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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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Gefühls machten, das nur annähernd mit Einsamkeit vergleichbar war, war während der Brunftzeit. Diesen Charakterzug behielten sie im Laufe der Jahrtausende bei, ebenso wie ihre Leidenschaft für Licht.
    Als L’n den Höhepunkt ihrer künstlerischen Schaffenskraft fast erreicht hatte, beschloss sie, ihr Heimatsystem zu verlassen. Das war für einen Kerr eine sehr mutige und sehr närrische Sache. Sie ließ die Geborgenheit und Wärme persönlicher Ungestörtheit hinter sich und tauschte sie gegen eine Welt ein, die in den Augen ihrer Familie und Freunde nur hässlich und feindlich sein konnte. Doch ebenso, wie sie um die konzeptuelle Schönheit von polarisiertem Licht wusste, war sich die künstlerische Seite L’ns des allzu hohen Preises für ein dauerhaftes Leben in Ungestörtheit bewusst. Um die nächste Stufe ihrer Kunst zu erklimmen, musste sie Erfahrungen sammeln, ein Wissen, das ihr nur in der weiten »Ferne« zuteil werden konnte.
    Gerade als L’n glaubte, auf dem richtigen Weg zu sein, schlugen die Tahn zu. Sie befand sich in ihrer biaxialen Periode, und ihre eigenartigen Lichtgemälde fanden allmählich ein größeres Publikum.
    Publikum. Das war ein seltsames Wort. In der Sprache der Kerr gab es dafür keine Entsprechung. Man musste dabei unwillkürlich an eine aufgeregte, schlecht riechende Menge denken, die keinen Abstand wahrte und sich immer näher und näher an einen herandrängte … L’n lernte, wie man mit Publikum umging; um die Wahrheit zu sagen, fand sie sogar immer mehr Gefallen daran, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen.
    Auch einen ersten Freund von »draußen« hatte sie gefunden. Sein Name war Corporal Hansen. Lance Corporal Hansen, ein sehr großes und auf den ersten Blick angsteinflößendes Menschenwesen. Als sie ihn zum ersten Mal traf, er ihre kleinen Hände packte und mit seiner hässlichen, tiefen Menschenstimme etwas über ihre Lichtgemälde brummte, konnte sie sich gerade noch beherrschen, sonst wäre sie vor Schreck mit einem lauten Aufschrei in die Dachstreben ihres Ateliers gehüpft. Da sie sich diesbezüglich schon einigermaßen abgehärtet hatte, hörte sie ihm statt dessen so höflich wie möglich zu und schob ihn schließlich zur Tür hinaus. An diesem Abend hatte L’n stundenlang dafür gebraucht, seinen Geruch aus ihrem Fell zu bürsten.
    Einige Monate später gehörte genau das zu den Dingen, die sie an ihm am meisten mochte. Er verbrachte jede freie Minute mit ihr, bewunderte ihre Arbeit, kritisierte sie auf durchaus hilfreiche Weise, und wenn sie eine Ausstellung hatte, war er ständig um sie herum und hielt das Publikum auf wünschenswertem Abstand.
    Während der Invasion der Tahn hatte sich Hansen zu ihrem Studio durchgekämpft, sie von dort weggezerrt und sich dann wieder zu seinen Linien vorgekämpft. Kaum waren sie in Sicherheit, ergaben sich die völlig überrumpelten Imperialen Streitkräfte dem Feind. Selbst dann nahmen die Tahn den Planeten noch eine Zeitlang unter heftigen Beschuss.
    Eine dieser Explosionen erwischte L’n und Hansen. Erst Stunden später kam L’n wieder zu sich. Wie eigenartig. Sie selbst war kaum verwundet, doch Hansen hatte es förmlich zerrissen.
    L’n hatte viel gelernt, seit sie ihr Heimatsystem verlassen hatte. Auch lügen gehörte dazu. Die Tahn nahmen sie irrtümlicherweise als Angehörige der Imperialen Streitmacht in Gefangenschaft. L’n hütete sich davor, sie eines Besseren zu belehren. Sie konnte sehr gut hören, wie draußen auf den Straßen die Zivilisten abgeschlachtet wurden.
    Nach Hansens Tod lernte sie eine weitere wichtige Sache. L’n lernte, was Einsamkeit bedeutete.
    Die Naht des nächsten Röhrenpaares glühte schwach orange. Korrekt. Verdammt! Sie beförderte es in den dafür vorgesehenen Behälter.
    Das Gebrüll vor der Tür hatte aufgehört. Anstelle von dumpfen Schlägen hörte sie gedämpftes Murmeln. Was ging da vor?
     
    Chetwynd hatte das Gebrüll quer durch die hangargroße Fabrik gehört. Rasch warf er einen Blick zu seinen Aufsehern und ihren Arbeitstrupps hinüber. Alles schien unverdächtig. Abwarten. Etwas oder jemand fehlte.
    Er bewegte seinen massigen Körper um eine ratternde Maschine herum und trabte los, wich den herumschwenkenden Klauen eines Gabelstaplers aus, schlitterte um eine Ecke und blieb stehen. Es war Glorie schon wieder dieser Glorie. Das Gesicht des Mannes war vor Zorn rot angelaufen, und er brüllte so angestrengt, dass ihm die Augen aus den Höhlen zu treten drohten. Es

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