Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5
für Midkemia bestand. Worin besteht sie?«
»Es gibt in zwei Universen keinen vernünftigen
Grund für die Dasati, auf die erste Ebene der Wirklichkeit vorzustoßen, Pug. Das weißt du.«
»Nakor nimmt an, dass das Böse von Natur aus
verrückt ist, selbst wenn es zielgerichtet handelt.«
»In unserem Reich …« Macros hielt inne. »In deinem Reich trifft das zweifellos zu. Aber hier?« Er
zuckte die Achseln, eine sehr menschliche Geste.
»Ich bin erst dreißig Jahre ein Dasati, Pug, so gut ich
es einschätzen kann – der Zeitunterschied ist schwierig.«
»Es sind eher fünfzig«, erwiderte Pug.
Macros sah müde aus. »Ich erlangte mein Bewusstsein als Dasati-Junge wieder, bereit, in den
Kampf zu ziehen, um seinem Vater Ehre zu machen.
Beinahe ein Jahr beobachtete ich ihn, dann vermischten wir uns nach und nach, und sein Wesen wurde in
meines aufgenommen. Ich weiß relativ wenig darüber, was die Götter von Midkemia hier leisten können. Und deshalb seid ihr auf dieser Welt, um für sie
zu handeln. Aber irgendwie wurde ein böser Trick
gespielt –«
»Banath«, sagte Pug. »Kalkin.«
»Der Gott der List?« Macros nickte. »Ja, das ist es
wohl, was man von ihm erwarten könnte. Ich bin Dasati, aber ich bin auch ein Mensch. Ich verfüge weiterhin über den Geist von Macros dem Schwarzen –
der, wie ich mit einem gewissen Mangel an Bescheidenheit sagen kann, eines der mächtigsten Wesen in
Midkemia war –, aber hier war ich kaum mehr als
ein Junge, und der größte Teil meiner Fähigkeiten
war verschwunden.«
»Aber nicht alle?«
»Nein. Ich erhielt einige von ihnen zurück und
bildete mich selbst erneut aus. Es brauchte alles, was
ich hatte, um das zu verbergen, oder ich wäre ein
Todespriester oder eine Leiche geworden. Ich habe
andere rekrutiert, wie Martuch, meinen ersten und
besten Schüler. Er ist zehn Jahre älter als ich, aber er
nimmt meine Anleitung entgegen. Und er ist der erste Dasati, der Mitgefühl an den Tag legte.«
»Die Geschichte von Martuch, Narueen und Valko.«
»Ja«, sagte Macros. »Er ist derjenige, der uns mit
der Hilfe eines Ipiliac-Zauberers für diese Reise bereitmachte. Als er sich mit mir in Verbindung setzte,
hatte ich viele Fragen, und einige davon werden warten müssen, aber als Erstes muss ich wissen, ob ihr
den Talnoy gefunden habt.«
»Ja, wir haben sie alle gefunden.«
»Gut, denn sie gehören zu einem wichtigen Teil
von dem, was auf uns zukommt. Der Dunkle Gott
versucht, einen Weg zur ersten Ebene der Wirklichkeit zu finden und seine Domäne zu erweitern. Der
erste Spalt nach Kelewan war ein Unfall, und die
Todespriester sind nicht unbedingt Forscher, wie du
und die Tsurani es sind, aber sie haben weitergemacht, ihre Erfahrung genutzt, und jeder Spalt wurde
besser. Sie haben ihre Suche nach einem Weg in den
ersten Kreis verstärkt. Die Todespriester sandten eine
Art Späher aus, kleine Homunkuli, mit Schutzzaubern, die ihnen Energie lieferten, um die Spalte zu
stabilisieren. Sie wurden alle geschlossen – bis auf
einen. Jemand auf der anderen Seite hat ihnen geholfen, wenn du dir jemanden vorstellen kannst, der verrückt genug ist, so etwas zu tun.«
»Leso Varen«, sagte Pug erschrocken. »Er ist verrückt genug.«
»Erzähl mir später von ihm. Nun haben die Dasati
ihren Fuß nach Kelewan gesetzt. Die Macht der Versammlung hält sie vielleicht einige Zeit in Schach,
Pug, aber am Ende werden die Dasati den ersten
Kreis der Wirklichkeit überschwemmen und diese
Welt überrennen, und dann werden sie Midkemia
finden, und wer weiß, zu wie vielen anderen Welten
sie noch vorstoßen? Das Gleichgewicht zwischen der
ersten und zweiten Ebene der Wirklichkeit ist bereits
ins Wanken geraten – Delecordia sollte überhaupt
nicht existieren, aber es gibt diese Welt. Wenn der
Dunkle Gott der Dasati Midkemia erreicht, wird das
Gleichgewicht zerstört werden. Die erste und die
zweite Ebene der Wirklichkeit werden zusammenstürzen zu … zu etwas anderem, und Milliarden
werden sterben.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich das wirklich verstehe,
Macros. Die Dasati sind bereits dort. Die Agenten
des Dunklen Gottes haben Kelewan erreicht. Wenn
dieses Ereignis also geschehen soll, warum ist es
noch nicht geschehen?«
»Du verstehst mich nicht, Pug. Der Dunkle Gott
ist keine spirituelle Abstraktion, die sich nur eine
kurze Zeit manifestieren kann, wie du es von Midkemia her kennst. Der Dunkle Gott ist ein monströses Wesen, das in einer riesigen Halle
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