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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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Hernandes ging zwischen ihnen umher, klopfte dem einen oder anderen auf die Schulter, machte hier und da einen Scherz und ignorierte die Flüche, die an seine Ohren drangen.
    »Nicht schlecht, meine Freunde. Aber jetzt weiter. Unsere Schicht hat kaum begonnen. Wir müssen unseren ehrenwerten Herren zeigen, dass wir so gut wie sie sind.«
    Die Gefangenen kamen stöhnend auf die Beine. Die nächste Aufgabe war einfacher: Kisten in ein anderes Schiff laden, das den Planeten bald verlassen würde.
    Sten bemerkte, dass er weniger auf Hernandes als auf die Aktivitäten auf dem Raumhafen von Heath achtete. Auf welchem Schiff konnte man sich wohl einschleichen? Welche Schiffe flogen wohin? Welche Sicherheitsmaßnahmen galten für bereits beladene Schiffe?
    Er schleppte eine Kiste eine Stufenrampe hinauf. Hernandes stand in einem seiner charakteristischen weiten Overalls an der Frachtluke des Schiffs.
    »Immer voran, immer fleißig voran«, flötete der Offizier. »Wir wollen doch, dass dieses Schiff schon bald wieder vollbeladen abheben kann.«
    ›Ein Verraten, dachte Sten. Einwandfrei. Aber benimmt er sich nicht zu auffällig, um ein Spitzel zu sein?‹
    »Auf einem Eisplaneten frieren viele Soldaten«, fuhr Hernandes fort. »Wir müssen uns anstrengen, damit sie bekommen, was sie so dringend brauchen.«
    Sten blickte den technischen Offizier finster an und machte weiter, ein winziger Teil der ameisengleichen Prozession, die sich in den Bauch des Schiffes hineinbewegte, wo er seine Kiste absetzte. Dann las er den Aufkleber an ihrer Seite: Uniformen, tropisch, Arbeitskleidung.
    Rasch überflog er die Zettel auf einigen anderen Kisten: Freizeitausrüstung, Bedingungen E-normal (nichtwärmend); Rationen: für Lasttiere (nicht für Tahn-Verzehr); Livies: medizinisch, Erziehung, Vermeidung von Geschlechtskrankheiten; Livies: Ratgeber – Was tue ich, wenn mein Partner geht? Sporen, zur Aussaat, Steingarten, nur für Generalsränge.
    Das dürfte eine interessante Wirkung auf jeden einfachen Tahn-Infanteristen haben, der eine der Kisten entladen oder auspacken musste, egal, auf welcher Eiswelt er sich befinden mochte.
    Auf dem Rückweg zur Rampe sah Sten Mr. Hernandes mit etwas anderen Augen an. Um ganz sicherzugehen, stieß er wie zufällig gegen ihn. In Mr. Hernandes’ Overall klapperte etwas.
    »Pass auf, wo du hintrittst, mein Freund«, sagte der großväterliche technische Offizier warnend.
    »Kommen Sie heute Abend zu mir«, befahl Sten mit gesenkter Stimme.
    »Wie bitte?«
    »Big X«, sagte Sten. Zum Teufel auch. Wenn er jetzt aufflog, dann aber richtig.
     
    Er flog nicht auf.
    Sten ließ Hernandes peinlichst genau durchsuchen; als sich herausstellte, dass er sauber war, unternahm er mit ihm einen langen und ziellosen Spaziergang durch die Korridore des Gefängnisflügels.
    Rinaldi Hernandes war Baustoffhändler, Generalvertreter und ehemaliger Installateursmeister, Schreiner, Plastikfachmann, Keramikspezialist und so weiter, der zu Beginn des Krieges in den Militärdienst eingetreten war. Man hatte ihn den Imperialen Konstruktionseinheiten zugeteilt – wenigstens einmal war es der langsam mahlenden Militärbürokratie gelungen, die richtige Mutter auf die richtige Schraube zu drehen.
    Hernandes hasste die Tahn von ganzem Herzen. Sein einziges Enkelkind war gleich zu Beginn des Krieges getötet worden. Dann war Hernandes selbst in Gefangenschaft geraten. Er hatte überlebt und während all jener Jahre in Gefangenschaft auf eine Weise Widerstand geleistet, die ihn so lange am Leben halten sollte, bis er eine Waffe in Händen halten würde, mit der er töten konnte.
    »Obwohl ich wirklich nicht genau weiß, mein Freund«, sagte er betreten, »was ich im Ernstfall tun würde, da ich noch nie in meinem Leben jemanden getötet habe.«
    In der Zwischenzeit hatte er sich intensiv mit den Tahn beschäftigt und ganze Schiffsladungen, die für die Etappe bestimmt waren, an die Front geschickt und umgekehrt. Er hatte jedes Stück herausstehender militärischer Hardware gestohlen und zerstört, dessen er habhaft werden konnte. Er hatte, wo immer es ging, heimlich Verbindungen losgezurrt, sobald er die Erlaubnis bekam, ein Tahn-Schiff zu betreten.
    Hernandes hasste die Tahn so sehr, dass er sogar bereit war, dafür das Ansehen bei seinen Mitgefangenen aufs Spiel zu setzen. Deshalb hielten sie ihn für einen Kollaborateur, einen Verräter, einen Spitzel. Vielleicht brachten sie ihn eines Tages deshalb um, doch dieses Risiko ging

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