Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
Vom Netzwerk:
Baßlachen eines Mannes, der die Unwägbarkeiten des Lebens kennen gelernt hatte, und der gelernt hatte, seinen Vorteil aus ihnen zu ziehen. »Ich dachte immer, mit meinem eingebauten Kompass finde ich mich in jeder Stadt zurecht. Wieder mal Fehlanzeige, Colonel General Suvorov.« Chapelle schluckte. »Sie sind ein General?«
    »Vierzig Jahre lang. Pionier Corps. Jetzt im Ruhestand. Wahrscheinlich ist das jetzt nur noch ein Höflichkeitstitel. Zumindest hat das verdammte Imperium bislang noch keinen Weg gefunden, mir den auch noch wegzunehmen. Noch nicht.
    Wie auch immer, ich bin neu hier auf der Erstwelt. Dachte, ich würde mich schon durchfinden. Hab mich prompt verlaufen und dann nach jemandem umgesehen, der mir vielleicht weiterhelfen kann. Doch alle, die ich gesehen habe, sahen eher so aus, als würden sie einem höchstens bis in die nächste finstere Gasse weiterhelfen.
    Bis auf Sie.«
    Chapelle war beschämt.
    »Ich wäre Ihnen sehr dankbar«, sagte der Mann, der sich Suvorov nannte, »wenn Sie mich bis zur nächstgelegenen Pneumobahnstation und damit aus diesem Slum herausführen würden.«
    Chapelle erklärte sich sogleich mit Begeisterung zu dieser Aufgabe bereit.
    An der Station las Suvorov den Fahrplan und murmelte: »Typisch. Das ist ja typisch.« Er hatte herausgefunden, dass die erste Pneumobahn, die ihn in die Gegend bringen würde, wo er eine Unterkunft gemietet hatte, erst in einer Stunde fuhr. »Das spricht ja wieder mal für eure Bürokratie. Kluger Gedanke, die Bahn dorthin nicht fahren zu lassen, wo die Leute wohnen, die es sich leisten können. Aber nicht, wenn man sämtliche A-Grav-Taxis eingezogen hat.
    Kriegsbedingt, natürlich.
    Wissen Sie, Sr. Chapelle, auch wenn ich das einem fremden gegenüber wahrscheinlich nicht sagen sollte, aber das ist wirklich wieder einmal ein tolles Beispiel dafür, wie der Imperator denkt.«
    Chapelle nickte eifrig.
    »Obwohl«, fuhr Suvorov fort, »wenn man wirklich wissen will, wie es zugeht, muss man in einem der Pioniersektoren gewesen sein. Dort, wo es keine Gesetze mehr gibt. Bis auf die, die eine einzige Person macht.
    Aber dort draußen spricht man besser nicht so laut über solche Themen.
    Wahrscheinlich darf ich mich glücklich schätzen. Mir ist nichts weiter passiert; wurde nur angehalten, meinen Rücktritt einzureichen. Und dann wurde die Agrofarm, die ich mir aufgebaut hatte, von der Imperialen Versorgungstruppe requiriert.
    Deshalb bin ich hier auf der Erstwelt. Hatte eigentlich gehofft, etwas über meinen schmierigen Volksvertreter erreichen zu können. Hätte’s eigentlich besser wissen müssen. Er ist schon so oft gekauft und in den Sack gesteckt worden, dass er eigentlich dringend seine Seele runderneuern müsste.
    Entschuldigung. Es ziemt sich nicht, einem anderen Mann etwas vorzuheulen.«
    Da sie noch eine Zeitlang warten mussten, war es für Suvorov nicht mehr als selbstverständlich, Chapelle in einem teuren Restaurant zum Essen einzuladen; dort verlieh er auch seinem Erstaunen Ausdruck, als er erfuhr, dass Chapelle ein ehemaliger Fluglotse war.
    »Ich hab schon viel gemacht. Muss man auch, dort draußen im Grenzland. Aber das, was ihr so im Kopf behalten müsst, damit käme ich nie zurecht.« Er machte eine kleine Pause. »Ich will ja nicht neugierig sein … Aber was zum Teufel haben Sie denn in diesem Slum dort verloren? Sie müssen mir selbstverständlich nicht antworten.«
    Natürlich antwortete ihm Chapelle.
    Suvorov war entsetzt. »Wenn man keine Schuhe mehr hat, tut man sich nur so lange leid, bis man einen Mann trifft, der auf Prothesen geht«, sagte er. »Sie hat’s ja wirklich schlimm erwischt.«
    Er bestellte eine zweite Flasche Wein.
    Chapelle, der auch dann, wenn er etwas Geld besaß, kaum Alkohol trank, wurde ein bisschen betrunken. Ebenso wie Suvorov.
    »Wissen Sie was, Chapelle«, sagte er beim Nachtisch. »Das einzige, was mir leid tut, ist, dass ich nie einen Sohn gehabt habe. Dass ich nichts zurücklasse, wenn ich mich eines Tages verabschiede.
    Dieser verfluchte Imperator – entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise – wird mir dafür noch büßen.«
    Sie bestellten Brandys, dann ließ er die Rechnung kommen.
    Draußen vor dem Restaurant blickte Suvorov Chapelle an und entschuldigte sich. Er hatte seinen Fremdenführer und neuen Freund betrunken gemacht. Es war bestimmt nicht ratsam, wenn der junge Mann in diesem Zustand in jene üble Gegend zurückging.
    Chapelle kam am besten mit ihm. Dieses verdammte Haus, das er

Weitere Kostenlose Bücher