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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ins Reich der Finsternis
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Pug.
    Ketlami hob den Kopf und sah Pug an. Seine Augen waren beide beinahe zugeschwollen, und seine
Lippe war gespalten. Er konnte kaum sprechen, so
geschwollen war sein Mund, aber er sah den Magier
dennoch trotzig an. »Du wirst mich niemals brechen,
Magier. Töte mich und bring es hinter dich.«
    Pug warf einen Blick auf den Mann, der neben
ihm stand. »Macht weiter«, sagte er.
Der Folterknecht steckte die Phiole wieder in den
Beutel und stellte sich dann erneut vor den Gefangenen. Ketlami starrte ihn wütend an. Der Mann riss
plötzlich sein Knie hoch und versetzte dem Nachtgreifer einen brutalen Tritt zwischen die Beine. Ketlami brach vollkommen zusammen und hing einen
Moment nach Luft ringend in seinen Ketten.
Dann gingen die Schläge weiter.
    Als die zweite Stunde sich dem Ende näherte, schien
Tad selbst kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen.
Bei jedem Schlag zuckte er sichtlich zusammen. Caleb beobachtete seinen Adoptivsohn, dann bedeutete
er ihm, den Raum mit ihm zu verlassen. Mit einer
Handbewegung wies er Jommy und Zane an zu bleiben.
    Vor der Tür, in einem langen Flur mit Wachen zu
beiden Seiten, saß Ralan Bek mit dem Rücken an der
Wand. Der seltsame, gefährliche junge Mann war
Nakors Schutzbefohlener und schien mit seiner derzeitigen Situation recht zufrieden zu sein.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Caleb Tad.
    Tad atmete tief ein und ließ die Luft langsam wieder entweichen. »Nicht wirklich«, erwiderte er. »Ich
habe ein paar Kämpfe gesehen, wie du weißt, aber
das hier …«
    »Ist etwas anderes«, beendete sein Stiefvater den
Satz.
Tad holte tief Luft. »Ich weiß, was er ist, aber …«
Caleb blickte Tad in die Augen. »Es ist brutal. Es
ist böse, und es ist notwendig. Du weißt, was er ist:
Er würde dich ohne nachzudenken töten, mich töten,
deine Mutter, alle, und dann nachts wie ein Baby
schlafen. Er ist dein schlechtes Gewissen nicht
wert.«
»Das weiß ich, aber ich fühle mich trotzdem, als …«
Caleb tat plötzlich etwas, was für ihn eher ungewöhnlich war: Er legte die Arme um Tad und zog ihn
an sich. »Ich weiß, glaube mir, ich weiß.« Dann ließ
er seinen Stiefsohn wieder los. »Etwas geht dadurch
verloren, und ich bezweifle, dass irgendeiner von uns
es sich wieder verdienen kann. Aber jene, die uns
entgegenstehen, wollen denen, die wir lieben, nur
Böses, und wir müssen sie aufhalten. Das hier wird
noch eine Weile so weitergehen. Wenn wir nicht
über gewisse Mittel verfügten, könnte es sogar Tage
dauern. Aber dieser Mann wird das, was er weiß, in
einer weiteren Stunde oder in zweien verraten. Wenn
du willst, kannst du hier draußen bleiben.«
Tad dachte einen Moment darüber nach, dann
schüttelte er den Kopf. »Nein. Eines Tages muss ich
so etwas vielleicht selbst tun.«
Caleb nickte, und er wusste, dass sowohl Jommy
als auch Zane dieser Aspekt der Lektion entgangen
war. »Ja, und das ist vielleicht das Schlimmste.«
Sie kehrten ins Zimmer zurück und sahen, dass der
Folterknecht Ketlami erneut belebte. Sie stellten sich
wieder neben die anderen, und Zane flüsterte: »Er
kann doch nicht viel länger durchhalten, oder?«
Caleb flüsterte zurück: »Du wirst feststellen, dass
Menschen erheblich widerstandsfähiger sind, wenn
sie an ihre Sache glauben. Dieser Mann ist vollkommen schlecht, er ist ein Tier, aber er glaubt, einer höheren Sache zu dienen, und das bewirkt, dass er sehr
schwer zu brechen ist. Sprecht mit Talwin Hawkins«
– und dann erinnerte er sich an die Geschichten seines eigenen Vaters aus dem Arbeitslager – »oder mit
eurem Großvater darüber, was Menschen ertragen
können. Ich wette, ihr werdet überrascht sein.«
Beinahe eine gesamte weitere Stunde setzte der
Folterknecht seine Arbeit fort, dann hielt er plötzlich
inne. Er warf Pug ohne ein Wort einen Blick zu, und
der Magier nickte. Dann deutete Pug auf den Mann
neben sich, der eine nichtssagende Geste machte.
Pug sagte: »Gib ihm Wasser«, und der Folterknecht gehorchte und ließ den Gefangenen lange aus
einem Kupferbecher trinken. Das Wasser schien Ketlami ein wenig zu erfrischen, und er spuckte dem
Folterknecht ins Gesicht. Der unerbittliche Mann in
der schwarzen Kapuze wischte sich einfach nur den
Speichel ab und sah Pug erneut an.
Pug fragte wieder: »Wo ist dein Großmeister?«
»Das werde ich euch niemals sagen«, erwiderte
Ketlami.
Der Mann neben Pug packte den Unterarm des
Magiers. »Ich habe es«, sagte er leise.
»Seid Ihr sicher?«,

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