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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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Verfügung stehenden Mitteln weiterkämpfen.
    Weiterkämpfen.
    Fliehen.
    Die Befehle von Big X galten innerhalb der begrenzten Möglichkeiten von Fluchtversuchen mehr als alle anderen, sogar mehr als die des rangältesten Imperialen Offiziers. Sobald er benannt war, galt seine Autorität uneingeschränkt. Big X, der Anführer des Fluchtkomitees eines Lagers, konnte jeder sein, vom Gefreiten bis zum Flottenmarschall. Es war jedoch eine zweifelhafte Ehre. Bekamen die Aufseher Wind von der Identität von Big X, war er sofort fällig: sofortige Exekution, Gehirnlöschung oder zumindest Transport in ein Todeslager.
    Doch nicht deshalb hatte Sten Einwände angemeldet.
    Er hatte vielmehr etwas dagegen, dass normalerweise derjenige als Big X auserwählt wurde, der die meiste Erfahrung hinsichtlich Flucht aus Lagern oder Widerstand aufweisen konnte. Da jedoch sämtliche Fluchtversuche von seinem Komitee koordiniert werden mussten, war Big X kraft seiner Ehre daran gebunden, an keinem dieser Versuche selbst teilzunehmen.
    Mit der Ernennung Stens zum Big X hatte Colonel Virunga ihn gleichzeitig dazu verdammt, bis zum Ende des Krieges ein Gefangener zu bleiben. Oder bis ihn die Tahn als Big X entlarvten und töteten.
    Virunga beantwortete Stens Frage: »Weil … Vertrauen. Bekannte Größe. Diese anderen? Unbekannt.«
    Es gab kein Gegenargument. Virunga salutierte knapp und ging wieder. Sten und Alex blickten einander an. Keinem von beiden fielen die Schimpfwörter ein, die diesem Anlass entsprachen, und keiner von beiden fand, dass Tränen die richtige Reaktion darauf waren.
    ›Na schön‹ dachte Sten. ›Wenn ich den Tahn schon nicht selbst die Hölle heiß machen kann, dann suche ich mir eben 999 Stellvertreter aus, die das für mich erledigen.‹
    Dann korrigierte er sich mit einem Blick auf Alex: ›998. Wenn ich schon bis zum Ende des Krieges in dieser verdammten Ruine bleiben muss, dann wird mir zumindest dieser Dickschädel hier Gesellschaft leisten.‹

 
Kapitel 12
     
    Senior Captain (Nachrichtendienst) Lo Prek betrachtete das arg mitgenommene Post-Fiche auf seinem Schreibtisch.
    Ein normales menschliches Wesen hätte in diesem Augenblick, in dem es so dicht an sein Ziel herangekommen war, gejubelt oder vor grimmiger Zufriedenheit gegrunzt.
    Prek fühlte sich durch das Post-Fiche lediglich in dem, was er ohnehin gewusst hatte, bestätigt: Commander Sten war nicht nur noch am Leben, sondern sogar in seiner Reichweite.
    Er hatte sich eine einzigartige Methode ausgedacht, um seine Theorie zu überprüfen, eine Methode, die nicht einmal von einem seiner Vorgesetzten oder vom Nachrichtendienst genehmigt werden musste. Er hatte einfach einen Brief aufgesetzt.
    Der Brief wurde einer routinemäßigen Sendung an einen der getarnten Agenten innerhalb des Imperiums beigegeben. Der Agent erhielt die Anweisung, den Brief ganz normal aufzugeben und als Absender eine der Deckadressen anzugeben.
    Der Agent befolgte die Befehle.
    Der Brief stammte angeblich von einem gewissen Mik Davis und war ein ziemlich geschwätziges Schreiben.
    Dem Brief zufolge war Davis mit Sten zusammen durch die Grundausbildung gegangen. »Natürlich wirst du dich nicht mehr an mich erinnern«, fing der Brief an.
     
    Ich wurde schon bald ausgesiebt und schaffte es nie mehr, der Garde beizutreten. Statt dessen machten sie einen Bäcker aus mir. Wahrscheinlich hatten sie damit sogar recht.
    Wie auch immer, seither ist bei mir nichts Besonderes geschehen. Ich habe meine Zeit abgedient und jede Menge Brötchen gebacken, und bevor der Krieg anfing, war ich schon wieder draußen.
    Ich habe geheiratet – inzwischen laufen hier drei kleine Ungeheuer rum – und mein eigenes Geschäft aufgezogen. Wahrscheinlich kannst du dir denken, was es ist – genau: eine Bäckerei.
    Ich höre dich schon loslachen, aber ich kann dir versichern, dass ich damit den einen oder anderen Credit verdiene. Sieht ganz so aus, als hätte ich beim Militär doch noch was gelernt.
    Inzwischen sitze ich jedenfalls hier draußen, und da kam mir plötzlich dieser alte Ordner in die Finger, und darin stand etwas von einem gewissen Captain Sten, der irgendwo dort oben den Anführer der Imperialen Leibwache mimt. Ich hab schon immer gewusst, dass du wie Hefe nach oben schießen wirst.
    Ich habe es meiner Frau erzählt, doch sie glaubt mir einfach nicht, dass ich dich damals gekannt habe. Also habe ich mich dazu entschlossen, ein paar Zeilen aufzusetzen, vielleicht findest du ja die Zeit, mir zu

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