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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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Hernandes offenen Auges ein. Bis es soweit war, vertrauten ihm die Tahn, soweit sie einem Imperialen Gefangenen nur vertrauen konnten. Er verriet Sten, dass er sich oft fragte, wie viele Tahn er wohl schon getötet hatte. Jedenfalls hatte er keinen einzigen von ihnen sterben sehen.
    Vielleicht zeitigten seine Aktionen auch überhaupt keine Wirkung.
    Sten war der Meinung, dass Mr. Rinaldi Hernandes wahrscheinlich schon mehr Tahn als jedes Imperiale Schlachtschiff getötet hatte.
    Mit Hernandes hatte er seinen Hans Dampf in allen Gassen gefunden.
    ›Ist ja wunderbar‹, dachte Sten. ›Ich sammle mir meine Soldaten für die ganz große Sache zusammen. Dabei habe ich momentan nicht die geringste Ahnung, wie diese Sache eigentlich aussehen soll.‹

 
Kapitel 16
     
    L’n drückte auf den Joystick. Die Zubringermaschine erwachte mit einem leisen Surren und zwei metallischen Klicken, als die Röhren in die beiden Schlitze vor ihr fielen, zum Leben. Sie warf einen raschen Kontrollblick darauf, um sicherzugehen, dass auf jedem ein Positiv- und ein Negativsymbol angebracht war, dann drückte sie den Joystick mit einem Ruck nach vorne. Die Röhren glitten langsam aufeinander zu und sprangen kaum wahrnehmbar in die Höhe.
    Sie beugte sich näher über die Naht. Sie war offensichtlich so perfekt, dass sie kaum den n-ten Teil eines Haarrisses sehen konnte, wo die Röhren miteinander verbunden waren.
    All diese Bewegungen spielten sich in beinahe völliger Dunkelheit ab. Es war so dunkel im Testraum, dass jedes andere Wesen nach wenigen Minuten Platzangst bekommen und sich, nur noch der Form des eigenen Körpers bewusst, vom Rest des Welt völlig isoliert gefühlt hätte. Für L’n war die Beleuchtung etwas besser als Zwielicht.
    Sie ruckte den Joystick nach links, um die Nahtstelle einem gewissen Druck auszusetzen, und drückte ihn nach unten, um ein elektrisches Feld zu aktivieren. Äußerlich schien der Saum nach wie vor perfekt, doch L’ns aktinische Augen erkannten einen dunkelroten Fleck. Die Nahtstelle war ausgesprochen brüchig. L’n kicherte und ruckte nach rechts, um die Röhren in den Abfalleimer fallen zu lassen. Schon nach einer knappen Stunde Arbeitseinsatz war der Eimer beinahe randvoll mit Ausschuss gefüllt. Soviel zu den Prahlereien der Tahn hinsichtlich ihrer supereffizienten Produktionsmethoden.
    L’n dachte immer wieder gerne daran, wie die Historiker eines schönen Tages die endgültige Niederlage der Tahn durch den Imperator bis zu diesem Abfalleimer unter ihrem Arbeitstisch zurückverfolgen würden. Zum hundertsten Male lächelte sie über ihren kleinen privaten Scherz, bevor sie zurückrutschte und die nächsten beiden Röhren anforderte. Ihr kleines, anmutig zugespitztes linkes Ohr drehte sich in Erwartung des Klanges der anspringenden Maschine nach hinten. Statt dessen ertönte von außerhalb der Tür ein lauter Ruf. Ihr Ohr drehte sich schmerzerfüllt nach innen. Was hatte das denn zu bedeuten? Das Geschrei ging weiter. Es war Glorie, der Arbeitsaufseher der Tahn. Sie verstand nicht, worum es ging, doch jemand bekam mächtig Ärger. Wenn Glorie nach der üblichen Manier vorging, was sie nicht bezweifelte, dann würde das Gebrüll immer unzusammenhängender werden und schließlich in eine Reihe heftiger Schläge münden.
    Wer es auch sein mochte, L’n tat er jetzt schon leid. Aber was konnte sie schon daran ändern? Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu und versuchte die Geräusche zu ignorieren – ein Prozess, der ihr jeden Tag leichter zu fallen schien. Das erschreckte L’n mehr als alles andere; mehr als Glorie, die anderen Tahn und mehr als der Krieg selbst. Denn noch vor wenigen Jahren hatte der Begriff Gewalt in L’ns Vokabular überhaupt nicht existiert.
    Dabei gehörte L’n durchaus nicht einer Spezies von Pazifisten an. Im Gegenteil: auf einer Skala von amöbenhafter Gallerte bis hin zu ausgesprochenen Raubtieren rangierten die Kerr ziemlich weit oben. Sie waren dünngliedrige, mit einem weichen Pelz bedeckte Wesen mit großen, klaren Augen, hochsensiblen Ohren und einem langen Schwanz, der vor allem zur Balance eingesetzt wurde. Der ursprüngliche Heimatplanet der Kerr war größtenteils von dichten Wäldern bedeckt. Die Kerr bewohnten die mittleren Höhen, wo das Licht so rar war wie der Nahrungsnachschub auf der oberen Ebene.
    Wie die meisten Waldbewohner waren die Vorfahren L’ns sehr auf ihre Privatsphäre bedacht. Die einzige Zeit, zu der die Kerr die Erfahrung eines

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