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Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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vielseitig.«
    »Bis jetzt sind wir noch keinen Schritt weiter«, meinte Heinrichs, als er kurz darauf mit Astrid zurückkam. Trotzdem schaute er munter in die Runde. »Müller hat ein Alibi, Peters hat offensichtlich ein blütenreines Gewissen, und Unkrigs haben uns schräg von der Seite angepupt, aber damit bin ich noch nicht fertig. Es ist noch nicht aller Tage Abend, Leute. Bärbel Peters hat uns doch noch ein paar nette Geschichtchen von der Jansen erzählt, und wir haben uns ein paar Namen notiert.«
    Astrid fummelte gereizt an ihren Haaren herum.
    »Wenn ich ehrlich sein soll, Walter«, meinte Toppe vorsichtig, »ich habe das Gefühl, du verrennst dich mit dieser Vereinsidee. Ich meine Müller, Salzmann-Unkrig, das sind doch …«
    »Geschenkt!« fuhr Heinrichs dazwischen. »Vielleicht haben diese Leute mit dem Brand wirklich nichts zu tun. Trotzdem schadet es nichts, mit denen zu reden. So langsam kriegt man eine Vorstellung von der Toten.«
    Toppe sah Astrid an. »Wollen wir mal gucken, ob die in der Kantine noch was zu essen haben?«
    Aber sie kam nicht dazu zu antworten, weil das Telefon auf Toppes Schreibtisch klingelte.
    Es war Ackermann, ein sehr ernster Ackermann. »Chef, wir haben den Mercedesfahrer. Gestanden hat er auch schon. Keine zehn Minuten, dann sind wir mit dem bei euch.«
    Toppe fühlte sich völlig taub.
    Wieder schellte das Telefon. Automatisch nahm er ab.
    »Berns hier. Das Blut im Scheinwerfer stammt ziemlich sicher von Günther.« Aufgelegt.
    »Dann ist der Rest ja nur noch Formsache«, sagte Heinrichs, aber er hatte ein ganz anderes Gefühl.

    Sie brachten zwei Männer mit, Karl und Frank Braun, Vater und Sohn. Der Junge war noch keine achtzehn.
    Allen, sogar van Appeldorn, fiel es schwer, Routine abzuspulen.
    Der Junge sah aus, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. Er sprach wenig und sah niemanden an. Der Vater schwankte zwischen Schuld, Reue und Erleichterung.
    Ackermann führte die Vernehmung, ohne Absprache. Er führte sie leise und konzentriert.
    Nach und nach wurde das Bild immer schärfer.
    Frank Braun wollte demnächst mit dem Führerschein anfangen und hatte gebettelt, schon mal ein bißchen Fahren üben zu dürfen. Sein Vater hatte – widerwillig, denn das Auto war noch neu – schließlich eingewilligt. Der Kartenspielerweg war Karl Braun sofort in den Sinn gekommen. Sein eigener Vater hatte ihm dort das Fahren beigebracht, und bei all seinen Bekannten war es genauso. Daß es in Warbeyen einen Verkehrsübungsplatz gab, wußte er nicht.
    Alles war zunächst gut gegangen. Der Junge war bis Grafwegen gefahren und hatte dort gewendet. Auf der geraden, freien Strecke zurück hatte er beschleunigt, bis auf 90 Stundenkilometer ungefähr. Als er den holländischen Kleinlaster, den sie schon auf dem Hinweg gesehen hatten, überholt hatte, waren seine Lenkbewegungen überhastet gewesen, und er war auf die Grasnarbe am rechten Wegrand geraten.
    Der Vater hatte den Fußgänger an der linken Seite längst bemerkt, auch noch etwas Warnendes gebrüllt, aber der Junge hatte abrupt gegengelenkt, um von der Grasnarbe runterzukommen, und den Wagen nicht mehr unter Kontrolle gekriegt. Der Vater hatte ihm noch ins Lenkrad gegriffen, aber da war es zu spät gewesen.
    »Der Mann hatte einen Dackel an der Leine«, sagte Karl Braun tonlos.
    Ob der Junge noch abgebremst hatte, wußten sie beide nicht.
    Sie hatten sofort angehalten und waren aus dem Wagen gesprungen, aber der Mann hatte sich nicht mehr bewegt.
    »Ich weiß nicht, was dann mit mir passiert ist.« Karl Braun hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt und beide Hände vor die Stirn gelegt. »Ich wollte nur weg mit dem Kind. Bin in den Wagen, hab nur gebrüllt ’Steig ein!’, da lief der Motor schon. Dann bin ich losgefahren. Unterwegs … , ich weiß nicht, der Junge war leichenblaß, hat nichts mehr gesagt. Und ich hab immer nur gedacht, die holen schon Hilfe, die holen bestimmt Hilfe. Ich war wie verrückt.«
    Er hatte die beiden Männer beim Kleinlaster stehen sehen. »Einer kam doch sofort angerannt. Vielleicht bin ich deshalb sofort losgefahren.«
    Nein, er hatte kein Wort mit denen gewechselt.
    Ja, und von da an hatte er nur noch darauf gewartet, daß die Polizei sie abholte. Da waren doch die Zeugen. Aber nichts passierte. Und dann kamen auf einmal die Meldungen in der Zeitung, und alles wurde immer konfuser. Ein Beamter hatte ihren Wagen überprüft, aber der war ja längst repariert worden, und ausgerechnet an dem Tag

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