Feindgebiet
sah beinahe ekstatisch aus. Das Objekt seiner Leidenschaft war, wie Chetwynd sofort auffiel, ein wesentlich kleinerer Mann, ein Imperialer Kriegsgefangener. Auch den Grund für Clorics Zorn erfasste er sofort. Die beiden Männer standen inmitten eines Haufens hydraulischer Röhren, die über den Fußboden verstreut waren. Hinter ihnen gingen die Türen zu den Testlabors ab. Über einer Tür brannte ein rotes Licht, das anzeigte, dass jemand im Labor arbeitete.
Chetwynd schlenderte hinüber, als käme er rein zufällig vorbei. Ob er sich einmischte, hing von einigen einfachen Faktoren ab. Einerseits konnte der Gefangene etwas falsch gemacht haben oder, schlimmer noch, bewusst Sabotage betrieben haben. In diesem Fall würde Chetwynd mit den Schultern zucken und den Gefangenen seinem Schicksal überlassen. Andererseits stand Glorie sogar bei seinen Aufseherkollegen in dem Ruf, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit auszurasten. Was niemanden besonders aufregte; es wurde nur als unprofessionell angesehen. Chetwynd hatte einen weit wichtigeren Grund, sich für den Vorfall zu interessieren. Da er für die Schicht verantwortlich war, unterstanden die Gefangenen seiner Verantwortung. Es hatte sich bis zu ihnen heruntergesprochen, dass es immer weniger Arbeitskräfte gab, und die Gefangenen aus diesem Grund für die Tahn an Wert gewonnen hatten. Sie wurden nicht mehr rücksichtslos verschlissen. Wenn Glorie Amok lief, blieben ihnen bald nicht mehr genug Leute für die Arbeitstrupps.
Es gab noch einen anderen Grund. Chetwynd wusste aus eigener Erfahrung, was es bedeutete, Gefangener zu sein.
Glorie bemerkte ihn schließlich und ging nahtlos in die Defensive über.
»Ich komme schon klar, Chetwynd.«
»Grunz mich noch einmal so an, Glorie, und ich zeige dir, womit ich klar komme.«
Glorie musterte dieses Mammut namens Chetwynd. Glorie war zwar kräftig, aber nicht dermaßen kräftig. Chetwynd wog mindestens 50 Kilo mehr als er, ein Großteil davon reinste Muskeln. Obwohl er als Boss der Arbeitstrupps nicht Clorics direkter Vorgesetzter war, genoss Chetwynd jede Menge Respekt, sogar bei den Schnöseln von der Werkssicherheit. Die Quelle dieses Respekts war ein Geheimnis, obwohl sich herumgesprochen hatte, dass Chetwynd recht großzügig war, wenn es hier und da um eine kleine Gefälligkeit ging. Was er dafür verlangte, danach traute sich nicht einmal Glorie zu fragen.
All diese Gedanken beschäftigten Glorie eine geraume Weile. Chetwynd wartete geduldig und wurde mit einem Achselzucken und einem trotzigen, doch ziemlich hündischen Blick belohnt.
»Er wollte gerade was versuchen«, murmelte Glorie und zeigte auf den Gefangenen, der noch immer inmitten der verstreuten Röhren stand. »Er hat die guten wieder mit den schlechten vermischt.«
Chetwynd wartete nicht, bis Glorie fertig war. Es würde viel zu lange dauern, und außerdem war das meiste davon ohnehin gelogen. Er war sicher, dass der Gefangene wesentlich kreativer war.
Er wandte sich an den Mann, der während des Gesprächs vom einen zum anderen geblickt und sich wohl gefragt hatte, was nun mit ihm geschehen würde. Der Gefangene war Sten.
»Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?« fragte ihn Chetwynd.
»Es war so was wie ein Unfall«, antwortete Sten. »Ich wollte gerade den Behälter mit dem Ausschuss wegtragen, da packte mich der Aufseher an der Schulter. Ich bin ganz schön erschrocken, kann ich Ihnen sagen. Er hat zuerst diesen Behälter umgeworfen und dann den anderen –«
»Der Kerl lügt!« protestierte Glorie. »Ich habe ihn schon die ganze Zeit beobachtet. Wenn ich’s doch sage, er wollte sie vermischen.«
»Aber, Sir«, erwiderte Sten. »Haben Sie mich denn etwas Derartiges wirklich tun sehen? Wo standen sie denn?«
Chetwynds Anwesenheit brachte Glorie so durcheinander, dass er nun die Angelegenheit mit dem Gefangenen diskutierte, anstatt ihn für seine Unverschämtheit zu verprügeln. Er zeigte auf eine Stelle in etwa zwanzig Metern Entfernung; offensichtlich hatte er hinter einem Gabelstapler gelauert. Sten betrachtete den bezeichneten Ort intensiv. Dann schüttelte er den Kopf.
»Nein, Sir, es widerstrebt mir, Ihnen widersprechen zu müssen, aber von dort aus können Sie nicht viel gesehen haben. Da waren die ganzen Kisten dazwischen.«
»Zuerst schon«, räumte Glorie ein, »aber ich habe einige von ihnen zur Seite geschoben, kapiert?« Er zeigte auf eine kleine Lücke in einem großen Stapel von für den Abtransport
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