Feindgebiet
starten wir den letzten Angriff, tief in die Tahn-Welten hinein. Den wirst du befehligen.
Und plane bitte keinen langen Urlaub, wenn der Krieg vorüber ist. Denn ich werde dich als, herrje, vielleicht nenne ich es Generalgouverneur, als Generalgouverneur ihres ganzen elenden Ex-Imperiums einsetzen. Ab dann hast du ungefähr zehn Jahre, um den Tahn beizubringen, wie man wenigstens so tut, als gehörte man zu den zivilisierten Völkern.«
Mahoney meditierte. Schließlich lachte er auf. »Toller Braten, Boss. Jetzt müssen wir den Hasen nur noch fangen.«
»Genau«, stimmte ihm der Imperator zu. »Tu mir einen Gefallen, Ian. Lass dir dort draußen in den Randwelten nicht den Arsch versohlen. Ich habe keine Lust, die ganze Planung noch einmal über den Haufen zu werfen.«
Kapitel 47
Die Mitglieder des Hohen Rates der Tahn waren in angemessen gedrückter Stimmung zusammengekommen. Der Ratssekretär arbeitete sich durch die letzte Fassung von Lord Fehrles offiziellem Nachruf. Wenn er damit fertig war, sah der erste Punkt der Tagesordnung vor, dieser Fassung zuzustimmen und anschließend zu überlegen, wann sie für die Allgemeinheit ausgestrahlt werden sollte.
Der zweite Tagesordnungspunkt war die Wahl von Fehrles Nachfolger. Was danach geschah, stand in den Sternen.
›Der König ist tot‹, dachte Pastour säuerlich. ›Es lebe der König.‹
Er blickte in die angespannten, doch beherrschten Gesichter seiner 26 Kollegen. Sie alle waren darauf bedacht, sich nicht in die Karten schielen zu lassen. Doch Pastour kannte das Ergebnis bereits. Er hatte die Stimmen durchgezählt. Wichmans Fraktion unterstützte mit ihren neun Stimmen Lady Atago. Das war keine Überraschung. Wichman war in alles vernarrt, war auch nur im Entferntesten mit Krieg zu tun hatte. Selbst unter den traditionell militaristischen Tahn strahlte kein Stern heller als der von Lady Atago.
Die zweite, gleichgroße Fraktion favorisierte eine Troika, die aus unterschiedlichen Kandidaten bestehen konnte, wobei Atago, Wichman und Pastour am häufigsten genannt wurden. Blieben noch Pastour und seine Fraktion: noch mal neun Stimmen, neun entscheidende Stimmen, die er je nach Belieben in die eine oder andere Waagschale werfen konnte. Dabei gab es diesbezüglich für Pastour überhaupt keine Frage mehr. Er musste nur noch das Ende der schier endlosen Aufzählung der Errungenschaften des verstorbenen Lord Fehrle abwarten.
Vor einigen Tagen, kurz nach Fehrles Tod, hatte Sten Pastour erneut in seinem Garten aufgesucht. Pastour wusste nicht, wie er hereingekommen war. Der Kerl schien plötzlich aus dem Schatten von einem von Pastours Lieblingsbäumen gewachsen zu sein.
Nach der anfänglichen ängstlichen Überraschung schlug Pastours Empfindung sofort in puren, hasserfüllten Zorn über Fehrles Ermordung um.
»Seien Sie nicht dumm, Colonel«, warnte ihn Sten. »Was Ihr Volk jetzt am wenigsten brauchen kann, ist einen dummen Mann als neuen Anführer. Einen toten dummen Mann.«
Pastour hielt sich zurück. »Was wollen Sie denn noch?«
Sten entspannte sich, steckte die Waffe weg und schwang sich zu einem Sitzast hinauf. Es war eine beiläufige Geste, doch Pastour fiel auf, dass sie sorgfältig kalkuliert war, um jedes Anzeichen von Bedrohung aus seiner Körpersprache zu entfernen.
»Zunächst mal habe ich von den Veränderungen auf Koldyeze gehört. Dafür wollte ich Ihnen danken.«
Pastour zuckte die Achseln. »Dafür müssen Sie mir nicht danken. Nichts von dem, was Sie sagten, hat mich beeinflusst. Es war der logische Lauf der Dinge.«
»Wenn Sie so darüber denken möchten, Colonel, soll es mir recht sein. Wir hatten uns nur Sorgen um einige Freunde gemacht. Es spielt keine Rolle, aus welchem Grund man sich um sie gekümmert hat. Hauptsache, es ist geschehen.
Selbstverständlich ist mir auch aufgefallen, dass sogar einige Verfeinerungen unserer Abmachung durchgeführt wurden. Viele neue Gesichter. Wichtige neue Gesichter. Ich vermute, Sie wollen sie als letzten Trumpf einsetzen. Falls dem so sein sollte, muss ich Sie warnen. Das funktioniert nicht.«
Pastour konnte seine Neugier nicht verbergen. »Wollen Sie mir damit etwa sagen, dass wir nicht das eine oder andere Zugeständnis Ihres Imperators erreichen könnten, wenn wir ihnen die Pistole an den Kopf setzen?«
»Es würde nur dazu führen, dass er um so grausamer zuschlägt«, sagte Sten. »Glauben Sie mir. Ich spreche aus einer langen und sehr persönlichen Erfahrung. Wenn Sie dem Imperator
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