leben auf diesem Schiff völlig anders aussehen wür de. Schlechtes Essen , enge Quartiere. Ein Toilette-Eimer , der
jeden Tag geleert werden muß. Zum Waschen

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