Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
betrachtete sich in dem kleinen Spiegel an der Wand.
»Er ist immer noch bewusstlos und liegt, wie es aussieht, im Sterben.«
»Tatsächlich?«, sagte Miranda. »Ich dachte nicht, dass er so schwer verletzt ist.« Sie blickte den alten Magier an. »Ich muss ihn sehen, und wir müssen so viele Mitglieder, wie Ihr könnt, zur Versammlung rufen.«
»Das ist bereits geschehen«, erwiderte der alte Mann mit einem leisen Lachen.
»Es hat sich schnell verbreitet, dass wir einen Gefangenen haben, und nur die Mitglieder, die zu krank zum Reisen sind, sind nicht hier.«
»Wyntakata?«, fragte Miranda.
»Wird selbstverständlich vermisst.« Er bedeutete Miranda, durch die Tür zum Flur zu gehen, und folgte ihr dann. »Wir nehmen an, er ist entweder tot oder hatte etwas mit dieser Sache zu tun.«
»Er ist nicht Wyntakata«, sagte Miranda. »Er ist Leso Varen, der Nekromant.«
»Ah«, murmelte der alte Mann. »Das erklärt vieles.« Er seufzte, als sie um eine Ecke bogen. »Es ist wirklich eine Schande. Ich mochte Wyntakata, obwohl er immer vom Hundertsten ins Tausendste kam, wenn er etwas sagte.
Aber er war schlau und stets ein angenehmer Begleiter.«
Es fiel Miranda schwer, den Wirt von seinem Parasiten zu unterscheiden, aber ihr wurde klar, dass das Bedauern des alten Mannes aufrichtig war. »Es tut mir leid, dass Ihr einen Freund verloren habt«, sagte sie, »aber ich fürchte, wir könnten sehr viele Freunde verlieren, bevor diese Sache vorbei ist.«
Sie blieb stehen, wo weitere Flure abzweigten, und sah Alenca an, der auf den Korridor zeigte, den sie nehmen
sollten. »Wir halten den Dasati in einem Raum mit Schutzzaubern gefangen.«
»Gut«, sagte Miranda.
Zwei Magieschüler in grauen Gewändern standen an der Tür Wache, und drinnen standen zwei Erhabene neben dem Todespriester.
Einer, ein Mann namens Hostan, grüßte Miranda, während der andere sich über die bewusstlose Gestalt auf dem Strohsack beugte. »Cubai und ich sind überzeugt, dass etwas überhaupt nicht stimmt mit diesem … Mann.«
Der Magier, der den Todespriester untersucht hatte, nickte. »Er hat durch nichts zu erkennen gegeben, ob er wieder zu sich kommen wird, und sein Atem wirkt angestrengt. Wenn er ein Mensch wäre, würde ich sagen, er hat Fieber.« Ratlos schüttelte er den Kopf. »Aber bei diesem Geschöpf habe ich nicht die geringste Idee, worauf ich achten soll.«
Cubai war ein Magier, der sich viel mehr für die Heilkunst interessierte als die meisten Erhabenen, da das eigentlich die Domäne von Heilern vom Geringeren Pfad der Magie und von Priestern bestimmter Orden war. Miranda hielt ihn für den idealen Kandidaten, auf den Todespriester aufzupassen.
»Als ich ihre Gefangene war«, sagte sie, »habe ich ein paar Dinge über diese Geschöpfe herausgefunden. Die Dasati sind durchaus menschenähnlich, zumindest in dem Sinn, wie uns auch Elfen, Zwerge und Kobolde ähnlich sind: grob menschlich der Form nach, aufrecht auf zwei Beinen stehend, Augen vorn in einem erkennbaren Gesicht, und ich weiß, dass es bei ihnen zwei Geschlechter gibt und die weiblichen Dasati Kinder zur Welt bringen. Ich habe das herausfinden können, als ich von den Todespriestern genau untersucht wurde. Ich beherrsche ihre Sprache nicht, aber ich habe ein oder zwei Wörter aufgeschnappt und eine gewisse Vorstellung davon, was sie über Menschen denken.«
Sie drehte sich um, als eine Handvoll Magier in den Raum kam, nachdem sie erfahren hatten, dass Miranda wach und zu dem Todespriester gegangen war.
Sie hob die Stimme, so dass alle sie hören konnten. »Sie sind körperlich erheblich stärker als wir. Ich nehme an, es handelt sich um einen Aspekt ihres Wesens, der von ihrer Anwesenheit auf diesem Planeten verstärkt wird. Aber ich glaube, sie haben gewisse Schwierigkeiten mit den Unterschieden zwischen den beiden Planeten, daher die Energiekuppel, die sie geschaffen haben, um darin zu leben. Dennoch, jeder durchschnittliche Dasati-Krieger kann alle bis auf die stärksten Menschen besiegen, seien es Tsurani-Krieger oder Soldaten des Königreichs.« Dieser Zeitpunkt war so gut wie jeder andere, mögliche Hilfe aus Midkemia zu erwähnen, dachte sie.
Sie schaute hinab zu dem Todespriester und versuchte, das, was sie sah, mit dem zu verbinden, was sie bemerkt hatte, als er und sein Kollege ihre Experimente an ihr durchführten. »Er sieht nicht gut aus, das ist eindeutig.«
Sie beugte sich über ihn und bemerkte einen Schimmer von Schweiß auf seiner Stirn.
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